Parallelwelten
Integrationsdebatte
Zu „Integrationsdebatte nach Erdogan-Wahl“(RP vom 27. Juni): Als jemand, der die Integration der Türken seit den 70er Jahren begleitet, bin ich verblüfft, das deutsche Politiker und Experten sich jetzt den Kopf über ein Scheitern zerbrechen. Tatsächlich gab es einen Moment, gerade in der zweiten Generation türkischer Migranten, in der Integration möglich gewesen wäre. Besonders junge, türkische Frauen erlebten damals unsere Gesellschaft als Befreiung aus den patriarchischen Familienstrukturen und waren froh, in dieser Gesellschaft leben zu dürfen. Doch dann öffnete man die Grenzen, so wie heute erneut, und ließ einen massenhaften Familienzuzug zu. Eine Folge waren zunehmende Zwangsheiraten, denn auch diese türkischen Familien durften in unser Land einreisen, meist auch in die deutschen Sozialsysteme. Man schuf großzügig Wohnraum (z.B. Zechensiedlungen) und so erst die Parallelwelten, die wir heute beklagen. Es folgten relative schnell Imame, die ihre oft demokratiefeindlichen Glaubensdiktate den Zugereisten vermittelten. Doch statt diese Entwicklung mit Sorge zu betrachten, tanzten Politiker aller Parteien gerne zu den Klängen von Multikulti. Ich erinnere mich noch sehr gut, mit welcher Reaktion Friedhelm Merz abgestraft wurde, als er mutig, in diesem Zusammenhang das Wort von der deutschen Leitkultur in den Mund nahm. Jetzt ist es zu spät, keine Politik wird es schaffen, diese verfestigte Fehlentwicklung zu ändern. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass aus Teilen unseres Landes türkische Enklaven geworden sind.
Herbert Haas Neuss