Vier Vorsätze für die Rückrunde
Was gut war bei Borussia, kann so bleiben. Wir haben Bereiche herausgesucht, in denen es noch besser und konstanter geht.
Weiter wachsen Am 1:6 gegen Dortmund und 1:5 gegen Leverkusen sind Matthias Ginter und Jannik Vestergaard nicht zerbrochen, so selbstverständlich war das angesichts des Aufruhrs nach beiden Spielen nicht. Seit Ende Oktober ist die Gegentor-Quote besser: In zehn Spielen gab es nur noch zwölf, zuletzt vor Weihnachten war es viermal in Folge nur eins – eine Premiere für das neue InnenverteidigerDuo, das in vielen Bereichen zur Spitzengruppe der Liga gehört, aber besonders bei den eigenen Fans einen schlechteren Ruf hat. Auch das wandelt sich so langsam, Ginters und Vestergaard Kurve ragt nicht steil nach oben, doch der Trend ist eindeutig erkennbar. Die Offensive gewinnt einem alten FußballSprichwort zufolge Spiele. Borussias Defensive wird keine Meisterschaften gewinnen, das Ziel „U50“sollten sich Ginter und Vestergaard vornehmen – also höchstens noch 21 Gegentore in 17 Rückrundenspielen. Rückkehr zur Sommer-Zeit Vor Weihnachten haben wir Yann Sommers Hinrunde das Prädikat „solide“verliehen. An den Reaktionen war abzulesen: Manch einer wäre mit „durchwachsen“eher einverstanden gewesen. Der Torwart hat wenige Gegentore eindeutig verschuldet, aber er hat sich auch zu selten mit guten Paraden abgehoben vom Durchschnitt der Liga. Während Manuel Neuer verletzt ist und Marc-André ter Stegen in Spanien als „Messi mit Handschuhen“verehrt wird, brachte die Bundesliga-Hinrunde eine Renaissance der klassischen Bälle-Abwehrer wie Jiri Pavlenka in Bremen und Peter Gulacsi in Leipzig. Dass Sommers Vorderleute, gemessen an Gladbachs Klasse, viel zulassen, war unter Dieter Heckings Vorgängern André Schubert und Lucien Favre nicht anders. Doch damals machte Sommer nicht nur mit seinen Fähigkeiten am Ball auf sich aufmerksam, sondern auch bei der Ausübung der Kernaufgaben seines Berufes. Manch einer erinnert sich vielleicht an seinen herausragenden Reflex 2015 in Bremen kurz nach der Pause, als es 0:0 stand und Borussia am Ende mit einem 2:0 die Champions League klarmachte. Das ist der Sommer, wie er früher einmal war – und den er sich zum Vorbild nehmen sollte. Zwei Zu-Null-Spiele sind ausbaufähig. Mehr Grifo, mehr Traoré Im Lexikon der Spielertypen hat sich seit ein paar Auflagen unter U der „Unterschied-Spieler“etabliert. Verweise auf F wie Freigeist und K wie Künstler deuten an, was solch einen ausmacht. In der Hinrunde haben Borussias Unterschied-Spieler nicht annähernd so viel Spielzeit bekommen, wie sich alle erhofft hatten. Zwei im Kader verdienen sich dieses Etikett ganz besonders, doch Vin- cenzo Grifo spielte erst am 28. Oktober in Hoffenheim mal von Beginn an, Ibrahima Traoré in der Liga nur am ersten Spieltag gegen Köln – bei-
Raffael hat sich über die Jahre im Spielertypen-Lexikon einen eigenen Eintrag unter M wie „Maestro“verdient. Mit seinen sechs Toren steckt er wie so viele Kollegen aber im Einerseits-andererseits-Dilemma: Einerseits hat er aufgrund seines Doppelpack-Faibles in nur drei Ligaspielen getroffen, andererseits brachten seine Tore beim 2:0 gegen Stuttgart, beim 4:2 gegen Berlin und beim 3:1 gegen Hamburg sechs Punkte mehr. Der Brasilianer ist auf die Zielgerade seiner Karriere eingebogen, im März wird er 33 Jahre alt. Bis zu seinem Vertragsende 2019 wird er Allan Simonsen, Borussias besten ausländischen Torschützen, wohl nicht mehr einholen. Raffael hat 53-mal getroffen, Simonsen 76-mal. Doch der Zweitplatzierte, Martin Dahlin, ist mit 60 Toren in Reichweite, schon in der Rückrunde. Sein allerbestes Spiel für Borussia machte Raffael gegen den FC Barcelona ohne eigenen Erfolg. Trotzdem geht die Rechnung auf: Trifft Raffael regelmäßig, geht es Borussia besser. Doch dafür muss es Raffael gut gehen. Seine Wadenprobleme hat er überwunden, gegen Köln steht einem Einsatz nichts im Weg. Zur Not würde Trainer Dieter Hecking dann auch ein einzelnes Tor nehmen.