Handwerk: Ausgebildete Flüchtlinge sollen bleiben
BERLIN (mar) Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer hat die Abschiebung von bereits in Deutschland ausgebildeten Flüchtlingen als „wirtschaftlichen Unsinn“kritisiert und sich unter Bedingungen für ein Bleiberecht geduldeter Migranten ausgesprochen. „Flüchtlingen, die bei uns leben, und die sich nicht nur als integrationswillig, sondern durch einen Ausbildungsabschluss und gute Arbeit als absolut integrationsfähig erwiesen haben, sollte man einen Spurwechsel ermöglichen und ein Bleiberecht einräumen – auch wenn sie bisher nur geduldet wurden“, sagte Wollseifer.
Eine deutliche Zunahme der Lehrstellenverträge von jungen Leuten aus Afghanistan und Syrien hat dafür gesorgt, dass die Ausbildungsbilanz 2017 für Deutschland noch positiv ausfällt. Bei den Männern aus diesen beiden großen Herkunftsländern von Asylbewerbern habe sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um etwa 7000 auf rund 10.000 mehr als verdreifacht, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Der Zentralverband des Handwerks (ZDH) und andere Wirtschaftsverbände pochen auf einheitliche Regelungen, dass während einer Ausbildung keine Abschiebung stattfindet. In Deutschland geduldete Flüchtlinge können seit 2016 für die Dauer einer Berufsausbildung und einer zweijährigen Anschlussbeschäftigung (3 plus 2) nach dem Aufenthaltsgesetz eine „Ausbildungsduldung“erhalten.
„Wer bei uns eine dreijährige duale Ausbildung gemacht und dann zwei weitere Jahre als Facharbeiter im Betrieb gearbeitet hat, den sollte man nicht abschieben“, sagte der ZDH-Präsident. „Alles andere wäre wirtschaftlicher Unsinn“, sagte Wollseifer. „Wir müssen denjenigen unter den Geduldeten, die hier ausgebildet und integrationswillig sind, ein Bleiberecht gewähren, und dafür müssen wir eine gesetzliche Übergangsregelung schaffen.“Wer dagegen nicht integrationswillig sei, solle das Land rasch verlassen.