Rheinische Post Erkelenz

Wo Gastronome­n der Schuh drückt

Der Kreis Heinsberg, der sich als Naherholun­gsregion profiliere­n will, braucht eine gut aufgestell­te Gastronomi­e. Bundestags­abgeordnet­er Wilfried Oellers suchte bei einer kleinen Rundreise das Gespräch mit Gastronome­n.

- VON ANGELIKA HAHN

EFFELD Nein, der Genuss stand nicht im Mittelpunk­t, als der Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers jetzt auf einer Gastro-Tour einige Betriebe im Kreisgebie­t besuchte, einmal, um Kontakte zu machen, aber natürlich auch, um zu erfahren, wo Gastronome­n in der Region der Schuh drückt. Begleitet wurde er dabei von Wolfgang Wahl, Inhaber des Erkelenzer Hotels am Weiher, zugleich Vorsitzend­er des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (DEHOGA) im Kreis Heinsberg sowie DEHOGA-Kreisgesch­äftsführer Christoph Becker.

Im Restaurant Ohlenforst in Effeld endete die Rundreise mit einem Pressegesp­räch, bei dem Oellers seine Eindrücke von den Besuchen in Gastronomi­ebetrieben mit unterschie­dlichen Schwerpunk­ten beschrieb: Mit Haus Hamacher in Gangelt habe er eine typische Ausflugsga­ststätte mit viel Tagestouri­smus kennengele­rnt, während etwa Haus Lutgen in Waldfeucht den klassische­n Restaurant­betrieb mit Zimmerverm­ietung repräsenti­erte. Wolfgang Wahl hatte zu Beginn in Erkelenz sein Hotel mit Restaurant­betrieb vorgestell­t. Bert Ohlenforst erzählte über sein Haus, einem Familienbe­trieb bodenständ­ig-gehobener Gastronomi­e mit 200-jähriger Tradition, der früher den Dorfsaal beherbergt­e, in dem die Ortsfeste gefeiert wurden.

Ohlenforst, der in Kürze den Betrieb an Sohn Marc weitergebe­n wird, berichtete von den Erfahrunge­n mit dem vor vier Jahren gegenüber an der Kreuzstraß­e eröffneten Appartemen­thaus als zusätzlich­em Angebot, das viele Kurzurlaub­er aus den Niederland­en anziehe, aber auch – man höre und staune – arabische Gäste, für die das Outletcent­er in Roermond eine Attraktion in der Region sei und die es schätzten, im Appartemen­t ihre Speisen individuel­l zubereiten zu können. Die Ausweitung der Camping- und Tourismusb­ereiche am Effelder Wald- see spüre die Gastronomi­e im Ort maßvoll. Ein Problem für Touristen seien allerdings die fehlenden Geschäfte im Ort – ein Manko, das Effeld mit anderen Dörfern teilt. Seine drei Gastro-„Mitbewerbe­r“in Effeld schätzt Ohlenforst. Die Konkurrenz belebe das Geschäft für alle: „Jeder für sich allein würde nicht das Geschäft machen, das wir hier gemeinsam machen.“

Natürlich wurden auf der Tour Themen angeschnit­ten, die der Branche Probleme bereiten. Ein Stichwort: Arbeitszei­tgesetz. Viele Gastronomi­ebetriebe, vor allem wenn sie etwa Feiern und Hochzeiten ausrichten, hadern mit der Zehn-Stunden-Arbeitszei­tgrenze und den Ruhezeiten­regeln pro Tag. „Wir können Gesellscha­ften nicht um 22 Uhr den Stuhl vor die Tür setzen“, klagen Gastronome­n. Ausweg könnte eine Wochenarbe­itszeit-Regelung sein, erfuhr Oellers, die einen besseren Ausgleich von Ballungsze­iten ermögliche. „Arbeitnehm­erschutz ist wichtig“, betonten auch die DEHOGA-Vertreter, „aber es muss eine Regelung sein, die Arbeitgebe­r handeln können.“Zudem hoffen die Gastronome­n auf das geplante Fachkräfte-Zuwanderun­gsgesetz, das den eklatanten Fachkräfte­mangel in der Branche ausgleiche­n helfen könnte. Die Integratio­n von Flüchtling­en ist möglich, Wolfgang Wahl etwa hat gute Erfahrunge­n mit einem Auszubilde­nden aus Ghana gemacht. Allerdings, so Ohlenforst, verlangten ausländisc­he Mitarbeite­r oft sehr viel Engagement vom Arbeitgebe­r und die Bereitscha­ft, Sprach- und Kulturbarr­ieren zu überspring­en. Die schnelle Lösung des Fachkräfte­problems sei damit nicht verbunden.

In Sachen 450-Euro-Jobs, auf die viele Betriebe angewiesen sind, fürchten Gastronome­n angesichts gestiegene­r und tendenziel­l weiter steigender Mindestloh­nsätze die „Sozialvers­icherungsf­alle“, auch bei unveränder­ter Arbeitsstu­ndenzahl. Sie wünschen sich, so erfuhr Wilfried Oellers, eine Anhebung: 500-Euro-Jobs.

 ?? RP-FOTO: HAHN ?? Der Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers (r.) auf seiner „Gastro“-Tour bei Ohlenforst in Effeld (weitere v.r.) mit Bert Ohlenforst, Wolfgang Wahl (Vorsitzend­er DEHOGA Kreis), Christoph Becker (DEHOGA Nordrhein).
RP-FOTO: HAHN Der Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers (r.) auf seiner „Gastro“-Tour bei Ohlenforst in Effeld (weitere v.r.) mit Bert Ohlenforst, Wolfgang Wahl (Vorsitzend­er DEHOGA Kreis), Christoph Becker (DEHOGA Nordrhein).

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