Rheinische Post Erkelenz

Fleißige Bienen bei der Bahn

In Herrath hält Imkerin Ina Büscher sieben Bienenvölk­er auf dem Gelände der Deutschen Bahn.

- VON ANGELA RIETDORF

ERKELENZER LAND Es ist eine ländliche Idylle. Die Bäume hängen übervoll mit Früchten: rotbackige Äpfel, grüne Birnen, im Unterholz wuchern Brombeeren. Dahinter sind die Oberleitun­gen der Bahn zu erkennen. Durch das Gebüsch führt ein schmaler Pfad zu sieben Bienenstöc­ken. Imkerin Ina Büscher hat sie vor einem Jahr auf dem Gelände der Deutschen Bahn nahe dem Herrather Bahnhof aufgestell­t. Es sei eine wunderschö­ne Fläche, findet Ina Büscher, und besonders gut für Bienen geeignet. „Die Damen haben sozusagen Home Office, sie müssen nicht weit fliegen“, sagt die Imkerin lachend.

Die Deutsche Bahn hat vor knapp zwei Jahren begonnen, Imker zu suchen, die ihre Bienenstöc­ke auf Brachfläch­en aufstellen, die der Bahn gehören. Die Bahn ist einer der größten Liegenscha­ftseigentü­mer in Deutschlan­d und hat etwa eine Milliarde Quadratmet­er Fläche identifizi­ert, auf der Bienen gehalten werden können. Die Nachfrage bei den Imkern ist groß. 1400 haben sich gemeldet, deutschlan­dweit wurden 750 Flächen vergeben. Eine davon im ländlichen Herrath.

Ina Büscher hat ihre Leidenscha­ft für Bienen spät entdeckt. „Ich habe angefangen, mich damit zu beschäftig­en, als die Kinder groß waren“, erzählt die Imkerin, „früher hatte ich sogar Angst vor Insekten.“S Ina Büscher Imkerin Safari - Match me if you can, The Equalizer 2,

Erst seit zwei Jahren hat sie eigene Bienenvölk­er, etliche im heimischen Erkelenz und jetzt Ablegervöl­ker in Herrath. Von März bis September ist sie mit der Pflege ihrer Bienen beschäftig­t. Schon die Annäherung muss sorgfältig vorbereite­t werden. Büscher bestückt einen sogenannte­n Smoker mit Eierpappen und anderem brennbaren Material. „Die Bienen sind jetzt schwer einzuschät­zen“, erklärt sie, „die Drohnen fehlen, und dadurch ist die Stimmung im Stock schlechter.“Doch als sie den ersten Stock öffnet, zeigen sich die Bienen gleichmüti­g. „Dieses Volk ist recht sanftmütig“, sagt sie. Das Nachbarvol­k sei aggressive­r, dafür seien auch die Erträge höher. Also entweder mehr Honig oder weniger Stiche – das ist die Wahl, vor der Imker stehen. Ina Büscher hat in diesem Jahr bereits mehr als 100 Kilogramm Honig geerntet. Und dabei sind in Herrath noch einige junge Völker dabei, die ihren Honig noch komplett behalten können. Etwa 40 Kilo Honig pro Volk und Jahr seien der durchschni­ttliche Ertrag, berichtet die Imkerin. Die Nähe zur Bahn macht den Insekten nichts aus. „Sie sind nicht gestresst“, sagt Büscher, die die Herrather Völker mit denen in Erkelenz vergleiche­n kann. Um die Pflege der Fläche muss sich Ina Büscher nicht kümmern. „Das übernimmt laut Vertrag die Bahn“, sagt sie. Insgesamt schwirren rund 140.000 Bienen auf dem Herrather Bahngeländ­e herum. Die Herrather scheint es zu freuen. „Ich bekomme viel positive Resonanz auf die Bienenstöc­ke“, sagt die Imkerin.

Bundesweit haben mehr als 30 Millionen Bienen auf Flächen der Deutschen Bahn eine neue Heimat gefunden.

„Die Damen haben Home Office, sie müssen nicht weit fliegen“

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FOTO: JÖRG KNAPPE Imkerin Ina Büscher hält ihre Bienen auch in Herrath auf dem Bahngeländ­e.

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