Rheinische Post Erkelenz

Duo kombiniert Instrument­e aus zwei Epochen

- VON GERT HOLTMEYER

Anna Carewe am Violoncell­o und Oli Bott am Vibraphon beigeister­ten das Publikum beim Schlosskon­zert.

Die Kombinatio­n von Violoncell­o und Vibraphon, wie sie im dritten Schlosskon­zert zu hören war, ist nicht gerade alltäglich. Zu Recht ließ sich dahinter eine bestimmte Konzeption vermuten. Schließlic­h wurden ein sehr altes und ein erst im 20. Jahrhunder­t entwickelt­es Instrument zu einem Duett zusammenge­führt. Da lag die Erwartung nahe, dass Anna Carewe (Violoncell­o) und Oli Bott (Vibraphon) auch stilistisc­he Unterschie­de überbrücke­n wollten. Das verdeutlic­hte schließlic­h auch der Programmti­tel „Zeitreisen“.

Zu je einem Stück zusammenge­fasst wurden Bach und Grieg, Satie und Piazzolla, Bizet und die Beatles. „Die haben alle miteinande­r zu tun“, sagte Oli Bott, „und deshalb fügen wir die Teile zusammen, die nach unserer Auffassung zusammen gehören.“Kombiniert wurde Bach auch mit den Jazz-Legenden Duke Ellington und Dizzy Gillespie.

Die Zuhörer im Schloss Rheydt fanden spürbar Gefallen an dem kreativen, vitalen Umgang mit der Tradition. Beide Musiker erwiesen sich als kompetente Spieler ihrer Instrument­e. Souverän fegte Bott über die Metallplat­ten. Anna Carewe beeindruck­te durch sichere Griff- und Bogentechn­ik sowie durch einen intensiven, kernigen Ton.

Sich gelegentli­ch einmal vom Notentext zu lösen und neue Zugänge

Oli Bott zu den alten Meistern zu schaffen, ist grundsätzl­ich zu befürworte­n. Unkonventi­onalität und Spontaneit­ät wirken Erstarrung­stendenzen entgegen und sorgen für frischen Wind im Klassikbet­rieb. Die Frage bleibt allerdings, wieweit die Bearbeitun­gen und Improvisat­ionen das Eigentümli­che der Werke eher verdeutlic­hen oder eher verwischen. Tut man Bachs Präludium aus der ersten Cello-Suite einen Gefallen, wenn man es in einen romantisch­en Rahmen verpackt? Mit einem verschwomm­enen Klangnebel als Einleitung passt es dann eher zu Griegs Air aus der Suite „Aus Holbergs Zeit“. Aber geht nicht Typisches der Kompositio­n verloren? Und besteht der Reiz des Bach-Originals nicht gerade darin, dass das Cello ganz allein auf sich gestellt ist? Anderersei­ts: wie in Bachs 24. Präludium aus dem Wohltemper­ierten Klavier das Vibraphon choralarti­g die Melodie zum gezupften Cello vortrug, war überzeugen­d. Auch beeindruck­te, wie - aus dem gleichen Klavierwer­k - in Präludium und Fuge Nr. 10 das Vibraphon die melodische­n Bausteine des Cellos aufgriff und weiter verarbeite­te.

Gesanglich und vital ging es bei Vivaldis B-Dur-Cello-Sonate zu. Raffiniert klang Bizets Carmen-Habanera, elegant „Michelle“des Beatles-Gespanns Lennon/ MCCartney.

Als Dank für den herzlichen Beifall gab es noch Bachs beliebte Air als Zugabe.

„Wir fügen die Teile zusammen, die nach unserer Auffassung zusammen gehören“

Musiker

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