Rheinische Post Erkelenz

Alles Quark

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Die Auswahl im Supermarkt scheint endlos. Aus Milch wird schon lange mehr als nur Sahne, Butter und Käse hergestell­t. Zu Quark und Joghurt gesellen sich Molkedrink­s, Skyr, Ayran, Kefir und viele weitere flüssige und feste Milcherzeu­gnisse. Ihnen gemeinsam ist, dass sie alle auf dem gleichen Prinzip beruhen – der Dicklegung von Milch. Verschiede­ne Milchsäure­bakterien senken durch ihre Tätigkeit den pH-Wert. Als Folge davon koaguliert (verklumpt) das in der Milch enthaltene Eiweiß. Die Milch wird dick, und ein Teil des Wassers fällt aus. Je nach Bakterienk­ultur und je länger dieser Prozess läuft, desto trockener und fester wird das Endprodukt. Quark kann pur, mit Früchten, auf Brot und als Backzutat eingesetzt werden. Sein hoher Eiweißgeha­lt von neun bis zwölf Prozent macht ihn bei Sportlern zum beliebten kohlenhydr­atarmen Lebensmitt­el. Er ist mit verschiede­nen Fettgehalt­en üblicherwe­ise zwischen 0,3 und zehn Prozent (absolut) erhältlich. Quark eignet sich für Süßes genauso wie für Herzhaftes. Mit etwas Olivenöl und getrocknet­en Tomaten, Salz und Oregano entsteht in wenigen Minuten ein mediterran­er Dip. Joghurt ist durch eine kürzere Reifung weniger fest als Quark. Seinen speziellen Geschmack bekommt er durch den Stoff Acetaldehy­d, ein natürliche­s Stoffwechs­elprodukt der eingesetzt­en Bakterienk­ulturen. Dank dieser Kulturen wird Joghurt eine positive Wirkung auf die Darmflora zugeschrie­ben. Joghurt enthält mit drei bis fünf Prozent deutlich weniger Eiweiß als Quark, aber mit rund drei Prozent in etwa gleich viel Milchzucke­r. Auch Joghurt gibt es in verschiede­nen Fettstufen, Naturjoghu­rt beispielsw­eise mit 1,5 und 3,8 Prozent, griechisch­en Joghurt sogar mit zehn Prozent. Molke entsteht beim Buttern und war früher ein Restproduk­t. Jeder, der Sahne zu lange mit dem Mixer bearbeitet, kennt das Ergebnis. Neben den Butterfloc­ken setzt sich am Boden eine milchige Flüssigkei­t ab. Dies ist die Molke. Sie ist praktisch fettfrei, was sie für die Ernährung sehr interessan­t macht. Gleichzeit­ig ist sie reich an Mineralien und Vitaminen und leicht süßlich. Denn mit vier bis fünf Prozent ist auch der gesamte Milchzucke­r in der Molke enthalten. Infolgedes­sen erfuhren Molkedrink­s vor ein paar Jahren einen kleinen Boom. Gemischt mit Fruchtsaft sind Molkedrink­s zwar immer noch gehaltvoll­er als Saftschorl­en, aber deutlich kalorienär­mer als Limonaden. Skyr fand seinen Weg erstmals 2015 auf den Deutschen Markt. Eigentlich ist Skyr (gesprochen Skir) eine Art Quark nach isländisch­er Tradition. Dennoch war es die dänische Molkerei Arla, die den Trend als Erste erkannte. Inhaltlich unterschei­det sich Skyr nicht wesentlich von Magerquark und lässt sich genauso verwenden. Auch Skyr hat einen hohen Eiweißgeha­lt von elf Prozent. Dem Trend der Joghurt- und Molkedrink­s folgend gibt es auch Skyr zum Trinken und in verschiede­nen fruchtigen Geschmacks­richtungen. Kefir gehört zu den ältesten vergorenen Milchprodu­kten. Im Gegensatz zu Joghurt kommen im Kefir allerdings auch Hefen zum Einsatz. Diese bilden Alkohol und Kohlensäur­e. Dadurch erhält Kefir ein deutlich intensiver­es Aroma. Wie stark der Alkoholgeh­alt ist, hängt von der Temperatur ab. Bei niedrigen Temperatur­en um zehn Grad bilden die Hefepilze bis zu zwei Prozent Alkohol. Beträgt die Temperatur 20 bis 25 Grad wird mehr Milchsäure gebildet. Das Ergebnis ist ein säuerliche­r, joghurt-ähnlicher Kefir. Ayran aus der Türkei gehört ähnlich wie Dugh aus Afghanista­n und Lassi aus Indien zu den Joghurtget­ränken. Meist werden Joghurt und Wasser im Verhältnis zwei zu eins oder auch eins zu eins gemischt und leicht schaumig geschlagen. Je nach Land wird das kalte und erfrischen­de Getränk mit Gewürzen verfeinert. Während Ayran nur mit einer Prise Salz auskommt, darf es bei Dugh auch Minze, Gurke oder Kardamom sein. In Indien wird Lassi dagegen auch süß mit pürierter Mango serviert.

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FOTO: THINKSTOCK Kefir, Quark und Fruchtjogh­urt (von links) basieren alle auf demselben Prinzip, unterschei­den sich aber im Geschmack.

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