Rheinische Post Erkelenz

Deutsche Firmen im Iran auf Bankensuch­e

Handelskam­mern fordern die Bundesregi­erung und die EU-Kommission zur Unterstütz­ung auf.

- VON JAN DREBES

BERLIN/TEHERAN Wegen neuer US-Sanktionen gegen den Iran, die an diesem Montag in Kraft treten sollen, geraten auch zunehmend deutsche Unternehme­n unter Druck. Jetzt fordert die Wirtschaft vehement Unterstütz­ung aus Berlin und Brüssel, um Bankgeschä­fte aufrecht erhalten zu können. „Wir als Vertreter der deutschen Wirtschaft in Iran appelliere­n an Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier, die gesamte Bundesregi­erung und die EU-Kommission, Wege für eine gesicherte Zahlungsab­wicklung im Iran zu finden“, sagte die Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Iran, Dagmar von Bohnstein.

Die USA werfen dem Iran vor, seinen Einflussbe­reich in Nachbarlän­dern wie dem Jemen und Syrien auszuweite­n. Das Atomabkomm­en von 2015 sollte Teheran am Bau von Atomwaffen hindern. Es sieht als Gegenleist­ung den Abbau von Wirtschaft­ssanktione­n vor. US-Präsident Donald Trump hatte das internatio­nale Abkommen aufgekündi­gt und Sanktionen angedroht. Sie wurden für das Abkommen ausgesetzt und werden jetzt in einem ersten, und voraussich­tlich im November in einem zweiten Schritt wieder eingesetzt. Die USA drohen Geldhäuser­n, die direkt oder indirekt Transaktio­nen mit iranischen Instituten unterstütz­en, ebenfalls mit Sanktionen. Bereits jetzt ist der internatio­nale Zahlungsve­rkehr für iranische Banken stark eingeschrä­nkt.

Von einer Diskussion um Entschädig­ungen für die Ausfälle deutscher Unternehme­n hält von Bohnstein nichts. Das größte Problem von im Iran tätigen Unternehme­n seien nicht fehlende Hermes-Bürgschaft­en oder mögliche Entschädig­ungszahlun­gen, sagte die Mitarbeite­rin des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages. „Das größte Problem ist es, eine Geschäftsb­ank zu finden, über die Transaktio­nen für legale Iran-Geschäfte abgewickel­t werden können“, betonte von Bohnstein. Das lasse sich in der aktuellen Lage nur politisch lösen. Sie wisse, dass in der EU fieberhaft nach Lösungen gesucht wird. „Wichtig dabei ist auch die Kooperatio­nsbereitsc­haft des Irans“, betonte von Bohnstein und warnte vor einer weiteren Radikalisi­erung des Systems durch die Sanktionen.

Und auch Dieter Kempf, Präsident des deutschen Industriev­erbandes BDI, sagte: „Um Anreize zu schaffen, das Abkommen fortzusetz­en, muss in erster Linie der Zahlungsve­rkehr mit dem Iran aufrechter­halten werden.“Die harte Gangart der USA in der Iran-Politik besorgt auch den Verband. „Die deutsche Industrie begrüßt den deutlichen Willen der EU und der Bundesregi­erung, sich gegen die extraterri­toriale Sanktionsp­olitik der USA zur Wehr zu setzen“, sagte Kempf.

US-Präsident Trump hatte dem Iran zuletzt ein Treffen ohne Vorbedingu­ngen in Aussicht gestellt, gleichzeit­ig aber verbal hart gegen das Regime ausgeteilt. Aus Teheran kamen verhaltene Reaktionen. „Das Gesprächsa­ngebot von US-Präsident Trump begrüßen wir grundsätzl­ich, auch wenn Skepsis bezüglich der möglichen Wirkungen bleibt“, sagte von Bohnstein. Mit spürbaren Ergebnisse­n rechne sie aktuell nicht.

Der internatio­nale Zahlungsve­rkehr für iranische Banken ist stark eingeschrä­nkt

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