Gatte klingt reichlich verstaubt
Ich habe früher gelernt, dass ein Mann immer von ,seiner Frau‘ spricht, während ein Fremder eben diese als ,Ihre Gattin‘ bezeichnet“, schreibt uns Leserin Anneliese O. und weist darauf hin, dass es doch unüblich sei, von „seiner Gattin“zu sprechen. Das ist absolut korrekt: Die eigene Frau wird vom Ehemann selbst weder als Gattin noch als Gemahlin bezeichnet, sondern seit jeher schlicht als „,meine Frau“.
Allerdings muss sich heute über die Alternativen eigentlich niemand mehr Gedanken machen, denn der Knigge hält nicht nur die Bezeichnung Gattin/Gatte, sondern auch Gemahlin/Gemahl für nicht mehr zeitgemäß. Bisweilen hört man zwar noch ein „Grüße an die Gattin“oder wird mit „Herrn X und Frau Gemahlin“angeschrieben, doch das klingt in Wahrheit nur einen Hauch moderner als etwa die Wendung: „Empfehlen sie mich Ihrer lieben Frau Mutter.“
Tatsächlich ist das Wort Gatte, das sich als „gate“schon im Mittelhochdeutschen findet (was so viel wie „zur selben Gemeinschaft gehörend“bedeutet) in etwa so out wie das gute alte „Fräulein“. Selbst der berühmte „Göttergatte“ruft allenfalls ein müdes Lächeln hervor. Wer heute auf Gamaschen eher verzichtet und Kontaktlinsen einem Monokel vorzieht, sollte auch veraltete Formulierungen meiden. Einfach und klar kommt immer besser an als gestelzt oder verschroben. Entsprechend schnörkellos adressiert man Briefe heutzutage etwa an Frau Sabine Schmitz und Herrn Frank Schmitz oder – noch weniger förmlich – an Sabine und Frank Schmitz.
Auch bei Einladungen sind Formulierungen wie „lade ich Sie und ihre(n) Frau/Mann ein“die einfachste und beste Wahl. Ist der Beziehungsstatus unklar, darf man den Partner oder die Partnerin dazu bitten, was übrigens auch außerhalb des Schriftverkehrs stets besser klingt als die etwas sperrige Bezeichnung „Lebenspartner“.