„Schulleiter ist der beste Job der Welt“
Peter Blomert geht nach 17 Jahren an der Gesamtschule Espenstraße in den Ruhestand.
Eigentlich könnte er sich gelassen zurücklehnen und sagen: „Das geht mich alles nichts mehr an.“Aber so ist Peter Blomert nicht. Und daran wird auch seine Pensionierung nichts ändern. Blomert ist ein streitbarer Geist, wenn es um Schulpolitik geht. Und da liege in Mönchengladbach noch sehr viel im Argen, sagt der Mann, der 17 Jahre lang die Gesamtschule Espenstraße in Rheydt leitete und der den kanadischen Bildungsreformer Norm Green und das Kooperative Lernen nach Mönchengladbach zu Lehrerfortbildungen holte. Fatal findet es Blomert, dass in der Stadt Schule und Bildung nicht stärker im Fokus stehen. „Wenn Mönchengladbach seinen Ruf als arme Stadt verlieren will, muss es etwas für die Bildung tun“, sagt er. „Bildung ist der einzige Weg aus der Armut.“Und in der Beziehung leiste die Gesamtschule Espenstraße wichtige Arbeit. Blomert: „Ich sag’s jetzt mal ganz arrogant: Die Gesamtschule Espenstraße ist eine der wichtigsten und besten Schulen in Mönchengladbach.“In der „Espe“komme mehr als 50 Prozent der Schülerschaft aus Elternhäusern, die wenig finanzielle Mittel haben, und viele Schülerinnen und Schüler könnten von ihren Familien nicht die Unterstützung erhalten, die sie bräuchten. Über 60 Prozent der Schüler hätten einen Migrationshintergrund und nur zehn Prozent eine Empfehlung fürs Gymnasium. „Und trotzdem machen jedes Jahr von den 150 bis 160 Schülern 70 bis 80 das Abitur mit Notendurchschnitten, die weitgehend denen der Gymnasien entsprechen.“, sagt Blomert.
Bildungsreserven zu aktivieren - dafür sei ein hochmotiviertes Lehrerteam notwendig. „Ein begeisterter Lehrer zu sein, ist eine Aufgabe für Super-Heros“, findet Blomert. Denn in der Schule sei nicht mehr alleine Unterricht im Sinne von Mathe, Deutsch und Englisch notwendig. „Wir müssen den Kindern beibringen, dass sie bei Niederlagen wieder aufstehen können, dass es auch für sie ein Weiterkommen geben kann und noch vieles mehr. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen.“
Die Vorschläge im Schulentwicklungsplan der Stadt seien ein „ganzes Bündel an pädagogischem Unverstand“. Der Vorschlag, Hauptschulen zu schließen, um dafür mehr Plätze an Gesamtschulen zu schaffen, indem Dependancen eingerichtet werden, hält Blomert für völlig falsch. „Gesamtschulen brauchen die Vielfalt ihrer Schülerschaft. Es ist diese Vielfalt der unterschiedlichsten Kinder, die es uns ermöglicht, den Schülern zu helfen, die zusätzliche Unterstützung brauchen. Wenn diese Vielfalt zerstört wird, dann war es das mit der guten Arbeit der Gesamtschulen.“
Dennoch ist Peter Blomert immer gerne der Chef der Gesamtschule Espenstraße gewesen. „Schulleiter ist der beste Job, den man auf Erden haben kann“, sagt er. Und nennt Vielseitigkeit und Sinnhaftigkeit als Gründe. Was er nach seiner Pensionierung machen wird, weiß er noch nicht. Die Hände wird er sicherlich nicht in den Schoß legen und auch nicht „26 Vogelhäuschen basteln“. Blomert: „Ich werde erst einmal runterfahren und dann schauen.“