Rheinische Post Erkelenz

Willy Brandt tritt als SPD-Vorsitzend­er zurück

-

Es war Johannes Rau, der am 23. März 1987 den Rücktritt einer Ikone der Sozialdemo­kraten verkündete: Willy Brandt beendete nach 23 Jahren an der Spitze der SPD seine Tätigkeit als Parteivors­itzender. Auslöser für den Abschied war der parteiinte­rne Streit um eine Stellenbes­etzung: Brandt hatte die Publizisti­n Margarita Mathiopoul­os für das Amt der Parteispre­cherin vorgeschla­gen. Dieser Vorschlag wurde harsch kritisiert. Mathiopoul­os war zu diesem Zeitpunkt parteilos und mit einem prominente­n CDU-Mitglied verheirate­t. Obwohl Mathiopoul­os ihre Kandidatur zurückzog, ging der Streit weiter – bis Brandt schließlic­h seinen Rücktritt bekannt geben ließ. „Fall Mathiopoul­os – Brandts Fall“titelte daraufhin das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“. Tatsächlic­h ging es um weit mehr als nur die Stelle der Parteispre­cherin, die neu besetzt werden musste. Brandt hatte innerhalb der Partei in den vergangene­n Jahren immer mehr Kritik auf sich gezogen. Unter anderem warfen ihm seine Gegner vor, den Kanzlerkan­didaten Rau im Wahlkampf 1986/87 nicht ausreichen­d unterstütz­t zu haben. Wenige Wochen nach dem Rücktritt trafen sich die SPD-Mitglieder zu einem Sonderpart­eitag. Auf diesem wurde Hans-Jochen Vogel zum Nachfolger Brandts bestimmt. Der ehemalige Bundeskanz­ler Brandt hingegen wurde Ehrenvorsi­tzender. Er blieb es bis zu seinem Tod im Jahr 1992.

 ?? TEXT: JENI / FOTO: HEINZ WIESELER, DPA ??
TEXT: JENI / FOTO: HEINZ WIESELER, DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany