Schumacher-Sieg in Silverstone
Mick Schumacher (19) holt seinen zweiten Formel-3-Saisonsieg. Mehr und mehr erinnert er an den berühmten Vater.
SILVERSTONE/DÜSSELDORF Kaum hatte Mick Schumacher die Ziellinie überquert und den Motor abgestellt, da stand er schon auf der Nase seines Boliden. Kerzengerade im rot-weißen Rennfahreranzug, mit dem Helm auf Kopf, streckte er die Arme in die Luft. Die beiden Zeigefinger nach oben ausgestreckt. Marc Surer Und wie der 19-Jährige da in seiner Jubelpose stand, wurden ganz automatisch Assoziationen wach. Sein Vater Michael konnte das auch gut, der Rennsportwelt zu zeigen, wer die Nummer eins ist.
Am Samstag fuhr Mick Schumacher nur drei Wochen nach dem ersten Formel-3-Sieg seiner Karriere den zweiten Sieg in seiner noch jungen Laufbahn ein. Auf dem Grand-Prix-Kurs im britischen Silverstone feierte der Rennfahrer zudem am Sonntag Platz fünf: auf den Tag genau 17 Jahre nach dem vierten WM-Titel seines Vaters.
„Es fühlt sich großartig an“, sagte Schumacher (Team Prema Theodore Racing) am Samstag. „Es ist immer ein tolles Gefühl, wenn man ganz oben auf dem Podium steht. Das Team hat einen tollen Job gemacht.“Von Startplatz zwei aus hatte er sich gleich in der ersten Kurve an die Spitze gesetzt. Fortan hatte er das Rennen kontrolliert. Hinter Schumacher komplettierten der Este Jüri Vips vom deutschen Team Motopark und Stallkollege Jonathan Aberdein das Podium.
Schumachers Karriere nimmt langsam aber sicher Fahrt auf. Ende Juli hatte er im 15. Saisonrennen seinen ersten Formel-3-Sieg eingefahren. Ausgerechnet in Spa-Francorchamps stand er ganz oben auf dem Podium, an dem Ort, an dem sein Vater vor 27 Jahren seinen ersten Formel-1-Sieg einfuhr. Von Position sechs gestartet, hatte sich Schumacher junior im Rennen beeindruckend nach vorne gearbeitet. Er zeigte etwa in der legendären, abschüssigen Kurve „Eau Rouge“(„rotes Wasser“) sein Talent. Später sagte Schumacher: „Wie es scheint, ist Spa ein guter Ort für die Schumacher-Familie. Als ich heute Vormittag den Regen sah, hatte ich mich schon gefreut.“Sich aus schwierigen Situationen herauszukämpfen, hält er „generell für eine Schumacher-Stärke. Und ich glaube schon, dass ich das in den Genen dabei habe“. Es ist nicht nur die Manier, in der der 19-Jährige Rennen fährt, jubelt oder Interviews gibt. Er zeichnet selbst das Bild des stolzen Sohnes und sucht Parallelen zum Vater, wirkt aber weder überheblich noch vermessen.
Seit Jahren vertritt er seinen Vater abseits der Rennstrecke, etwa auf Galas und Ehrungen. Das Ziel, „irgendwann in die Formel 1 zu kommen, formulierte Schumacher junior bereits vor Monaten öffentlich. „Dafür trainiere ich jeden Tag.“Die nötige Disziplin bringt er scheinbar mit: In der Motorsportwelt gilt er als gewissenhaft. Krafttraining und Ausdauereinheiten auf dem Fahrrad sieht er als notwendige, nicht als lästige Aufgaben an. Er weiß es selbst: Nicht der Name, sondern lediglich sportliche Erfolge führen in die Königsklasse des Motorsports.
Derweil forderte der frühere Formel-1-Fahrer Marc Surer im Gespräch mit dem Internetportal „meinsportradio.de“, dem jungen Schumacher im Hinblick auf eine mögliche Formel-1-Karriere Zeit zu geben. „Der arme Kerl ist ja von Anfang an unter Druck gewesen“, sagte Surer. „Als er in der Formel 4 fuhr, war er schon mehr unter Druck als andere, die Formel 2 fahren. Wenn er in die Formel 1 kommt, wird man von ihm Wunder erwarten.“
Größer könnte ein sportliches Erbe auch kaum sein. Insgesamt sicherte sich Michael Schumacher sieben WM-Titel und 91 Siege. Der Kerpener ist bis heute der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Wie es dem 49-Jährigen seit seinem schweren Skiunfall im Dezember 2013 geht, ist nicht bekannt. Zuletzt hatte sich Ex-Ferrari-Chef Jean Todt (72) Anfang August gegenüber der argentinischen Tageszeitung „La Nacion“geäußert. Todt war sein langjähriger Weggefährte und besucht „Schumi“nach eigenen Angaben regelmäßig in der Schweiz. „Er ist umgeben von seiner Familie, seinen Vertrauten. Ich fühle mich gesegnet, dass ich oft Zugang habe, aber seine Gesundheit ist ein privates Problem und ich denke, es ist Zeit für uns, dass Michael sein Leben in Frieden leben kann“, sagte Todt.
Den Namen Schumacher von der Klatsch- wieder in die Sportpresse zu bringen, ist Mick Schumachers vielleicht wichtigste Aufgabe. In der Gesamtwertung der Formel 3 ist er nach dem Silverstone-Wochenende mit 136 Punkten Siebter. Am kommenden Wochenende geht es in Italien weiter. Am 8./9. September macht die Formel 3 auf dem Nürburgring Station. Am 13./14. Oktober steigt das Saisonfinale auf dem Hockenheimring. Ein gutes Pflaster, zumindest stets für Schumacher senior, der dort viermal siegte und damit Rekordhalter ist. (mit sid)
„Wenn Schumacher in die Formel 1 kommt, wird man von ihm Wunder erwarten“ Ehemaliger Rennfahrer