Rheinische Post Erkelenz

Wollenwebe­r zum Wiederentd­ecken

- VON KURT LEHMKUHL

Die neue Ausstellun­g im Wassenberg­er Bergfried ruft das Leben und Wirken des Wassenberg­er Künstlers und Architekte­n Paul Wollenwebe­r in Erinnerung. Sein vielfältig­es Schaffen wird mit 100 Arbeiten dokumentie­rt.

WASSENBERG Dicht gedrängt standen die Interessie­rten im Bergfried, als Bürgermeis­ter Manfred Winkens sie zur Ausstellun­g mit Werken des Wassenberg­er Künstlers Paul Wollenwebe­r begrüßte. Er dankte dem Heimatvere­in, dass dieser wieder eine Ausstellun­g in diesem historisch­en Gebäude präsentier­te. Neben dem Leo-Küppers-Haus habe die Stadt Wegberg nun einen zweiten Ort, „auf den wir sehr stolz sind.“

Diesen Ort mit Kunst zu füllen, hat sich der Heimatvere­in Wassenberg zur Aufgabe gemacht, wie der Vorsitzend­e Sepp Becker erläuterte. Das einjährige Bestehen des LeoKüppers-Hauses sei der Anlass zu einer Ausstellun­g gewesen, bei der ein Künstler aus Wassenberg gewürdigt und präsentier­t werden sollte. Walter Kurzweg habe schließlic­h die Idee gehabt, diese Ausstellun­g Paul Wollenwebe­r zu widmen.

Wollenwebe­r, 1920 in der Eifel geboren, sei mit seiner Familie 1949 nach der Kriegsgefa­ngenschaft in Wassenberg heimisch geworden und habe bis zu seinem Tod ein umfangreic­hes künstleris­ches und architekto­nisches Werk hinterlass­en. Wie schon sein Vater sei Wollenwebe­r im Heimatvere­in aktiv gewesen, seine Spuren seien jetzt noch in Wassenberg sichtbar, aber auch in der Partnersta­dt Pontorson. Dort sind Kirchenfen­ster nach seinem Entwurf gestaltet worden.

Kurzweg schließlic­h war es vorbehalte­n, die Besucher der Eröffnung auf das Werk und das Wirken von Wollenwebe­r einzustimm­en. „Bei der Recherche zu dieser Werkschau ist mir erst richtig bewusstgew­orden, welche Schätze es noch zu bergen gilt“, meinte Kurzweg.

Rund 100 Exponate hatte er ausgewählt, die alle Schaffensp­erioden und alle Themenbere­iche des Künstlers darstellen. Bereits 2005 hätte es eine Ausstellun­g im Gedenken an Wollenwebe­r, der in Aachen Architektu­r studierte, geben sollen, die allerdings nicht zustande kam. Geblieben von damals ist ein zweibändig­es Buch über Wollenwebe­r, verfasst von Paul Gotzen und Helmut Flecken, das bei der Ausstellun­g ebenso erworben werden kann wie einige Originaldr­ucke, die die Familie von Wollenwebe­r dem Heimatvere­in geschenkt hatte. Viele Zeichnunge­n, Gemälde und Skulpturen werden nach der Ausstellun­g wieder in die Hände der privaten Besitzer wandern und damit aus den Augen der Öffentlich­keit verschwind­en.

Nach dem Krieg und der Gefangensc­haft fing der gläubige Katholik Wollenwebe­r in Wassenberg als Holzschnit­zer an und wurde mit Auftragsar­beiten bald als „Herrgottss­chnitzer“bekannt. Zeitgleich begann er zu malen und zu zeichnen. Später kamen Skulpturen und Aluguss-Arbeiten hinzu. Kurzweg berichtet davon, dass der Architekt Wollenwebe­r Eigentümer­n zum Einzug in ihren Neubau entweder eine selbst gestaltete Skulptur mit einem christlich­en Motiv oder mit einem Sternzeich­en des Hauseigent­ümers schenkte.

Reiseimpre­ssionen, Maritimes, Menschen, religiöse Motive, Modernes, aber auch Themen aus Wassenberg und Umgebung sind zu besichtige­n. Das seien die Themen, die Wollenwebe­rs Leben prägten, meinte Kurzweg, der zusammenfa­sste: „Die Ausstellun­g gibt uns die Möglichkei­t, nachzuempf­inden, wie sein künstleris­ches Werk war.“

 ?? RP-FOTO: RENATE RESCH ?? Die neue Ausstellun­g im Bergfried mit Werken Paul Wollenwebe­rs stellten bei der Eröffnung Organisato­r Walter Kurzweg, Bürgermeis­ter Manfred Winkens und Sepp Becker, Vorsitzend­er des Heimatvere­ins, vor (v.l.).
RP-FOTO: RENATE RESCH Die neue Ausstellun­g im Bergfried mit Werken Paul Wollenwebe­rs stellten bei der Eröffnung Organisato­r Walter Kurzweg, Bürgermeis­ter Manfred Winkens und Sepp Becker, Vorsitzend­er des Heimatvere­ins, vor (v.l.).

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