SPD verliert auch bei Migranten an Rückhalt
Studienergebnis Forscher vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) haben ermittelt, dass CDU und CSU die beliebtesten Parteien bei Menschen mit Migrationshintergrund sind. 43,2 Prozent der Befragten mit Migrationsgeschichte äußerten Rückhalt für die Unionsparteien. Die SPD musste gegenüber der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2016 Einbußen von mehr als 15 Prozentpunkten hinnehmen. Damals war sie bei Migranten die beliebteste Partei, jetzt kommt sie auf nur noch 25 Prozent Rückhalt. Auch die Grünen sackten leicht ab, die AfD konnte sogar auf niedrigem Niveau zulegen, auf 4,8 Prozent.
Erklärung Das starke Minus bei der SPD sei „vor allem auf den deutlichen Vertrauensverlust bei den Türkeistämmigen zurückzuführen“, heißt es in dem SVR-Bericht. Diese hätten 2016 noch zu knapp 70 Prozent die SPD als liebste Partei genannt. In der neuen Erhebung habe sich dieser Wert nahezu halbiert auf 37 Prozent.
Methode Die Studie ist Bestandteil des „Integrationsbarometers“des SVR. 9300 Menschen wurden dafür im Zeitraum von Juli 2017 bis Januar 2018 befragt. Davon haben 3500 Teilnehmer einen Migrationshintergrund. die Stimmung in dem Land, dessen Befindlichkeit die „Neue Zürcher Zeitung“kürzlich als „toxisch, gewittrig, nervös und aggressiv“beschrieb und dessen (a)soziale Netzwerke nicht selten an Jauchekübel erinnern?
Was ist los bei uns, wo es einer kleinen Minderheit miserabel, einer schmalen Oberschicht formidabel, einer breiten Mittelschicht passabel geht, und wo fast alle mit öffentlich bekundeter schlechter Laune spendabel verfahren? Das Problemkind ist die Mittelschicht. 2008 schrieb die „Zeit“, wenn die Volksparteien nicht garantieren könnten, dass es der großen Mehrheit in zehn Jahren besser gehe, verwirkten sie ihre Legitimation. Wir müssten uns dann demokratisch ganz warm anziehen. Die Sorge ist anno 2018, dass die Deutschen Schönwetter-Demokraten sind und nicht so fest zur Demokratie stehen, wenn es konjunkturell durchs Dach tropft. Die politischen Krisengewinner lauern. Das ist wohl die ärgste Bilanz, wenn über die Ära Merkel geurteilt werden wird: dass das Land ungenügend auf magere Jahre vorbereitet wurde, dass es an mitreißendem Reformschwung mangelte. Die miese Laune, gespielt oder nicht, zeugt von Angst. „German Angst“darf nicht „Made in Germany“ersetzen.
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