Städte zögern bei Schul-Digitalisierung
Aus dem Programm „Gute Schule“fließt nur wenig Geld für Tablets oder W-Lan.
DÜSSELDORF (fvo/kib) Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) drängt die Kommunen im Land, mehr Geld für die Digitalisierung der Schulen auszugeben. „Wir haben das Programm ,Gute Schule 2020‘ so geändert, dass die Mittel auch für Digitalgeräte verwendet werden können“, sagte Gebauer unserer Redaktion: „Ich wünsche mir, dass mehr Kommunen davon Gebrauch machen.“Bisher seien von den zwischen Januar 2017 und Juni 2018 abgerufenen 333 Millionen Euro aber nur 15 Prozent in die Digitalisierung geflossen.
Das Programm „Gute Schule“hatte noch Rot-Grün aufgelegt; über Kredite der NRW-Bank stehen so den Kommunen von 2017 bis 2020 jährlich 500 Millionen Euro zur Verfügung, um Schulen zu sanieren, auszubauen und zu digitalisieren. Die Tilgung der Kredite übernimmt das Land. Seit 2018 können auch sogenannte geringwertige Wirtschaftsgüter gefördert werden, etwa digitale Endgeräte für Schüler oder W-Lan-Ausstattung.
Gebauers Mahnung zeigt zugleich, dass die Mittel weiter nur stockend fließen: Von der für 2017 und 2018 zur Verfügung stehenden Milliarde war Ende Juni insgesamt erst ein Drittel abgerufen. Viele größere Projekte bräuchten längeren Vorlauf, sagte dazu Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetags NRW: „Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass bis Ende 2018 deutlich mehr abgerufen wird.“Die Verwendungsmöglichkeit auch für Digitalgeräte begrüßte er. Vom Städte- und Gemeindebund NRW hieß es, der Bedarf „im nicht-digitalen Bereich“sei größer. Deshalb sei es nachvollziehbar, „zunächst Dächer abzudichten und Toiletten zu sanieren, als Laptops und Tablet-PCs anzuschaffen“.
Der Chef des Lehrerverbands Bildung und Erziehung NRW, Stefan Behlau, sagte, man begrüße die Hilfe bei „Gute Schule 2020“. Angesichts von Investitionsstau, Personalmangel in der Verwaltung und der Auslastung vieler Handwerksbetriebe gelte aber: „Gegebenenfalls muss das Projekt in die Verlängerung.“Die erweiterten Verwendungsmöglichkeiten seien zweischneidig: „Auf der einen Seite ist der Bedarf an digitalen Endgeräten enorm. Auf der anderen Seite sind die maroden Schulen vielerorts unübersehbar.“