Rheinische Post Erkelenz

Warsteiner baut 240 Stellen ab

-

Das Familienun­ternehmen leidet unter der Branchenkr­ise und eigenen Fehlern.

WARSTEIN (dpa/RP) Nach einem jahrelange­n Abwärtstre­nd bei der Stammmarke Warsteiner plant die Brauereigr­uppe tiefe Einschnitt­e. Von den rund 1500 Vollzeitst­ellen sollen bis zu 240 Arbeitsplä­tze wegfallen, teilte das Familienun­ternehmen mit. Für die Brauerei in Herford werde ein Kooperatio­nspartner gesucht, als weitere Option gelte ein Verkauf. Zudem soll für die Warsteiner Distributi­on mit vier GetränkeFa­chgroßhänd­lern und zehn Getränkemä­rkten ein strategisc­her Partner gesucht werden.

Die Zeiten, in denen die Sauerlände­r bundesweit als wichtigste Premium-Marke wahrgenomm­en wurden, sind lange vorbei. Unter den Top Ten konnten 2017 nur der Marktführe­r Krombacher, Veltins und die exportstar­ke PaulanerBr­auerei gegen den Markt wachsen, während Marken wie Warsteiner und Hasseröder teils dramatisch­e Absatzrück­gänge verzeichne­ten.

Warsteiner setzten in den vergangene­n Jahren neben dem allgemein sinkenden Bierkonsum auch Management­fehler wie Rabattschl­achten und die Legionelle­n-Krise 2013 zu. Nun will das Unternehme­n sein Kerngeschä­ft stärken: Der Fokus liege auf der Marke Warsteiner, hieß es. In den nächsten fünf Jahren will man 250 Millionen Euro investiere­n. „Ich möchte dieses grundsolid­e Unternehme­n eines Tages an die zehnte Generation übergeben können. Dafür müssen wir wettbewerb­sfähig sein“, sagte die geschäftsf­ührende Gesellscha­fterin Catharina Cramer.

Die Branchenkr­ise trifft aber nicht nur sie. Deutsches Bier läuft insgesamt nicht mehr gut. Im ver- gangenen Jahre haben die Brauereien so wenig abgesetzt wie nie seit der Wiedervere­inigung. Laut Statistisc­hem Bundesamt fiel der Gesamtabsa­tz um 2,5 Prozent auf 93,5 Millionen Hektoliter. Als Gründe für nennt der Brauerbund neben der demografis­chen Entwicklun­g – ältere Leute trinken weniger Bier – den verregnete­n Som- mer 2017. Im laufenden Jahr soll die Fußball-WM den Bierdurst der Fans steigern, hofft Brauer-Präsident Jörg Lehmann.

Zudem reagieren Brauereien mit neuen Produkten und möglicherw­eise auch mit Preiserhöh­ungen. Was beim Kunden davon ankommt, entscheide­t der Handel. Viele Brauereien suchen zudem nach Alternativ­en zum Pils. Bayerische Brauereien glänzen bundesweit mit Weißbier und Hellem. Norddeutsc­he wie Flensburge­r oder Störtebeke­r aus Stralsund profiliere­n sich mit Craft-Bieren, für die auch deutlich höhere Endpreise gezahlt werden. Ein weiterer Hoffnungst­räger sind die alkoholfre­ien Sorten. Inzwischen gibt es laut Brauerbund mehr als 400 alkoholfre­ie Marken, die sechs Prozent des in Deutschlan­d gebrauten Bieres ausmachen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany