Rheinische Post Erkelenz

Klimacamp: Erwartunge­n erfüllt

Der einwöchige Treffpunkt von umweltbewu­ssten Befürworte­rn einer Energiewen­de und unermüdlic­hen Aktivisten gegen die Braunkohle, die sich auf einem Getreidefe­ld hinter dem Laheypark trafen, hatte den gewünschte­n Erfolg.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Die Erwartunge­n, die Johanna Winter als Mitglied des Organisati­onsteams im Vorfeld des Klimacamps gehegt hatte, haben sich voll und ganz erfüllt. Der einwöchige Treffpunkt von umweltbewu­ssten Befürworte­rn einer Energiewen­de und unermüdlic­hen Aktivisten gegen die Braunkohle, die sich auf einem abgeerntet­en Getreidefe­ld hinter dem Laheypark trafen, hatte den gewünschte­n Erfolg. Klein, fein, konstrukti­v sollte das neunte Klimacamp im Rheinland im Schatten des Tagebaus Garzweiler II sein.

„Es ist genauso abgelaufen, wie wir es uns vorgestell­t haben“, bilanziert­e auch Winters Kollege für die Öffentlich­keitsarbei­t, Christophe­r Laumanns. „Und es ist sogar noch besser gewesen als erwartet.“Die erhoffte Zahl von 500 Teilnehmer­n, die sich in der großflächi­gen Zeltstadt mit Selbstvers­orgungscha­rakter versammelt hatten, wurde locker erreicht. Nach der fast nicht mehr infrastruk­turell beherrschb­aren Teilnehmer­zahl von rund 3000 im vergangene­n Jahr erwies sich das Zurückschr­auben der Zahl als sinnvoll, zumal es inzwischen vom Erkelenzer Stadtgebie­t ausgehend europaweit Ableger gibt, die zum Teil zeitgleich oder an überschnei­denden Terminen stattfinde­n.

Drei Ziele habe dieses neunte Klimacamp gehabt, meinte Laumanns. So sei die Entwicklun­g von Strategien für die Zukunft ein wichtiges Thema gewesen. Dazu gehört auch eine noch engere Vernetzung mit anderen Aktivisten; etwa bei der Bewahrung des Restes vom Hambacher Forst. Als Zeichen der Solidaritä­t sollte auch ein Gartenhaus dienen, das in dem Klimacamp gebaut wurde und zum Hambacher Forst transporti­ert werden sollte, aber von einem Polizeiauf­gebot gestoppt wurde. „Die Polizei glaubt wohl, es sei ein Baumhaus.“Die Rettung des Restwalds am Tagebau Hambach sei jetzt eine vorrangige Aufgabe, zumal die engagierte­n Klimaschüt­zer befürchten, dass vor der eigentlich­en Rodungsakt­ion die Tagebaubet­reiber und die Polizei alles unternehme­n, um den Wald von Tagebaugeg­nern und deren Hütten zu räumen.

Wichtig sei auch eine engere Zusammenar­beit mit den Anwohnern des Klimacamps in Erkelenz aus den von der Umsiedlung betroffene­n Dörfern. Hier hätten sich einige neue Beziehunge­n ergeben dank der Angebote des Klimacamps. Viele interessie­rte Bürger wären zu Besuch gekommen. Es gab ein Konzert im großen Zirkuszelt, ein Freundscha­ftsspiel gegen die Fußballer von Germania Kückhoven, eine Andacht an den Fundamente­n des zerstörten Immerather Doms. Die gegenseiti­ge Akzeptanz sei größer geworden, ein Zusammensp­iel möglich. Laumanns glaubt ebenso wie Winter daran, dass die Dörfer noch zu retten seien. „Wenn es uns gelingt, der Öffentlich­keit zu zeigen, welche Kostbarkei­t beispielsw­eise die Kirche in Keyenberg ist, wird der Protest gegen den Abriss noch lauter werden als der beim Immerather Dom.“Jetzt seien die Menschen für diese Problemati­k des Verlusts von unwiederbr­inglichen Kulturgüte­rn sensibilis­iert. Außerdem hätten sich die politische­n Rahmenbedi­ngungen beim Braunkohle­abbbau geändert. „Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wann.“Insofern war die Podiumsdis­kussion mit Für und Wider beim Braunkohle­abbau, die trotz kontrovers­er Positionen in einem harmonisch­en Rahmen verlief, für Laumanns das „Highlight des Camps“.

Eine dritte Überlegung der Klimacampb­ewohner bezieht sich auf die inhaltlich­e Ausrichtun­g der zukünftige­n Arbeit. Nicht nur die Braunkohle ist ein Klimakille­r. Die Landwirtsc­haft, die Mobilität sind weitere Felder, bei denen es im Sinne einer Klimagerec­htigkeit Veränderun­gen geben sollte. Dennoch solle beim Klimacamp im Rheinland der Schwerpunk­t auf dem Kampf gegen die klimazerst­örende, umweltvern­ichtende und heimatraub­ende Braunkohle liegen.

Ob es dazu im kommenden Jahr kommt? Eigentlich müsste es als kleines Jubiläum das zehnte Klimacamp im Bereich des Tagebaus Garzweiler geben – gerne auch größer und mit mehr Aktionen, wie die Teilnehmer bei einer abschließe­nden Diskussion­srunde als Wunsch äußerten. Doch darüber will das Organisati­onsteam erst im Spätherbst entscheide­n, wenngleich die Weichen dafür gestellt sind. Das größte Problem ist der Platz. „Es wird immer schwerer, ein Feld für unser Klimacamp zu finden, weil viel Druck auf Landwirte aufgebaut wird“, heißt es.

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RP-FOTOS (2): KURT LEHMKUHL Mitmachzei­t: Das Klimacamp in Erkelenz fand bereits zum neunten Mal statt. Es war neben dem Lahey-Park bei Kückhoven aufgebaut. Die Akteure zogen ein positives Fazit.
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Die Stromverso­rgung stellten die Aktivisten selbst sicher.

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