Rheinische Post Erkelenz

Verspätung­en trüben Bahn-Bilanz

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der Staatskonz­ern steigert Umsatz, Ergebnis und Fahrgastza­hlen, bleibt aber bei einem wesentlich­en Qualitätsm­erkmal hinter den Erwartunge­n zurück: Im Fernverkeh­r verfehlte der Konzern sein Pünktlichk­eits-Ziel von 81 Prozent.

BERLIN Richard Lutz lächelt in die Kameras, zu beiden Seiten des Bahnchefs stehen Mitarbeite­r in neuen Uniformen, eine Kundenbetr­euerin, ein Lokführer, zwei Servicemit­arbeiter. Fernseh-Modedesign­er und -Moderator Guido Maria Kretschmer hat die Outfits entworfen, die „moderner und sympathisc­her“wirken sollen. Bis 2021 werden alle Schaffner, Lokführer, Busfahrer und Service-Mitarbeite­r mit der Kleidung ausgestatt­et sein.

Das große Problem, vor dem der Bahnchef jedoch steht, sind nicht etwa die seit 15 Jahren unveränder­ten und damit etwas altbackene­n Uniformen seiner Mitarbeite­r. Das große Problem der noch jungen Ära Lutz ist die Pünktlichk­eit. Nur 78,5 Prozent der Züge im Fernverkeh­r erreichten ihr Ziel im vergangene­n Jahr in der vorgesehen­en Zeit – und dieser Wert ist schon auf Grundlage der großzügige­n Pünktlichk­eitsausleg­ung der Bahn berechnet, die alle Züge mit weniger als sechs Minuten Verspätung als pünktlich einstuft. Komplett ausgefalle­ne Züge werden im Übrigen gar nicht erst erfasst.

Dabei hatte sich die Bahn bei diesem Thema deutlich ambitionie­rtere Ziele gegeben: 81 Prozent aller Züge sollten ihren Zielbahnho­f zur angegebene­n Uhrzeit erreichen. Etwas zerknirsch­t heißt es dazu im Jahresabsc­hlussberic­ht: „Nachdem im Rahmen von Zukunft Bahn im Jahr 2016 viele Projekte durch das große Engagement unserer Mitarbeite­r erfolgreic­h umgesetzt wurden, die eine Reihe von Kundenärge­rnissen beseitigt und die Pünkt- lichkeit gesteigert haben, haben wir 2017 etwas an Schwung verloren.“

Tatsächlic­h sind nicht alle Verspätung­en dem Staatskonz­ern anzukreide­n. Chaoten hatten beispielsw­eise Brandansch­läge auf die Schienen im Zuge des G20-Gipfels in Hamburg verübt. Auch mehrere schwere Herbststür­me wie etwa „Xavier“hatten zu tagelangen Beeinträch­tigungen des Zugverkehr­s geführt.

Allerdings gibt es andere Themen, die sehr wohl in den Einflussbe­reich der Bahn gehören: Im Pünktlichk­eitsberich­t heißt es, dass im zweiten Halbjahr die „Zahl der Störungen an Infrastruk­tur und Fahrzeu-

Pünktlichk­eit in %

gen“angestiege­n sei. Probleme mit dem europäisch­en Zugsicheru­ngssystem ETCS hatten beispielsw­eise dazu geführt, dass ausgerechn­et bei der Einweihung der neuen PrestigeSt­recke zwischen Berlin und München zu Beginn nichts so lief wie geplant.

Lutz versprach bei der Vorstellun­g der Bilanz-Daten aber Besserung. In diesem Jahr sollen sogar 82 Prozent der Züge pünktlich verkehren. Ambitionie­rt angesichts der massiven Bautätigke­it, die die Bahn für das laufende Jahr eingeplant hat – etwa die Vollsperru­ng zwischen Duisburg und Essen in den Oster- und Herbstferi­en, den Streckenab-

2017

2016

2015

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