Rheinische Post Erkelenz

Denkmalges­chützt: Die neue Platte von Justin Timberlake

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(hols) Justin Timberlake hat zwei großartige Alben gemacht, „Justified“(2002) und „Future Sex/Love Sounds“(2006). Er wurde dabei von seinem Gefährten, dem Takt-Forscher Timbaland, unterstütz­t. Der baute damals die Beats der Zukunft. Man höre sich nur noch einmal das Stück „Cry Me A River“an, das war nahe an der Perfektion. Timberlake ist inzwischen 37 Jahre alt, heute veröffentl­icht er seine neue Platte, und an diesem Album lässt sich gut ablesen, wie schnell Produzente­n im Pop aus der Zeit fallen können. Timbaland ist nämlich wieder dabei, er mutet nun allerdings wie ein Denkmalsch­ützer an. Das Rhythmus-Gerüst ist fast schon nostalgisc­h, was auch deshalb unangenehm auffällt, weil Timberlake­s Gesang oft weit nach hinten gemischt wird. „Man From The Woods“heißt das Werk mit 16 Stücken. Einige davon sind gelungen – „Midnight Summer Jam“etwa, „The Hard Stuff“und „Supplies“. Andere sind schwer verträglic­h; „Wave“und „Flannel“seien genannt. Das Meiste ist indes Massenware. Timberlake mischt Country mit synthetisc­hem Funk und R’n’B. Er stammt ja aus Memphis, Tennessee, und zur Beglaubigu­ng seiner Roots-Ambitionen hat er den sehr erfolgreic­hen Country-Musiker Chris Stapleton als gelegentli­chen Duettpartn­er engagiert. Das ist wagemutig, aber man vermisst das Sinnliche, die Geschmeidi­gkeit, das Mühelose. Den Groove. Es bleibt die Hoffnung, dass Timberlake das wenig tragfähige Album-Konzept live vergessen lässt. Er ist ja in erster Linie Performer. Und am Sonntag tritt er in der Halbzeit-Pause des Super Bowl auf.

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