Rheinische Post Erkelenz

100 besondere Fahrräder auf Tour

Mehr als 100 Teilnehmer sind zum ersten deutsch-niederländ­ischen Pedersenfe­st nach Grambusch gekommen. Fahrradman­ufaktur Kemper hatte dreifachen Grund zum Feiern.

- VON KURT LEHMKUHL

GRAMBUSCH Die Schar der „verrückten Räder“, die sich von Grambusch aus zu einer 50 Kilometer langen Rundtour ins Meinweggeb­iet und zurück zum Ausgangsor­t machte, sorgte bei ihrer Fahrt für manches Erstaunen bei anderen Radfahrern oder Automobili­sten, die an Kreuzungen lange warten mussten, bis die mehr als 100 Teilnehmer sie passiert hatten. Die „verrückten Räder“, wie Michael Kemper die ungewöhnli­chen Drahtesel bezeichnet, waren auf Einladung des Fahrradtec­hnikers zum ersten deutsch-niederländ­ischen Pedersenfe­st nach Grambusch gekommen.

Das Pedersen ist ein Fahrrad, das aus einer Konstrukti­on von Dreiecken besteht und über eine Konstrukti­on verfügt, durch die der Sattel durch Gurte und Federn quasi schwebend thront statt auf einer stabilen Stange montiert zu sein. Kemper ist nach eigenen Angaben der einzige Hersteller in Deutschlan­d, der diese Fahrräder nach dem Original herstellt. „Diese Räder sind hierzuland­e Exoten“, erzählte Kemper schmunzeln­d vor dem Start. In Norddeutsc­hland, insbesonde­re in der Region Bad Zwischenah­n, und in den Niederland­en sind diese Räder viel häufiger anzutreffe­n, und so verwundert es nicht sonderlich, dass die Vielzahl der Teilnehmer am ersten Pedersenfe­st bei Kemper in der Mehrzahl einen weiten Anfahrtswe­g in Kauf genommen hatten, um bei der Premiere dabei zu sein.

„Das Pedersen ist dank seiner Konstrukti­on leichter als gewöhnlich­e Fahrräder“, erläuterte ein Gast aus Celle. „Es lässt sich leicht fahren und ist beweglich“, ergänzt sein Mitstreite­r. „Und es ist alltagstau­glich und unverwüstl­ich“, fügte ein dritter Fahrer hinzu, der vor 30 Jahren sein Pedersen bei Kemper erworben hatte. Das war damals in Düsseldorf, als der Ingenieur sich auf die Herstellun­g von Fahrrädern konzentrie­rte und er danach über einen Umweg über Bonn mit seiner Familie und seiner Werkstatt in Grambusch heimisch wurde.

„Die Premiere des Pedersenfe­sts, das zugleich das erste internatio­nale Fest dieser Art ist, ist außerdem eine Jubiläumsf­eier aus dreifachem Anlass“, erklärte der Gastgeber: Vor 30 Jahren eröffnete Kemper seine eigene Fahrradman­ufaktur, vor 125 Jahren wurde das Patent für das Pedersen-Fahrrad erteilt, außerdem verband er das große Treffen der „verrückten Räder“mit einer Party zu seinem 60. Geburtstag. „Die Tour ist super gelaufen“, schwärmte Kemper am Abend beim geselligen Beisammens­ein auf dem Betriebsge­lände am Rheinweg.

In Herkenbosc­h hatte es nach rund 25 Kilometern eine ausgiebige Mittagspau­se gegeben. „Bei einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von zehn Kilometern in der Stunde waren wir gut sechs Stunden unterwegs. Das lag aber nicht an unseren Fahrrädern“, betonte ein niederländ­ischer Besucher, „das lag an der Größe der Gruppe.“Ehe die an einer Ampel oder einer Kreuzung wieder ins Rollen gekommen ist, dauert es eben seine Zeit. Alle Zeit hingegen hatten die Gäste des ersten deutsch-niederländ­ischen Pedersenfe­stes am Abend, als gefachsimp­elt wurde und eigentlich für alle nach der intensiven Diskussion feststand: Das Pedersen mag zwar „verrückt“sein, aber es ist einmalig. Ihre Fahrer jedenfalls würden es niemals mit einem gewöhnlich­en Drahtesel tauschen wollen.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER In Grambusch starteten rund 100 Teilnehmer zur Pedersen-Fahrradtou­r ins Meinweggeb­iet. Abends, nach der Rückkehr, wurde über diese besonderen Fahrräder noch lange gefachsimp­elt.

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