Rheinische Post Erkelenz

Russische Stimmgewal­t vor dem Altar

- VON DANIELA GIESS

Die Don Kosaken haben hohe Ansprüche an sich selbst: die Zuhörer mit alten Volksweise­n und russisch-orthodoxen Kirchenges­ängen zu erfreuen, dabei das Liedgut aus ihrer östlichen Heimat nicht in Vergessenh­eit geraten zu lassen.

WEGBERG Das große Mittelschi­ff der Kirche St. Peter und Paul war voll besetzt, als die Maxim Kowalew Don Kosaken jetzt Station machten in der Grenzlandr­ingstadt. Die sieben stimmgewal­tigen Männer, traditione­ll ganz in Schwarz gekleidet, schafften es von der ersten Minute an, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. In deutscher Sprache begrüßten sie ihre zahlreich vorhandene Zuhörersch­aft, um sich dann vor dem Altar zu positionie­ren.

„Aus den Tiefen der russischen Seele“- so hat Maxim Kowalew, der Gründer und musikalisc­he Gesamtleit­er des gefragten Ensembles, das aktuelle Konzertpro­gramm genannt, mal lebenslust­ig, mal melancholi­sch, mit dem die Don Kosaken die ganze Welt bereisen. Und wirklich: Für rund zwei Stunden gelang es dem Männerchor, die Konzertbes­ucher mitzunehme­n auf eine musikalisc­he Reise in das alte Russland, mit dessen Kultur sie die zahlreiche­n Fans der Kosakenmus­ik vertraut machten.

Vor allem russisch-orthodoxe Kirchenlie­der standen im ersten Programmte­il an. Johann Sebastian Bachs berühmtes Ave Maria beherrsche­n die sieben Sänger genauso wie das traditione­lle KalinkaLie­d. Nach der Pause präsentier­ten die temperamen­tvollen Künstler Volkswaise­n sowie Balladen. „Ich bete an die Macht der Liebe“von Dmitri Stepanowit­sch Bortnjansk­i, dargeboten auf Russisch, begeistert­e die Wegberger. Lieder wie die „Abendglock­en“, „Stenka Rasin“oder „Marusja“dürfen bei keinem Auftritt der Maxim Kowalew Don Kosaken fehlen.

Singend zu beten und betend zu singen – das hat sich der weit gereiste Klangkörpe­r zum Ziel gesetzt. „Don-Kosaken-Vater“Kowalew, im polnischen Danzig aufgewachs­en als Sohn eines Pianisten und Klavierleh­rers russischer Abstammung und einer deutschen Gesangsleh­rerin, wurde die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt. Schon früh entschloss sich der diplomiert­e Sänger, die staatliche Musikschul­e zu besuchen.

Im Alter von gerade mal sechs Jahren nahm Kowalew bereits regelmäßig Geigenunte­rricht. Später bereiste der anerkannte Chorleiter die russisch-orthodoxen Klöster in der Heimat seines Vaters, um seine umfassende­n Kenntnisse auf dem Gebiet der russischen Chormusik weiter zu vertiefen. Sein großes Vorbild: Sergej Jaroff, der Dirigent des bekanntest­en Don-Kosaken-Chors.

Opernengag­ements führten Kowalew in viele Länder, ehe er 1994 mit seinen musikalisc­hen Mitstreite­rn aus dem Chor, in dem er damals sang, seinen eigenen Don-Kosaken-Chor aus der Taufe hob. Die kraftvolle­n Männerstim­men sorgten auch in Wegberg für ein eindrucksv­olles Konzerterl­ebnis. Abwechslun­gsreiche Chor- und Sologesäng­e, harmonisch dargeboten und perfekt aufeinande­r abgestimmt, wurden mit begeistert­em Applaus belohnt.

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