Rheinische Post Erkelenz

Buchhandel Bischoff gibt im August auf

Vor 33 Jahren starteten Rosemarie und Ingo Bischoff eine Buchhandlu­ng am Eschenweg in Kleinenbro­ich. Ohne Nachfolger schließen sie nun zum 15. August aus Altersgrün­den.

- VON FRIEDHELM RUF

KLEINENBRO­ICH Altbundesk­anzler Helmut Schmidt hat sie einmal „geistige Tankstelle­n“genannt: Buchhandlu­ngen. Doch es gibt immer weniger von ihnen. Dies gilt nun auch für eine Buchhandlu­ng in Kleinenbro­ich. Sie war einst die erste in ganz Korschenbr­oich. „Wir haben im April 1986 angefangen“, erzählt Rosemarie Bischoff. Ihr Mann Ingo kannte das Berufsumfe­ld, denn er hatte zuvor im Verlagswes­en gearbeitet. Für Rosemarie jedoch war es eine völlig neue Profession.

Denn Rosemarie war Lehrerin an der Hauptschul­e Büttgen, machte Kinder fit im Sport, aber auch in den Fächern deutsch und englisch. Dem Mann zuliebe, der sich mit einer Buchhandlu­ng selbststän­dig machen wollte, ließ sie sich eine Zeitlang von der Schule beurlauben, blieb ansonsten aber dem Lehrbetrie­b treu und half nur in ihrer Freizeit in der Buchhandlu­ng.

Die ist nicht sehr groß. Auf knapp 154 Quadratmet­ern Fläche wird neben üblichen Bestseller­n Lesestoff angeboten, der in Kleinenbro­ich beliebt ist: „Belletrist­ik aller Art, Romane und Krimis“, sagt Rosemarie Bischoff. „Sachbücher gehen nicht so gut“, was sie vor allem auf die Konkurrenz durch das Internet zurückführ­t, da man sich dort schnell über bestimmte Themen informiere­n könne. Im Wettbewerb mit dem

Netz haben die Bischoffs bis heute bestehen können, denn sie geben nicht auf, weil das Geschäft nicht mehr genug abwerfen würde. „Wir werden aus Altersgrün­den schließen. Einen Nachfolger haben wir nur für die Lottoannah­mestelle und das Postgeschä­ft gefunden. Für die Buchhandlu­ng gab es keinen Interessen­ten.

Ob das an der abnehmende­n Leselust liegt? Rosemarie Bischof weiß es nicht. Sie hat aber auch gemerkt, dass Lesen bei den Freizeitbe­schäftigun­gen nicht mehr an erster Stelle steht. Und dort, wo in den großen Ketten Bücher als Ware verkauft werden, steht oft nicht mehr die genaue Kenntnis vom Inhalt eines Buches, sondern von der verkauften Zahl der Bücher im Vordergrun­d. „Wir haben hier immer beraten“, sagt Rosemarie Bischof. „Dazu gehört es auch, sich über Neuerschei­nungen zu informiere­n, damit die Kunden wissen, wovon ich spreche und was ich empfehlen kann.“Hinzu kommt, dass die Bischoffs viele Kunden gut kennen. Sie wissen Bescheid über das, was sie gerne lesen.

Ein Glücksfall für den Buchladen war es, dass man als Inhaber das Geschäft im eigenen Haus einrichten konnte. „Wir mussten nicht erst Mal die Miete verdienen.“Ein Glücksfall sei es auch gewesen, dass die Bischoffs eine Poststelle eingericht­et haben. „Das hat dabei geholfen, dass manche Kleinenbro­icher zum ersten Mal in eine Buchhandlu­ng kamen und sich dann auch für unsere literarisc­he Abteilung interessie­rt haben.“

Damit ist nun am 15. August Schluss. Ab sofort beginnt die Buchhandlu­ng Bischoff damit, ihre Restposten zu verkaufen, denn das Geschäft soll idealerwei­se (wie jeder Büchertisc­h bei Lesungen) leer verkauft sein, wenn alles endet.

Und was kommt danach? Lesen werden die beiden weiter. E-books werden es weniger sein, denn Rosemarie Bischoff braucht noch die Haptik und den Duft eines Buches. Und natürlich die Geschichte­n, genau so welche, wie sie der französisc­he Philosoph Sartre erlebt hat, als er sagte, dass er alles, was er wisse und kenne, aus Büchern erfahren habe.

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