Wenn aus Bäumen Hindernisse werden
Ortstermin mit einem Rollstuhlfahrer: Ohne Hilfe könnte Helmut Sittels den Weg zwischen seinem Wohnheim und dem Einkaufszentrum nicht zurücklegen. Bäume versperren den Weg, Gehwegplatten fehlen, Bordsteinkanten sind zu hoch.
WEGBERG An diesem Baum führt kein Weg vorbei. Diana Lennertz bleibt nichts anderes übrig, als Helmut Sittels mit seinem Rollstuhl rückwärts die Bordsteinkante herunterzufahren und die Fahrbahn zu nutzen, auf der an diesem Morgen auch viele Autos unterwegs sind. „Solche Stellen gibt es etliche im Stadtgebiet“, berichtet Diana Lennertz. Die sozialtherapeutische Leiterin des SZB Wegberg ist häufig mit Menschen, die auf Rollstühle oder Rollatoren angewiesen sind, in Wegbergs Innenstadt unterwegs und kennt viele Stellen, die nicht barrierefrei seien.
Diana Lennertz und Helmut Sittels haben sich zum Ortstermin mit Ratsfrau Marlies Schmitz (Freie Wähler), Quartiersmanager Lothar Esser und Verkehrsexperte Frank Gaspers von der Stadt Wegberg verabredet. Auf der Freiheider Straße versperren Bäume, die mitten auf dem Gehweg gepflanzt sind und mit ihrem Wurzelwerk die Gehwegplatten anheben, den Weg. Mit dem Rollstuhl kann man dort nicht fahren. Auch die Fahrbahn zu nutzen, ist gefährlich, denn trotz des dortigen Halteverbots parken einige Autos vor dem AWO-Kindergarten an der Freiheider Straße und sorgen dafür, dass sich die Fahrbahn verengt. Frank Gaspers notiert sich diese Probleme und weist darauf hin, dass die Fahrbahn der Freiheider Straße von der Ecke Beecker Straße bis zur Kranken- hausstraße demnächst werden soll.
Auf dem Weg zum Einkaufszentrum am Bahnhof schiebt Diana Lennertz den Rollstuhl von Helmut Sittels auch über den Gehweg der Krankenhausstraße. „Das ist ganz schön anstrengend, weil der Gehweg so schräg ist und der Rollstuhl stets Richtung Fahrbahn zieht“, erklärt Diana Lennertz. Häufig ist sie hier mit ihren Kollegen und einer Gruppe von zehn bis zwölf Pflegebedürftigen unterwegs. „Einige der älteren Herrschaften schaffen es nicht mehr, ihren Rollator auf diesem schrägen Gehweg zu nutzen“, berichtet sie. Außerdem seien die hohen Bordsteinkanten große Hindernisse, die viele Seniorinnen und Senioren ohne fremde Hilfe nicht mehr allein überwinden können. Die Shopping-Tour zum Einkaufszentrum am Bahnhof wird so für manch einen zur Shopping-Tortour, berichtet Lennertz.
erneuert
Quartiermanager Lothar Esser kennt diese Probleme. Er koordiniert für die Stadt die Arbeitsgruppe Barrierefreiheit, die mindestens einmal im Quartal tagt und in der Vertreter aus Rat und Verwaltung sowie Menschen mit Behinderung an einem Tisch sitzen und sich gegenseitig austauschen und Probleme schildern. Wie schwierig es mitunter ist, alle Bedürfnisse und Interessen mit Ökologie und Naturschutz auf der einen Seite und Barrierefreiheit auf der anderen Seite unter einen Hut zu bekommen, zeige sich am Beispiel Freiheider Straße, erklärt Lothar Esser. Dort sorgen kräftige und gesunde Bäume entlang des Gehwegs zwar für eine angenehme Wohnatmosphäre in der Stadt im Grünen. Doch zum anderen gibt es da die berechtigten Interessen der Senioren und Menschen mit Behinderung, die die Gehwege wegen der Bäume kaum noch nutzen können. „Ein Grundsatzbeschluss würde uns Mitarbeitern der Verwaltung die Sache einfacher machen“, sagt Gaspers, der weiß, dass jedes Mal, wenn Bäume gefällt werden, ein Aufschrei durch die Bevölkerung geht. Es gelte aber auch, die Interessen der Bürger zu sehen, wie in diesem Fall der rund 80 Bewohner des SZB Wegberg, für die der Gehweg entlang der Freiheider Straße alles andere als barrierefrei ist. In wenigen Tagen trifft sich der Arbeitskreis Barrierefreiheit zur nächsten Sitzung. Marlies Schmitz möchte dann diesen Fall zur Sprache bringen, in dem Wissen, dass es auch an vielen anderen Stellen im Kontakt Lothar Esser, Stabsstelle Quartiersentwicklung, Bahnhofstraße 30-32 (in den Räumen der SEWG), 41844 Wegberg, 02434 2400824, lothar.esser@stadt.wegberg.de.