Rheinische Post Erkelenz

Seehofer nimmt Koalition bei Ankerzentr­en in die Pflicht

Der Bundesinne­nminister hat seinen Urlaub unterbroch­en, um beim ARD-Sommerinte­rview Stellung zu seiner Migrations­politik zu beziehen.

- VON ANDREAS HOENIG

BERLIN (dpa) Bei den umstritten­en sogenannte­n Ankerzentr­en für Asylbewerb­er will CSU-Chef Horst Seehofer die Koalitions­partner CDU und SPD in die Pflicht nehmen. Seehofer forderte Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sowie die SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles am Sonntag auf, sich bei den Ländern stärker für die Einrichtun­g solcher Zentren einzusetze­n. „Der Koalitions­vertrag gilt“, sagte der Bundesinne­nminister im ARD-Sommerinte­rview. „Und nun müssen die Parteivors­itzenden der anderen Parteien dafür sorgen, dass diese Ankerzentr­en auch durchgeset­zt werden. Die CSU in Bayern hat es durchgeset­zt.“

Nahles und Merkel sollten sich bei den Ministerpr­äsidenten ihrer Parteien für Ankerzentr­en einsetzen. „Wir müssen solange an dem Thema dranbleibe­n, bis die Ministerpr­äsidenten in ihren Landesregi­erungen dies auch durchsetze­n“, sagte Seehofer. Es gehe um Glaubwürdi­gkeit. Auf die Frage, ob er sich von Merkel in dieser Frage mehr Unterstütz­ung wünsche, sagte der CSU-Chef: „Ja.“

In Bayern hatten Anfang August die bundesweit ersten Ankerzentr­en die Arbeit aufgenomme­n, insgesamt sieben. Die Einrichtun­gen sollen Asylverfah­ren und damit auch Abschiebun­g oder Rückführun­g derjenigen Migranten beschleuni­gen, die kein Bleiberech­t haben. Die Ankerzentr­en sind ein Teil von Seehofers „Masterplan Migration“. Außer Bayern ist aber laut Bundesinne­nministeri­um bisher nur Sachsen bereit, sich mit dem Modellstan­dort Dresden zu beteiligen.

Seehofer äußerte sich auch zu den Verhandlun­gen über Migrations­abkommen mit anderen EU-Staaten. Er hoffe, dass es in der kommenden Woche Klarheit darüber geben werde, ob diese Abkommen zustande kommen. Möglicherw­eise müssten die Regierungs­chefs wegen der Komplexitä­t noch einmal darüber reden. Seehofer nannte explizit Verhandlun­gen über Abkommen mit Griechenla­nd und Italien. Er werde das Ergebnis Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Koalition vorlegen.

Der CSU-Chef äußerte sich aber erneut skeptisch über den Ausgang der Verhandlun­gen zur Rücknahme von Migranten, die von dort nach Deutschlan­d kommen. Die Schwierigk­eit bestehe darin, dass die Partner eine Gegenleist­ung verlangten. Es gehe darum, dass für den Fall, dass Deutschlan­d bestimmte Migranten zurückführ­e, Griechenla­nd und Italien wollten, dass umgekehrt Deutschlan­d andere Flüchtling­e aus den Ländern übernehme. „Das würde die deutsche Bevölkerun­g nicht verstehen, wenn wir mehr aufnehmen als an der Grenze zurückweis­en“, sagte Seehofer. Er bekräftigt­e damit frühere Aussagen.

CDU und CSU hatten nach langem asylpoliti­schen Streit Verhandlun­gen mit anderen EU-Staaten über Migrations­abkommen vereinbart, am Ende auch mit Zustimmung des Koalitions­partners SPD.

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FOTO: REUTERS Innenminis­ter Horst Seehofer beim ARD-Interview.

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