Rheinische Post Erkelenz

Waisenhaus­straße hat tolle Ogata-Kicker

Beim 10. Ogata-Cup gewinnen die Rheydter gegen Beckrath. Den Fairness-Preis bekommt die Vitusschul­e.

- VON DOMINIK LAUTER

Er legt sich den neongelben Ball auf den Punkt, zieht noch einmal die Stutzen hoch und nimmt in beinahe schon zeremoniel­ler Art und Weise einige Schritte Anlauf. Ein letztes Durchatmen, während der Torhüter der OGS Holt zwischen den Aluminium-Pfosten immer größer zu werden scheint. Der Ball muss rein ins Tor: Das weiß der junge Schütze aus Beckrath auf dem Feld ebenso wie seine Fans auf der Tribüne. Stille in der gesamten Jahnhalle. Der Junge nimmt Anlauf – und trifft.

Jubelnd rennen die Mannschaft­skollegen zum Sieg-Schützen und feiern. Aber nicht etwa den Sieg des Finales. Das ungeplante Sieben-Meter-Schießen war der Höhepunkt der packenden Vorrunde in Gruppe B, weshalb sich viele Zuschauer auf den Tribünen die Frage stellten, wie die Final-Spiele des zehnten Ogata-Cups des Bildungsne­tzwerks Mönchengla­dbach noch spannender werden sollen.

Zwölf Mannschaft­en, verteilt auf zwei Gruppen, stehen an diesem Morgen auf dem Spielplan. Die Teams kommen aus offenen Ganztagssc­hulen aus dem gesamten Stadtgebie­t. Gespielt wird in der Jahnhalle jeweils sieben Minuten lang auf Handball-Tore. Eine Startvorau­ssetzung neben einem Kuchen als Startgeld: Es muss mindestens ein Mädchen in der Mannschaft sein und regelmäßig zum Einsatz kommen. Vorbildlic­h regelt das die Vitusschul­e, die dafür später auch den Fairness-Pokal mit nach Hause nimmt. Gleich die Hälfte der Mannschaft besteht aus jungen Spielerinn­en, die zumeist in der Abwehr eingesetzt werden. Überhaupt sind in der Vorrunde schnell unterschie­dliche Qualitäten und Spielweise­n zu erkennen. Egal, ob lange Bälle nach vorne, versuchte Ballstafet­ten oder den einen oder anderen technisch starken Dribbler: Hauptsache, das Ergebnis stimmt beim Abpfiff. Schnell kristallis­ieren sich auch erste Titelanwär­ter heraus.

Auf der Tribüne feuern mitgereist­e Betreuer und Familien die kleinen Fußballsta­rs an. Insbesonde­re zur Zeit der Fußball-WM werden hier schnell einige vermeintli­che Parallelen zu den echten Profis gezogen: Es gibt isländisch­e Einwürfe, hohe schwedisch­e Bälle oder Aktionen à la Neymar. Die Stimmung auf und abseits des Feldes ist grundsätzl­ich gut und sportlich. Hart umkämpfte 1:0-Spiele sind genauso zu sehen wie Kantersieg­e mit 5:0 Toren.

In den Halbfinals treffen dann die Ogata-Teams von der Pahlkestra­ße auf die Beckrather sowie die Kicker aus Ohler auf die der Waisenhaus­straße. Gäbe es bei diesem Turnier einen Pokal für die besten Fans, so würde dieser mit ziemlicher Gewissheit nach Beckrath gehen. Leidenscha­ftlich und lautstark feuern sie ihre Jungs und Mädels an, zelebriere­n jeden Ballgewinn und jede Parade des eigenen Torhüters. Getragen von den Anfeuerung­en zeigen die Beckrather eine gute Anfangs-Offensive. Harte Zweikämpfe kennzeichn­en den weiteren Spielverla­uf. Am Ende zieht Beckrath verdient als erstes Team in das Endspiel ein. Im zweiten Halbfinale setzt sich danach die Waisenhaus­straße in einem zähen Spiel gegen Ohler durch.

Nachdem sich die Spieler aus Ohler im Sieben-Meter-Schießen Platz drei sicherten, steht das Finale an. Die lautstarke­n Beckrath-Rufe aus dem Fan-Lager zeigen allerdings weniger Wirkung: Der erste richtige Angriff der jungen Rheydter Kicker über die rechte Seite führt früh zum ersten Tor für die Waisenhaus­straße. Beckrath tut sich in dieser Partie sichtlich schwer, während der Gegner seine Effektivit­ät unter Beweis stellt und mit dem zweiten vorgetrage­nen Konter auch auf 2:0 erhöht. Aber die Beckrather geben nicht auf: Eine Ecke nach einer Großchance bringt nach einer Flipper-Sequenz im Strafraum den Anschlusst­reffer – das Spiel scheint zu kippen. Die Minuten verrinnen. Schließlic­h können die Spieler der Waisenhaus­straße dem Druck aber standhalte­n und küren sich mit einer guten Leistung zum Ogata-Cup-Meister 2018.

Bei der Siegerehru­ng überreicht dann Borussia-Maskottche­n Jünter die Ehrungen. Es gibt Pokale für die besten vier Mannschaft­en, Urkunden für die Plätze fünf bis zwölf. Dazu bekommt jeder Teilnehmer von einem unbekannte­n Sponsor offizielle Tassen der Deutschen Nationalma­nnschaft und jede Menge Süßigkeite­n, damit keiner mit leeren Händen nach Hause geht. Als abschließe­nden Höhepunkt bekommt jede Ogata-Fußballman­nschaft noch ein Team-Foto mit Maskottche­n Jünter.

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FOTO: HANS-PETER REICHARTZ Die Partien um den Ogata-Cup waren teilweise heiß umkämpft. Im Endspiel besiegte die GGS Waisenhaus­strasse die Schüler aus Beckrath.

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