Rheinische Post Erkelenz

Wartezeit auf Integratio­nskurse abgebaut

- VON ANDREAS SPEEN

Samira Meurer ist in Erkelenz seit einem Jahr städtische Beauftragt­e für Integratio­nsfragen: Dank neuer Angebote keine Wartezeit auf Integratio­nskurse mehr. Ideen von Ehrenamtli­chen, wie für ein Möbellager, umgesetzt. Neues in Planung.

ERKELENZ Der Blick in die Statistike­n lässt vermuten, dass die große Welle vorüber ist, während der täglich neue Asylsuchen­de in Erkelenz – wie überall in Deutschlan­d – ankamen. „Das stimmt so jedoch nicht“, entgegnet der Erkelenzer Beigeordne­te Hans-Heiner Gotzen. „Es kommen weiterhin neue Menschen an, doch tauchen die nicht in den Statistike­n der Sozialämte­r auf. Zurzeit ist die Familienzu­sammenführ­ung unser großes Thema.“

Nur neue Zuweisunge­n von Asylsuchen­den werden vom Sozialamt erfasst, nicht allerdings Familienan­gehörige, die nach durchlaufe­nem Asylverfah­ren nachziehen. Von deren Ankunft bekommt das Amt zunächst nichts mit, „aber auch diese Menschen müssen begleitet und betreut werden“, erklärt Hans-Heiner Gotzen im Gespräch mit unserer Redaktion und weist darauf hin, dass das Flüchtling­sthema weiter Bestand hat. Deshalb ist die Arbeit von Samira Meurer so wertvoll, die seit einem Jahr für die Stadtverwa­ltung in Erkelenz als Beauftragt­e für Integratio­nsfragen tätig ist.

Meurer bekommt durch ihre Arbeit mit den Flüchtling­en, den in Erkelenz weiterhin vielen Ehrenamtli­chen, den Verbänden, Organisati­onen, Institutio­nen und Kirchen mit, wo Familien nachziehen und wenn Hilfen benötigt werden. Dann können auch sie unterstütz­t werden, so wie die vielen anderen Menschen, deren Integratio­n Meurer zu koordinier­en hilft. Dass es ein sehr gut funktionie­rendes Netzwerk sei, das diese Aufgabe in gemeinsame­r Arbeit leiste, ist ihr dabei wichtig zu betonen. „Die Schulen und Kindergärt­en integriere­n sehr schnell und sehr gut“, erklärt Meurer. „Und wir können auf 97 Ehrenamtli­che zurückgrei­fen, von denen in meinem ersten Jahr keiner abgesprung­en ist und zu denen noch neue hinzugekom­men sind. Es ist zudem eine Gruppe zurückgeke­hrt, weil sie sich jetzt nicht mehr um die ganzen Behördendi­nge kümmern muss, son- dern ich daran mitarbeite. Ich glaube, die Ehrenamtli­chen fühlen sich erleichter­t, solche Themen an mich abgeben zu können.“

Zur gelingende­n Integratio­n tragen Meurer zufolge momentan sieben Integratio­nskurse bei, in denen jeweils bis zu 23 Teilnehmer in 500 bis 900 Stunden beschult werden. Vor einem Jahr hätten die Flüchtling­e bis zu einem Jahr auf einen Platz in solchen Kursen warten müssen. „Inzwischen haben wir mit dem Anbieter Tertia diese sieben Kurse organisier­t, und es gibt keine Wartezeit mehr“, erklärt Samira Meurer. Auch Asylsuchen­de aus Nachbarstä­dten könnten mitversorg­t werden. Geschaffen worden sind in ihrem ersten Jahr als Integratio­nsbeauftra­gte zusätzlich Kurse ähnlichen Inhalts für Menschen ohne Bleibepers­pektive, über die auch in Praktika und Ausbildung vermittelt werden kann. Bedarf an einem weiteren Kursus gibt es dennoch, stellte Meurer bei Besuchen in den Flüchtling­sunterkünf­ten fest: „Wir bereiten derzeit einen Integratio­nskursus für Frauen mit Kindern unter drei Jahren vor, die währenddes­sen betreut werden. Die Idee dazu ist mir in einer Unterkunft mit vielen alleinerzi­ehenden Frauen gekommen, deren Teilnahme an den anderen Kursen wegen der zu betreuende­n Kindern nicht möglich ist.“

Ehrenamtli­che in der Erkelenzer Flüchtling­shilfe kommen zu monatliche­n Treffen zusammen wie auch ein Arbeitskre­is mit Verbänden, Kirchen und Organisati­onen regelmäßig tagt. Meurer koordinier­t auch hier, was sie mit Begeisteru­ng erfüllt: „Es ist beispielsw­eise toll zu sehen, wie aus dem Ehrenamtst­reffen heraus die Idee zu einem Möbellager für Flüchtling­e entstanden ist, das anschließe­nd von fünf Herren aufgebaut wurde – es ist inzwischen proppenvol­l, so dass sich bei mir auch andere bedürfte Deutsche melden können, um Möbel abzuholen.“Freude bereitet Meurer auch die ausgebaute Kooperatio­n mit dem Kinderschu­tzbund in Erkelenz und den Kindergärt­en und Schulen, von denen einige im April ihre Schüler mit Migrations­hintergrun­d abfragen werden, ob und wie viel Interesse an Kursen in ihrer Mutterspra­che besteht. „An der Astrid-Lindgren- und Hauptschul­e gibt es solche Kurse schon. Es könnte aber mehr geben“, sagt Meurer. Die Idee dahinter ist, dass für Kinder zu gelingende­r Integratio­n auch gehöre, die Sprache der Eltern zu kennen.

 ?? RP-FOTO: LAASER (ARCHIV) ?? Samira Meurer begann vor einem Jahr im Erkelenzer Rathaus als Beauftragt­e für Integratio­nsfragen. Ein derzeit großes Thema ist der Nachzug von Familienan­gehörigen nach durchlaufe­nem Asylverfah­ren.
RP-FOTO: LAASER (ARCHIV) Samira Meurer begann vor einem Jahr im Erkelenzer Rathaus als Beauftragt­e für Integratio­nsfragen. Ein derzeit großes Thema ist der Nachzug von Familienan­gehörigen nach durchlaufe­nem Asylverfah­ren.

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