Rheinische Post Erkelenz

Ein Rädchen im großen Ganzen

Volleyball: Der gebürtige Schaufenbe­rger Sebastian Gutgesell ist Sportdirek­tor der Ladies in Black. Beim Volleyball­Bundesligi­sten ist der 34-Jährige für Spielerver­pflichtung­en und Vertragsve­rhandlunge­n zuständig – ehrenamtli­ch.

- VON HENDRIKE SPAAR

HÜCKELHOVE­N/AACHEN Die Ladies in Black spielten in der abgelaufen­en Saison eine ihrer besten Spielzeite­n der Vereinsges­chichte. Mit Rang drei zeigten sie, dass sie sich in der Volleyball-Bundesliga hinter Schwerin, Stuttgart und Dresden zu einer Top-Adresse in Deutschlan­d gemausert haben. Ein Erfolg, an dem auch ein gebürtiger Schaufenbe­rger mitgewirkt hat: Sebastian Gutgesell ist seit 2016 Sportdirek­tor der Ladies in Black, kümmert sich in dieser Funktion um Spielerver­pflichtung­en, handelt Verträge aus und steht im ständigen Kontakt mit Managern. „Die Erfolge der vergangene­n beiden Jahre haben meinen Job etwas einfacher gemacht“, sagt der 34-Jährige, „inzwischen bekommen wir viele Angebote von Managern, deren Spielerinn­en gerne bei uns spielen wollen.“

Allerdings haben die Erfolge auch eine andere Seite der Medaille: Nach dem tollen Abschneide­n in der Vorsaison, die Ladies in Black scheiterte­n nach tollen Auftritten erst im Play-off-Halbfinale am MTV Stuttgart, haben viele Spielerinn­en Angebote von anderen Vereinen bekommen – und diese auch angenommen. Nur zwei Aktive aus dem Vorjahresk­ader sind geblieben, neun neue mussten verpflicht­et werden. Eine große Herausford­erung für das Trainertea­m der Ladies in Black um Cheftraine­rin Saskia van Hintum, mit dem Sebastian Gutgesell bei der Auswahl der Zugänge Hand in Hand arbeitet. „Die Entscheidu­ngen, wer kommt, treffe ich nicht alleine“, sagt Gutgesell, „ich bin nur ein Rädchen im großen Ganzen.“

Und so standen bis Ende Juni ungezählte Stunden der Videoanaly­se, Hunderte von Telefonate­n und das Schreiben fast ebenso vieler E-Mails auf dem Tagesplan von Sebastian Gutgesell, denn da die potenziell­en Spielerinn­en unter anderem aus Amerika kommen, ist ein direkter Kontakt nicht immer möglich. „Es ist ein spannender Job, den es so in ganz Deutschlan­d nur etwa zehn Mal gibt. Ich bin quasi der Max Eberl der Ladies in Black.“erklärt der 34-Jährige mit einem Schmunzeln.

Einen großen Unterschie­d zum hochdotier­ten Sportdirek­tor des Fußball-Bundesligi­sten Borussia Mönchengla­dbach gibt es allerdings: Sebastian Gutgesell macht den Job in Aachen ehrenamtli­ch – wie viel Zeit er dafür pro Woche investiert, ist schwierig zu sagen: „Im Schnitt sind es irgendwas um die fünf bis zehn Stunden pro Woche“, sagt der 34-Jährige, „während der Kaderplanu­ngen mehr, in der laufenden Saison dann weniger.“Denn mehr als sich die Heimspiele anzuschaue­n, schafft Gutgesell nicht. Ausnahme waren allerdings die Play-off-Spiele in der abgelaufen­en Saison, die die Ladies in Black mangels tauglicher Halle in Aachen im belgischen Maaseik ausgetrage­n haben. „Das liegt ja quasi um die Ecke“, sagt Gutgesell.

Dem Volleyball ist der gebürtige Schaufenbe­rger, der in Aachen Mathematik studiert und anschließe­nd in Wirtschaft­swissensch­aften promoviert hat und nun bei einem Maschinenb­auer angestellt ist, schon seit seiner frühesten Kindheit verbunden: Angefangen hat er beim TV Hückelhove­n-Ratheim, aus dem sich dann später der VC 99 Ratheim abgespalte­n hat. Dort stieg der 1,74 Meter große Zuspieler dann Saison für Saison bis in die Oberliga auf, ehe es ihn dann zum Studium nach Aachen verschlug und er sich dem dortigen PTSV anschloss. Dort wechselte er auf die Position des Liberos und schaffte es so sogar bis in die 3. Liga. Nach einer knapp zweieinhal­bjährigen Pause startet Sebastian Gutgesell nun ein Comeback, wird mit seinem Aachener Team in der Verbandsli­ga an den Start gehen. „Das mache ich aber nur so ein bisschen nebenbei“, sagt Gutgesell, der immer noch engen Kontakt zu den Ratheimer Volleyball­ern hält und auch immer wieder ein gern gesehener Gast bei den Heimspiele­n des VC ist. „Dass ich mich in wirtschaft­lichen und sportliche­n Belangen auskenne, war sicherlich auch ein Grund dafür, dass ich den Job in Aachen bekommen habe“, ist Gutgesell überzeugt.

Wie gut er ihn in dieser Saison gemacht hat, wird sich zeigen: Die Saison beginnt für die Ladies in Black in der Bundesliga am 31. Oktober mit einem Auswärtssi­el bei SchwarzWei­ß Erfurt, das erste Heimspiel an der Neuköllner Straße ist am 10. November. „Ich bin stolz und froh, dass wir vor der letzten Saison so viele richtige Entscheidu­ngen getroffen haben, da können wir uns schon mal auf die Schulter klopfen“, sagt der 34-Jährige, „unser Ziel ist es, an das Niveau des letzten Jahres anzuknüpfe­n – und da gehört auch eine gewisse Portion Glück dazu. Unser Hauptziel ist es, uns Peu à Peu weiterzuen­twickeln.“

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FOTO: ANDREAS STEINDL Sebastian Gutgesell aus Schaufenbe­rg ist Sportdirek­tor beim Volleyball-Bundesligi­sten Ladies in Black.
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RP-FOTO: JL (ARCHIV) Seb Gutgesell (l.) 2008 als Zuspieler des VC Ratheim.

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