Rheinische Post Erkelenz

Echte Liebe gegen alte Liebe

- VON PATRICK SCHERER

Peter Stöger kehrt mit Borussia Dortmund nach Köln zurück. Es ist der emotionale Rahmen für ein sportlich bedeutsame­s Spiel.

KÖLN Mit roter Krawatte und rotem Gürtel betritt Peter Stöger das Stadion des FC Arsenal im Norden Londons. Er grinst, als er auf die mehreren Tausend Kölner Fans in der Gästekurve blickt. 25 Jahre hatte der Fußballklu­b warten müssen, bis er and diesem Tag wieder internatio­nal in Erscheinun­g treten darf. Stöger hat dieses Erlebnis als Trainer maßgeblich beeinfluss­t. Und in einer zu Überschwan­g neigenden Stadt genießt er deshalb nicht nur Kult-, sondern auch Heldenstat­us.

Gerade einmal 140 Tage ist diese Szenerie in der englischen Hauptstadt her. Heute Abend wird Stöger das Kölner Stadion betreten. Rote Accessoire­s wird der 51-Jährige nicht tragen. Stattdesse­n wird er in Schwarz-Gelb erscheinen. Denn das kölsche Märchen ist seit Dezember beendet. Und somit kehrt Stöger als irdisches Sinnbild des modernen Fußballs zurück. Nur eine Woche nach der Entlassung in Köln im Dezember hatte der Österreich­er bekanntlic­h bei Ligakonkur­rent Borussia Dortmund angeheuert, mit dem er heute bei seiner alten Liebe gastiert.

„Natürlich ist das alles andere als ein normales Spiel für mich“, betonte Stöger gestern. „Ich weiß selbst nicht genau, wie ich mich fühlen und mit der Situation umgehen werde.“In die falsche Kabine werde er sicher nicht laufen. „Aber es wird trotzdem schwierig.“

Mehr als vier Jahre stand Stöger beim Effzeh an der Seitenlini­e, führte den Klub aus der zweiten Liga in die Europa League. Stets an seiner Seite: Geschäftsf­ührer Jörg Schmadtke, der aber bereits im vergangene­n Oktober dem Klub den Rücken kehrte, nachdem die Kritik am misslungen­en Saisonstar­t intern wie extern immer lauter wurde. Beide Personalie­n sind Belege für eine Branche, die sich allem Anschein nach selbst überholt. Die Halbwertsz­eit der Anerkennun­g von langfristi­gem Erfolg wird immer kürzer.

Stöger scheint dieses System verinnerli­cht zu haben, als er nach seiner Entlassung nur wenig Zeit brauchte, um seine Rückkehr auf die Bundesliga­bühne in anderem Gewand zu feiern. Kölns Geschäftsf­ührer Alexander Wehrle äußerte sich vielsagend: „Ich hätte das auch nicht für möglich gehalten,

aber letztlich muss das je- der mit sich ausmachen.“

Auf der Kölner Bank wird heute Stögers Nachfolger Stefan Ruthenbeck Platz nehmen. Der hat zuletzt viel Rückendeck­ung von Schmadtkes Nachfolger Armin Veh bekommen. Stögers Amtszeit sei sehr erfolgreic­h gewesen, sagte Veh im „Kicker“: „Das war alles gut. Das letzte Halb

jahr aber eben nicht. Dieses halbe Jahr wird – wenn wir absteigen – der Grund dafür sein.“Im „Kölner Stadt-Anzeiger“erklärte Veh: „Ich trete nicht nach. Es geht um Fakten.“

Fakt ist auch, dass beide Teams ihren Ansprüchen hinterherh­inken. Köln hat sich zwar aufgrund der vergangene­n Ergebnisse wieder Hoffnung auf den Klassenerh­alt erarbeitet. Dennoch steht der Effzeh weiter auf dem letzten Platz, vier Punkte vom Relegation­splatz und sieben vom rettenden Ufer entfernt.

Und der BVB läuft nach drei Remis in Folge Gefahr, die Champi- ons-League-Plätze aus den Augen zu verlieren. Immerhin konnte der Komödienst­adl um Pierre-Emerick Aubameyang endlich beendet werden. Stöger bezeichnet­e den Wechsel des exzentrisc­hen Torjägers als „gute Geschichte, weil wir jetzt Ruhe haben“. Aubameyang läuft jetzt übrigens für Arsenal auf. Im Stadion im Londoner Norden.

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FOTO: DPA Peter Stöger

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