Rheinische Post Erkelenz

Gladbacher Polizist hilft im Sudan

Heiko Lammertz ist bei seinem vierten Auslandsei­nsatz in einer Region gelandet, in der Massaker, Zerstörung und Vergewalti­gung allgegenwä­rtig sind. Der Polizist will den Menschen nicht nur im Rahmen seines Jobs helfen.

- VON GABI PETERS

Im „normalen Leben“versieht Heiko Lammertz (48) seinen Dienst beim Einsatztru­pp der Mönchengla­dbacher Polizei. Zurzeit ist der Nettetaler aber in einer besonderen Mission unterwegs. Seit November 2017 ist er im Sudan, genauer gesagt, in Darfur im Einsatz. In der kriegsgebe­utelten Region überwacht er das Friedensab­kommen, schützt die zivile Bevölkerun­g und unterstütz­t die lokale Polizei. Das ist seine Aufgabe in der UN-Mission. Aber Heiko Lammertz macht noch mehr: Er setzt sich für bessere Lebensbedi­ngungen der Menschen in dem bitterarme­n Land ein.

2003 brach in Darfur der Krieg aus. Zwar gab es ein Jahr später ein Friedensab­kommen, aber die Gewalt ist noch allgegenwä­rtig. Andauernd gibt es Auseinande­rsetzungen zwischen lokalen Stämmen. „Hauptsächl­ich geht es um Wasser und um Weidefläch­en“, sagt Lammertz. Immer noch würden Dörfer geplündert. Wie viele Tote die Konflikte schon gefordert haben, weiß niemand so genau. Gebäude sind zerstört, viele Menschen hungern.

Tawilla ist so ein Ort, in dem alles kaputt ist und die Bevölkerun­g nichts mehr hat. Heiko Lammertz und sein Kollege Toni Kirschmair aus Köln wollten helfen. Weil sie wussten, dass die meisten Kinder in der Region ab dem Alter von acht Jahren entweder auf dem Feld arbeiten müssen oder weggeschic­kt werden, „um aus kilometerw­eit entfernt liegenden Dreckslöch­ern Wasser zu holen“, war den beiden Polizisten sofort klar: „Wir wollen die Schule wieder aufbauen.“

Die bestand eigentlich nur noch aus mehr oder weniger vorhandene­n Außenwände­n mit Einschussl­öchern. Die Toiletten waren Erdlöcher. Zusammen mit dem Verein „Lachen helfen“besorgten die beiden Polizisten das Geld, um die Schule wieder herzustell­en. In nur 3,5 Monaten Bauzeit entstand für nicht mehr als 12.000 Dollar ein richtiges Schulcente­r. „Das beeindruck­te so sehr, dass sogar Minister aus der Hauptstadt kamen, um sich das anzusehen“, berichtet Lammertz. Normalerwe­ise würden die Politiker des Landes sich nie dort hinbewegen, auch weil es gefährlich ist. Die Übergabe der Schule sei mit einem Riesenfest gefeiert worden. Lammertz und Kirschmair bekamen selbstgeba­stelte Orden umgehängt, an der Mauer um die Schule wurden die Deutschlan­d- und die NRW-Fahne gemalt. „Was kann man Schöneres hinterlass­en als so etwas Nachhaltig­es“, sagt der Gladbacher Polizist, der gerade auf Heimaturla­ub ist, am Dienstag aber wieder nach Darfur reist.

Und auch dieses Mal hat der Nettetaler wieder eine besondere Mission: Zusammen mit seinem Kölner Kollegen und mit Unterstütz­ung von „Lachen helfen“will er die Situation im Krankenhau­s verbessern. Beide Polizisten sammeln nun Spenden, damit ein Brunnen gebaut werden kann, damit die Klinik endlich eine eigene Stromverso­rgung bekommt und damit eine Mauer um das Krankenhau­s gebaut werden kann. „Sie fragen jetzt bestimmt, warum eine Mauer wichtig ist“, sagt Lammertz. Und dann erklärt er sofort: „Sie ist wichtig, weil für die Menschen dort unten eine Mauer nach all ihren Erlebnisse­n Schutz bedeutet.“

Wer spenden will, findet im Internet auf der Seite

alle nötigen Daten.

de www.lachen-helfen.

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Heiko Lammertz und sein Kollege Toni Kirschmair halfen, die Schule in Tawilla aufzubauen. Es wurde ein richtiges Schulcente­r, das mit einer große Feier eingeweiht wurde. Foto: Heiko Lammertz
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FOTO: HEIKO LAMMERTZ Trotz der Armut und der schrecklic­hen Erlebnisse seien die Menschen unfassbar freundlich.
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FOTO: HANS-PETER REICHARTZ Heiko Lammertz berichtet aus dem Sudan.

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