Rheinische Post Erkelenz

U2 bittet seine Fans zur Kasse

- VON REINHARD KOWALEWSKY

KÖLN Beim Kampf gegen Armut in Entwicklun­gsländern ist Rockstar Bono seit Jahrzehnte­n ganz vorne dabei. Der heute startende Vorverkauf für ein zweites Konzert der irischen Rockstars am 5. September in Köln bestätigt, dass die Band in eigener Sache erst recht nichts von niedrigen Ansprüchen hält. Schlauer als U2 treibt wohl keine Musikgrupp­e die Einnahmen ihrer Konzerte hoch, nur die Rolling Stones gelten als ebenbürtig.

Zuerst verkündet U2 schon beim Vorverkauf für das erste Konzert am 4. September, dass Mitglieder des selbst organisier­ten Fanclubs „U2.com“bevorzugt Tickets erhalten – das brachte von vielen Gästen erst einmal Zusatzeinn­ahmen von 50 Euro. Käufer des letzten Albums haben auch bevorzugt Zugang – das kurbelt den Verkauf an. Dann wurden die Besucherbl­ocks nach Attraktivi­tät gestaffelt: Dort, wo die Besucher fast nichts sehen, gibt es Schnäppche­ntickets für 46,40 Euro. Stehplätze kosten 92,40 Euro.

Doch umso teurer wird es auf den besseren Plätzen: Die vielen Tausend Sitze auf dem Unterrang kosten 230 Euro. Direkt vor der Bühne in der „Red-Zone“gibt es Zugang für 325 Euro inklusive einer Spende für einen sozialen Zweck. Und auf den jeweils 200 Silver-Seats und 200 Gold-Seats unter den 17.407 Tickets pro Show in Köln sind bis zu 342 Euro fällig. Als Summe kommen so an einem Abend rund 2,6 Millionen Euro zusammen – bei einem geschätzte­n Durchschni­ttspreis von 150 Euro.

Die gleiche Einnahme erhofft sich die Band vom zweiten Abend, dessen Vorverkauf heute startet. Das zweite Konzert wurde vor einer Woche angekündig­t, nachdem der erste Termin binnen Stunden ausverkauf­t war. Die Sorge, kein Ticket zu erhalten, spült dem Fan-Club nun Mitglieder zu. „Das ist schon eine geschickte Beeinfluss­ung der Nachfrage“, sagt der Düsseldorf­er Unternehme­nsberater Holger Neinhaus, „Die Profis von U2 wissen, dass die Fans eine hohe Zahlungsbe­reitschaft für gute Plätze haben.“

Die 5,2 Millionen Euro an Einnahmen aus den zwei Kölner Konzerten sind nur ein Teil des Geschäftes: Insgesamt sind 57 Auftritte bei der weltweiten Hallentour­nee dieses Jahr geplant – das könnte 150 Millionen Euro einfahren. 2017 brachte eine globale Tour durch Stadien laut seriösen Schätzunge­n rund 250 Millionen Euro – keine andere Band der Welt war finanziell so erfolgreic­h. „Beautiful payday“(schöner Zahltag) , schreibt das Magazin RTE in Anspielung an den U2-Hit „Beautiful day“(schöner Tag).

Dabei ist die Rockband insgesamt geschäftst­üchtig. Die Rechte für die Songs werden über eine Firma in den Niederland­en verwaltet – das spart Steuern. Frontsänge­r Bono gilt als Milliardär, weil ihm über eine Investment­firma zumindest zeitweise zwei Prozent von Facebook gehörten. Im Herbst kam heraus, dass er über eine Briefkaste­nfirma ein Einkaufsze­ntrum in Litauen besaß. 34.000 Euro an Steuernach­zahlung waren fällig. Bono hat das Investment aufgegeben und bereute das fragwürdig­e Geschäft öffentlich.

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