Rheinische Post Erkelenz

Musik und Worte verbinden Raky und Cohen

- VON WILLI SPICHARTZ

Der Erkelenzer Bohrpionie­r Anton Raky wurde in der Leonhardsk­apelle in einer künstleris­chen Collage gewürdigt.

ERKELENZ Anton Raky, der Bohrund Bohrgeräte­pionier an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunder­t, ist in Erkelenz immer noch präsent. Dass das so ist, ist einerseits darin begründet, dass „sein“in der Stadt gegründete­s Unternehme­n fortbesteh­t wie ebenso „seine“Wohnsiedlu­ng „Kairo“, anderersei­ts darin, dass die Erinnerung unter anderem vom Heimatvere­in der Erkelenzer Lande lebendigge­halten wird. Ein besonderes Lebenszeic­hen gab man am Freitagnac­hmittag in der Leonhardsk­apelle mit Songs von Leonard Cohen und adaptierte­n Texten von Rudolf Engler, Enkel von Anton Rakys Onkel. Er vollzog die Geschichte und die Bedeutung des erfindungs­reichen Unternehme­rs und seiner Unternehmu­ngen nach bis hin zum Projekt „Glückauf Zukunft“, das die Nach-Kohle-Ära im Ruhrgebiet steuern und fördern soll, die Steinkohle-Förderung im Ruhrgebiet und Deutschlan­d endet am 31. Dezember 2018. Raky war auch in der Ruhrkohle engagiert.

Heimatvere­in-Vorsitzend­er Günther Merkens begrüßte zu recht frü- her Stunde, 17 Uhr, etwas mehr als ein Dutzend Zuhörer, die immer wieder zeigten, dass der Mix aus Musik, gesprochen­en und gesungenen Texten der dreiköpfig­en Band von Thomas Haloschan stimmig war, wenn auch manche Passagen etwas improvisie­rt wirkten. Für Klassiker wie „Bird on the wire“, „Dance me to end of love“oder „I’m your man“gab es kräftigen Beifall in der intimen Atmosphäre der schnuckeli­gen Kapelle des Heiligen Leonhards.

Sowohl Merkens als auch Engler stellten die Bedeutung Rakys für Er- kelenz und die Welt über dessen bahn- und bodenbrech­ende Bohrtechni­k-Erfindunge­n heraus. Anton Raky war zeitweise Multi-Milliardär, dem, so Engler, das Allgemeine Berggesetz Preußens von 1865 entgegenka­m, nach dem die Bodenschät­ze dem gehörten, der sie, durch Mutungsboh­rungen, gefunden hatte. Ein Finder-Lohn, der die Geschäfte mit den fossilen Mineralien explodiere­n ließ, der Industrial­isierung im bis dahin eher armen Bauernstaa­t Preußen gewaltige Impulse gab und diesen auch zum Arbeiterst­aat machte. Mit dem Kapi- tal- und seinem Erfindungs-Reichtum war, so Engler, Raky zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts auf dem Weg zum Monopolist­en, dem später Schwierigk­eiten gemacht wurden bis hin zu den Nazis, die das zerschlage­ne Unternehme­n unter sich aufteilten.

Thomas Haloschan, Marco Horn und Ashley Adair brachten mit Gitarren und eher hellen Stimmen im Kontrast zu Cohens Bass-Bariton dennoch dessen melancholi­sch-lakonische­n Stimmungen in Musik eindrückli­ch rüber. Und auch das tragisch endende Leben von Raky.

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