O Captain! My Captain!
Patrick Stewart kehrt zu „Star Trek“zurück. Es ist der richtige Schritt – für ihn und die Fans.
HAMBURG Es war Ende der 1980er Jahre. Eine Zeit ohne Internet, aber mit Fanmagazinen. Und in denen konnten Fans damals von der neuen Star-Trek-Serie „Next Generation“lesen, die erst 1990 das deutsche Fernsehen erreichen sollte. Viele fremdelten zunächst mit dem neuen Captain: Glatzköpfig und leicht überheblich sollte er ein Ersatz sein für James T. Kirk, Spock und Dr. McCoy?
Damals kannten wir Patrick Stewart noch nicht. Als man dann aber die ersten Folgen gesehen hatte, wurde er schnell zum Inbegriff eines Sternenflotten-Captains. Jean-Luc Picard strahlte Würde aus. Er wirkte ruhig und handelte überlegt. Kritisch blickte er auf die Sternenflotte und die Föderation, dennoch stand er für ihre Werte und gegen alle Widerstände auch für seine Überzeugungen ein: ein Philosoph auf dem Kommandanten-Stuhl der Enterprise. Er war das Gegenteil von Captain Kirk, und gerade das machte ihn zu einer Ikone. Zusammen mit dem typischen Zurechtzupfen der Uniform, seiner Liebe für EarlGrey-Tee und Sätzen wie „Make it so“– „Machen Sie es so“.
Sorry, Kirk, aber kein anderer Captain brannte sich so dermaßen in das Gedächtnis der Fans ein, inspirierte sie und definierte die Vision von Star Trek. Und all das wäre ohne das schauspielerische Können des Shakespeare-Darstellers Patrick Stewart nicht möglich gewesen.
Nun kehrt er wieder zurück. Der US-Sender CBS hat den 78-Jährigen für eine neue Serie verpflichtet. Und das ist gut so. Gerade ältere Fans können mit „Discovery“nicht so viel anfangen und fremdeln mit ihr. Für sie sind weder die Figuren noch die Story in sich schlüssig oder strahlen etwas von dem aus, was „Next Generation“mit Patrick Stewart ausmachte. Für ältere Fans ist mit ihm sicher Nostalgie verbunden. Jüngere Fans dagegen erleben einen Captain, der in unserer Zeit vielleicht dringend nötig ist: ein integres Vorbild, das kein stumpfer Lautsprecher ist. Vielmehr jemand, der mit Bedacht vorgeht und dabei ein Team so führen kann, dass es ihm aus Überzeugung folgt.
Darum ist es gut, dass Stewart zurückkehrt – in eine Rolle, die für eine neue Generation prägend sein kann. So wie vor 30 Jahren, als er zum ersten Mal die Sternenflotten-Uniform anzog. Für Stewart ist es auch ein würdevoller Abschluss seiner Schauspiel-Karriere. In einem Interview mit William Shatner alias James Kirk gab er zu, dass es etwas gedauert habe. Mittlerweile aber könne er akzeptieren, dass man sich nicht an ihn wegen seiner Interpretation von Shakespeare-Charakteren erinnern werde – sondern dafür, dass er JeanLuc Picard sei. Nun tritt er wieder an: „Make it so!“