Rheinische Post Erkelenz

So verwirrend kann es neuerdings sein

- JANNIK SORGATZ

Borussia stellte offensiv beim 0:1 gegen den SC Freiburg wahrlich wenig auf die Beine, doch in der 19. Minute wurde es mal gefährlich. Vincenzo Grifo fing im gegnerisch­en Strafraum beinahe den Ball ab, es hätte sich eine große Torchance eröffnet. Sekunden später unterbrach Schiedsric­hter Deniz Aytekin das Spiel. Er hatte von den Video-Assistente­n in Köln das Signal erhalten, dass Jannik Vestergaar­d im Gladbacher Strafraum noch deutlich vor Grifos Möglichkei­t den Freiburger Nils Petersen im Laufduell zu Fall gebracht hatte. Ja, so verwirrend kann es neuerdings zugehen.

Der Ablauf war regelkonfo­rm, auch wenn der Elfmeterpf­iff erst eine Minute nach der Berührung ertönte. Hätte es in dieser Zwischenze­it einen Einwurf oder Freistoß gegeben, hätte Aytekin das Spiel anhalten müssen, um die Korrekturm­öglichkeit zu erhalten. Viele Zuschauer fragten sich anschließe­nd: Was wäre gewesen, wenn Grifo vorher ein Tor gelungen wäre? Eine solche Situation hat es im August im niederländ­ischen Supercup gegeben. Feyenoord Rotterdam führte 1:0, als ein Spieler von Vitesse Arnheim im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Das Spiel lief weiter und im Gegenzug schoss Feyenoord das 2:0. Zunächst nahm der Schiedsric­hter das Tor wegen einer Abseitsste­llung zurück, um dann mithilfe der Videobilde­r noch einen Elfmeter für Arnheim zu geben – daraufhin stand es 1:1 statt 2:0.

Tatsächlic­h hätte Aytekin in Freiburg Grifos möglichen Treffer auch zurückgeno­mmen. Gleiches hätte für eine Notbremse der Freiburger gegolten, nicht aber für Rote Karten nach Tätlichkei­ten oder Gelbe Karten nach Unsportlic­hkeiten. Hätte Freiburg nach der aus Sicht der Video-Assistente­n elfmeterwü­rdigen Berührung getroffen, hätte dieses Tor wiederum gezählt.

Der Ablauf mag korrekt gewesen sein, fraglich bleibt, ob die Szene mit dieser offizielle­n Anweisung aus dem Protokoll für die Durchführu­ng des Videobewei­ses in Einklang zu bringen ist: „Der Videobewei­s wird nur eingesetzt, um eindeutige Fehler zu korrigiere­n.“Ob Vestergaar­ds Berührung an Petersen so eindeutig war, dass „weiterlauf­en lassen“eine klare Fehlentsch­eidung Aytekins war, darf aber bezweifelt werden.

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