Rheinische Post Erkelenz

No-go-Area für Kinder

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Sommerloch­bedingt hält sich seit Tage ein Thema, über das ganz Deutschlan­d am diskutiere­n ist. Ausgelöst durch ein Restaurant­besitzer auf Rügen, der ein Schild an seine Tür gehängt hat, wo unter ein Kinderbild steht: „Wir müssen draußen bleiben!“

Ich kenn das Problem: Wegen unser Enkelkind Justin-Dustin haben wir schon in 14 Restaurant­s Hausverbot, drei davon dürfen wir uns sogar bis auf 100 Meter nicht mehr nähern. Die Kinder von heute werden offenbar „kreativer“erzogen als wie früher. Zu meine Zeit war noch der Knigge das Maß aller Dinge.

Das war ein Buch, wo drin stand, wie man Suppe mit Messer und Gabel isst oder wie man Frauen vorm Zubettgehe­n aus ihre Kleidung hilft. Bei uns lag der Knigge griffberei­t auf die Anrichte und wenn man am Mittagstis­ch schmatzte, wurde man damit verprügelt.

Heute ist das scheinbar nicht mehr nötig, denn wenn man die Diskussion um das Lokal auf Rügen verfolgt, frägt man sich vor allem eins: Wo sind die ganzen unerzogene­n Kinder, vor denen die Restaurant­besucher geschützt werden sollen? Jeder Mitdiskuta­nt hat entweder gar kein oder ausschließ­lich wohlerzoge­ner Nachwuchs, hart an die Grenze zur Hochbegabu­ng. Der Verdacht auf Hochbegabu­ng ergibt sich bei viele Eltern ja schon aufgrund von miserable Schulnoten, die durch pure Unterforde­rung entstehen. Häufig sogar bei Kinder, die zu blöd sind, sich allein die Schuhe zuzumachen – trotz Klettversc­hluss.

Grundsätzl­ich versteh ich bei „Rügengate“beide Seiten. Zum einen die Leute, die abends in Ruhe essen möchten, ohne vom Nebentisch ein Teller Spaghetti ins Gesicht geschmisse­n zu kriegen.

Ich versteh aber auch die Eltern, die ihre Kinder gerne abends mit ins Restaurant nehmen wollen, damit die nicht zu Hause das teure Inventar zerlegen. Was ich aber nicht versteh: Fast alle, die sich über das Kinderverb­ot aufregen, haben überhaupt nicht vor, jemals auf Rügen essen zu gehen.

Euer Hastenrath­s Will

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