Schäfer turnt an Balken-Medaille vorbei
GLASGOW (sid) Ausgerechnet ein Sturz beim selbst kreierten Schäfer-Salto hat Weltmeisterin Pauline Schäfer (21) im Schwebebalken-Finale bei den europäischen Titelkämpfen in Glasgow aus allen Träumen gerissen.
Statt ihre erste EM-Medaille oder gar den Titel zu holen, wurde die Chemnitzerin bis auf den sechsten Platz durchgereicht. So waren mit jeweils vierten Plätzen die Kölnerin Sarah Voss beim Sprung und Kim Bui aus Stuttgart am Stufenbarren sogar dichter an den Medaillen als Sportsoldatin Schäfer. Nur Kleinigkeiten verhinderten bei Voss und Bui den Sprung aufs Podest.
Bis zum unfreiwilligen Abgang nach nur 41 Sekunden hatte Schäfer sehr viel richtig gemacht. Olympiasiegerin Sanne Wevers aus den Niederlanden (13,900) wäre schwer zu schlagen gewesen, doch die gebürtige Saarländerin turnte bis zu ihrem Patzer klar auf Silberkurs.
Für Voss war Rang vier eine Überraschung im positiven Sinne. Die Gymnasiastin aus Köln, als krasse Außenseiterin ins Sprungfinale gekommen, konnte sich gegen starke Konkurrentinnen bemerkenswert gut behaupten. Die 18-Jährige brachte beide Sprünge nahezu perfekt in den Stand. Allerdings ist ihr zweiter Sprung noch nicht schwierig genug, der Ausgangswert von 4,8 eher niedrig. Dankbar über den eigentlich eher undankbaren vierten Platz fiel Voss Cheftrainerin Ulla Koch um den Hals. „Vielleicht haben ein, zwei Schrittchen zur Bronzemedaille gefehlt. Aber ich bin trotzdem superstolz und glücklich“, sagte Voss.
Auch Bui war bemüht, sich mit ihrer Platzierung zu arrangieren. „Es war schon sehr knapp, aber ich hatte leider auch einen keinen Strauchler. Morgen geht die Sonne wieder auf und spätestens dann werde ich merken, dass das ein ein respektables und tolles Ergebnis ist“, sagte die 29-Jährige. Ihre bislang einzige EM-Medaille hatte die Studentin der Technischen Biologie bereits vor sieben Jahren bei den europäischen Titelkämpfen in Berlin am Stufenbarren gewonnen. Seinerzeit reichte es für Bui zum dritten Platz.
Weit enttäuschender hatten die deutschen Athletinnen im Team-Wettbewerb abgeschnitten. Nach insgesamt sechs Stürzen vom Schwebebalken reichte es nur zum zehnten Platz. Den Team-Titel holte sich Vorjahressieger Russland vor Frankreich und den Niederlanden.
Nach drei Ruhetagen werden die Europameisterschaften mit den Wettkämpfen der Männer am Donnerstag fortgesetzt.