Hofmann kann sich „austoben“auf der Acht
Viele Borussen wollen das neue System nicht allzu hoch hängen. Für Jonas Hofmann könnte es allerdings sein Segen sein.
Thorgan Hazard hat nach eigenen Angaben schon zu viel gesehen, um vom neuen Gladbacher 4-3-3 beeindruckt zu sein. „Mir ist das System egal“, sagte Hazard Ich habe im 4-2-3-1, 4-4-2, 3-5-2 oder 3-4-3 gespielt und kenne jetzt alles. Es ist wichtig, dass wir gut zusammenspielen und gut zusammenarbeiten.“Selbst Trainer Dieter Hecking, der für die Umstellung verantwortlich ist, findet das Thema nicht so groß, wie es gemacht werde. Doch wer Jonas Hofmann in der Vorbereitung und am Sonntag beim 11:1 gegen den BSC Hastedt im DFB-Pokal zugesehen hat, der fragt schon mal nach, was das neue System mit dem 26-Jährigen macht.
„Ich fühle mich superwohl auf der Acht. Da kann man so variabel und flexibel spielen, sich quasi austoben, ist immer beteiligt“, sagte Hofmann mit der Begeisterung eines Fernsehzuschauers, der erstmals in HD-Gerät zu Hause hat. Die Acht gibt es im 4-3-3 in doppelter Ausführung, Hofmann teilte sich die Position hinter dem Dreierangriff im Pokal mit Florian Neuhaus, wie so häufig in den vergangenen Wochen.
Drei Treffer bereitete er vor, in der 56. Minute brachte Hofmann den Ball endlich selbst im Tor unter. Das war ihm zuletzt vor einem Jahr in der ersten Runde bei Rot-Weiss Essen gelungen. An zwölf der 33 Torschüsse war er beteiligt, genau wie Hazard, dem er das letzte Gladbacher Tor per No-Look-Pass auflegte. „Die Position kommt mir sehr entgegen. Und ich glaube, das sieht man auch“, sagte Hofmann.
Die Systemumstellung könnte seine große – und vermutlich letzte Chance sein, nach zweieinhalb Jahren in Gladbach so richtig anzukommen. Erst setzte André Schubert selten auf ihn, dann kam Hecking und brachte Hofmann zunächst überraschend häufig. Immer wieder verhinderten Verletzungen jedoch, dass der Offensivallrounder so richtig in Form kam – und allzu oft stand er sich eben auch selbst im Weg.
Hecking lobte Hofmann so ausgiebig, dass es ihm gar nicht gefallen haben dürfte, wie wenig der ehemalige Dortmunder und Hoffenheimer zurückzahlte. Am Sonntag war Hofmann eingeschlossen im Kollektivlob des Trainers für die Offensive. „Für mich war es wichtig, dass wir immer wieder in die Tiefe gehen, aus den unterschiedlichsten Positionen heraus. Das ist für jeden Gegner – sei es Hastedt, sei es Leverkusen – schwer zu verteidigen“, sagte Hecking.
Bayer Leverkusen ist wie vor zwei Wochen Borussias Gegner zum Bundesliga-Auftakt, wieder samstags um 18.30 Uhr, diesmal allerdings nicht bei 36 Grad. Beim späten 2:1-Erfolg saß Hofmann damals 90 Minuten auf der Bank, das 6:1 in den Play-offs zur Champions League gegen die Young Boys Bern drei Tage vorher hatte er sogar von der Tribüne aus verfolgen müssen – nach einem schwachen Auftritt im Pokal bei der SV Drochtersen/Assel. Diesmal kann Hofmann dem Start mit mehr Selbstbewusst entgegenblicken. „Der Trainer weiß, was er an mir hat. Er hat mir auch gesagt, dass es eine super Vorbereitung war. Ich habe ein gutes Gefühl. Von mir aus würde nichts dagegen sprechen, wenn er mich wieder bringt“, sagte er mit Blick auf Samstag.
Gemeinsam mit Florian Neuhaus, der anderen Hälfte der Doppel-Acht, gehört Hofmann zu den Gewinnern der Vorbereitung. Beide suchen die geforderten Wege in die Tiefe auf ihre Art oder strahlen aus dem Rückraum Gefahr aus. Gegen Hastedt sicherte Tobias Strobl auf der Sechserposition eher virtuell ab, zu selten kam Hastedt überhaupt nennenswert in die gegnerische Hälfte. Möglich ist, dass alle drei gegen Leverkusen wieder beginnen. Immerhin haben Hofmann und Neuhaus sich so weit empfohlen, dass es schon eine Überraschung wäre, wenn beide aus der Startelf rutschen würden.
Trotzdem sagte Hecking, dass das Spiel im DFB-Pokal keinerlei Rückschlüsse auf die Startelf in der Bundesliga zulasse. „Der Trainer hat oft betont, dass er eine enorme Auswahl hat“, sagte Hofmann. „Da musst du immer wieder zeigen, dass du der Kandidat bist, den er aufzustellen hat.“