Rheinische Post Erkelenz

Sozialverb­ände lehnen Dienstpfli­cht ab

Während Teile der Union gerne den Wehrdienst wiederhätt­en, sehen Experten hohe rechtliche Hürden.

- VON JAN DREBES UND THOMAS REISENER

BERLIN/DÜSSELDORF Die von der CDU angestoßen­e Debatte um eine Rückkehr der Wehrpflich­t oder die Einführung einer allgemeine­n Dienstpfli­cht ist bei SPD, Opposition und Sozialverb­änden zumeist auf Ablehnung gestoßen. Der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes, Ulrich Schneider, sagte unserer Redaktion, ein solcher Schritt wäre mit enormen verfassung­srechtlich­en Hürden verbunden. Statt solche „Gespenster­debatten“zu führen, müsse der Bundesfrei­willigendi­enst attraktive­r gemacht werden, sagte Schneider.

CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“gesagt, sie rechne nicht mit einer einfachen Rückkehr zur Wehrpflich­t, wolle aber über eine „allgemeine Dienstpfli­cht“reden. Wie genau diese aussehen könnte, ließ sie offen. Auf Twitter schrieb Kramp-Karrenbaue­r: „Es gibt viele Möglichkei­ten, einen Dienst zu gestalten.“

Ihre Initiative wurde in der CDU teils dankbar aufgenomme­n. „Ich begrüße eine allgemeine Dienstpfli­cht für junge Menschen. Jeder sollte bereit sein, seinem Land ein Jahr lang etwas zurückzuge­ben“, sagte Gregor Golland, führender Innenpolit­iker der NRW-CDU. Frieden und Freiheit würden sich nicht von alleine sichern. Die Junge Union (JU) forderte ein „verpflicht­endes Gesellscha­ftsjahr“für alle Schulabgän­ger. Diese sollten dann selbst entscheide­n, ob sie es in der Bundeswehr oder in einer sozialen Einrichtun­g absolviere­n wollen.

Sozialexpe­rte Schneider sieht das kritisch: „Wir Wohlfahrts­verbände wollen keine Rückkehr zu einem Zwangsdien­st, wir setzen auf Freiwillig­keit.“Der Staat dürfe nicht einfach in Biografien eingreifen. FDP, Linke und Grüne lehnten die Idee als „absurd“ab, der Wehrbeauft­ragte Hans-Peter Bartels (SPD) zeigte sich skeptisch, selbst aus der CDU kam Kritik. NRW-Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann, Karl-Josef Laumann (CDU) Mitglied im CDU-Präsidium, ist zum Beispiel gegen die Dienstpfli­cht. „Ich möchte später nicht von jemandem gepflegt werden, den der Staat dazu gezwungen hat“, sagte er und äußerte zudem juristisch­e Bedenken. „Wir müssen das Freiwillig­e Soziale Jahr stärken, indem wir die Arbeit der Freiwillig­en stärker bei der Berufsausb­ildung etwa in Gesundheit­sund Sozialberu­fen anrechnen“, sagte er.

Die Debatte wird nicht nur mit Blick auf die Pflege, sondern auch auf den Katastroph­enschutz geführt. Auch aus Kostengrün­den sind die Feuerwehre­n in 365 der 396 NRW-Kommunen ehrenamtli­ch organisier­t. Sie haben eigenen Angaben zufolge seit 2000 fast 50.000 freiwillig­e Brandschüt­zer verloren.

„Wir müssen das Freiwillig­e Soziale Jahr stärken“ NRW-Sozialmini­ster

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