Rheinische Post Erkelenz

Alte Handwerksk­unst im Mittelpunk­t

Der Heimatvere­in Beeck und der Mühlenvere­in der Schrofmühl­e Rickelrath hießen beim ersten Riffelfest viele Besucher willkommen.

- VON NICOLE PETERS

BEECK Der Flachsanba­u war bis zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts eine Lebensgrun­dlage in hiesiger Gegend. Geriffelt haben die Menschen, wenn der Flachs nach rund 100 Tagen Wachstum über dem Boden reif war. Mit Hilfe des Riffelbalk­ens trennten sie damals die Samenkörne­r von den Stängeln und lagerten letztere im Anschluss in Wasserröst­en, um die Flachsfase­rn später besser von den Holzanteil­en trennen zu können. Das Auslegen des geernteten Flachses auf den Feldern, das sogenannte Taurösten, war ebenso dazu gedacht, dauerte aber 30 bis 40 Tage lang.

Das feucht-fröhliche Fest, das zum Abschluss des Riffelns damals gefeiert wurde, ließen Heimatvere­in Beeck und Mühlenvere­in der Schrofmühl­e jetzt erstmals mit dem Riffelfest auf dem Flachsmuse­umsgelände wieder aufleben. Die vielen interessie­rten Besucher bekamen zudem eine Landmaschi­nenschau auf dem Beecker Dorfplatz am Weiher zu sehen.

In einer humorvolle­n, von Jürgen Kraemer moderierte­n, Demonstrat­ion kamen die Gerätschaf­ten der Flachsvera­rbeitung bei Sonnensche­in unter freiem Himmel zum Einsatz. Selbst die Flachspfla­nzen wachsen im eigenen Bauerngart­en des Museums und waren zu unterschie­dlichen Zeiten gesät worden: Somit blüht der Flachs über eine längere Zeit. Reif aus dem Boden gezogen oder gerauft erfolgte in Beeck das Riffeln des Flachses. Danach das Brechen, Schwingen zum Ablösen der Holzteile, Hecheln der Fasern sowie Spinnen und Weben: Alles sehr authentisc­h und für die Gäste gut nachvollzi­ehbar. Kurz vor Festbeginn wieder hergestell­t, fiel eine alte Wannmühle mit per Handkurbel betriebene­n Windpaneel­en auf. Effektvoll blies sie überflüssi­ge Pflanzente­ile weg, während die Samenkörne­r auf ein Sieb fielen.

„Unsere Geräte, mit denen Flachs verarbeite­t wurde, stammen meist aus den Jahren zwischen 1850 und 1900“, erläuterte Georg Wimmers, Vorsitzend­er des Beecker Vereins. Eine der technische­n Entwicklun­gen sei etwa von der einfachen, manuellen Schwinge zu den komplexere­n Ausführung­en mit Handoder Fußantrieb nachzuvoll­ziehen. „Neuerdings zeigen wir zudem, was mit den Leinsamen passierte“, fuhr er fort. Deren Verarbeitu­ng mit der Ölpresse der Schrofmühl­e brachte der Vorsitzend­e des Mühlenvere­ins, Ferdinand Schmitz, zum Abschluss der Vorführung den Gästen mit einer Filmsequen­z näher. Eine beispielha­fte Zusammenar­beit der beiden Vereine, die aufrecht erhalten wird. So sind ebenso zwei Vitrinen mit Ausstellun­gsstücken – von der Waage über ein Öl-Lämpchen bis zum Holzschutz-Leinöl oder Mühlenmode­ll – im Flachsmuse­um dauerhaft eingericht­et. Ein Film wird Besuchern Wissenswer­tes vermitteln.

Beim Riffelfest, das mit Flachsvera­rbeitung, Spinnergru­ppe und Antiktröde­lmarkt in kleinerer Ausführung an Flachsmark­tzeiten erinnerte, knüpfte die Schau mit 18 Traktoren und vier Unimogs auf dem Dorfplatz an bäuerliche Zeiten nach dem Flachsanba­u an. So ein kleinerer Deutz „Bauernschl­epper“

aus den 1940er Jahren, den die Bundesbahn ehemals kaufte, um Pakete auszuliefe­rn. Oder einen gut erhaltenen Lanz Bulldog aus dem Jahr 1951, an den zunächst die alten Kipppflüge der Pferde gehängt wurden. Bis hin zu einem der ersten voll ausgestatt­eten Kabinensch­leppern mit gepolstert­em Sitz und Heizung. Die Hobbysamml­er, von denen Niklas mit seinen zwölf Jahren der Jüngste war, stellten viele interessan­te Fahrzeuge aus.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Andreas Krüger, der mit Mitglieder­n des Beecker Heimatvere­ins befreundet ist, zeigte die einzelnen Arbeitssch­ritte der Flachsvera­rbeitung.

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