Rheinische Post Erkelenz

In der Welt zu Hause, durch den Sport vereint

Der Kreissport­bund Heinsberg hat ein Pilotproje­kt beendet: Im Programm „Integratio­n durch Sport“absolviert­en zwölf Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren aus sechs Nationen eine Ausbildung zum Sport- und Gruppenhel­fer.

- VON HENDRIKE SPAAR

KREIS HEINSBERG In der Turnhalle der Sonnensche­inschule in Heinsberg ist der Boden übersät mit kleinen bunten Hütchen, die zu einem Slalom angeordnet sind. Mit dem Ball am Fuß sollen die jungen Teilnehmer versuchen, den Parcours zu absolviere­n, dafür den linken und den rechten Fuß gebrauchen. Während das bei den meisten Jungs schon ganz gut klappt, haben Emily und Jule noch kleinere Probleme mit der Koordinati­on, aber zum Glück gibt es ja den 16 Jahre alten Donski, der kurz ein paar knappe Anweisunge­n und Tipps gibt.

Donski stammt aus dem Irak und hat mit dem Syrer Ali die Übungseinh­eit zum Thema „Dribbeln und Passen“vorbereite­t. Alle sind Teilnehmer der zweiten Sport- und Gruppenhel­ferausbild­ung, die der Kreissport­bund Heinsberg anbietet. Getragen wird die Ausbildung durch Bundesmitt­el „Wir im Sport“, die über den Deutschen Olympische­n Sportbund und den Landesspor­tbund NRW vergeben werden. Kooperatio­nspartner sind unter anderem noch die Bezirksreg­ierung Köln und das Kommunale Integratio­nszentrum des Kreises Heinsberg sowie Sportverei­ne aus dem Kreis. „Wir hoffen, dass diese Maßnahme Schule macht und von anderen Kommunen übernommen wird“, sagt Dieter Bransch, Fachkraft „Integratio­n durch Sport“beim KSB Heinsberg.

Denn bei dieser speziellen Ausbildung zum Sport- und Gruppenhel­fer geht es um viel mehr, als „nur“junge Menschen für sportliche Aufgaben an Schulen und Vereinen zu gewinnen. „Das Besondere an dieser Maßnahme ist der integrativ­e Charakter“, sagt Bransch. Und so wurden Schüler verschiede­ner Schulen, hier speziell aus den integrativ­en Klassen angesproch­en, um die Ausbildung zum Sport- und Gruppenhel­fer zu absolviere­n. Branschs rechte Hand bei diesem Pilotproje­kt ist Hans-Jürgen Peisen, Sportlehre­r der Europaschu­le Erkelenz. An der Erkelenzer Realschule werden schon seit Jahren Sporthelfe­r ausgebilde­t, die im Schulallta­g Sportangeb­ote in den Pausen anbieten oder bei der Organisati­on von schulüberg­reifenden Turnieren helfen. „Das große Ziel ist es letztlich, die Jugendlich­en dafür zu begeistern, irgendwann mal einen Übungsleit­erschein zu machen, so dass Schule und Vereine davon profitiere­n. Und die Jugendlich­en in den Vereinen die Integratio­nsarbeit weiterführ­en“.

Zwei Wochen lang dauert die Ausbildung, in der Theorie und Praxis vermittelt werden. Den ersten Teil absolviert­en die angehenden Sportund Gruppenhel­fer in den Osterferie­n, den zweiten in den Herbstferi­en. „Diese Pilotproje­kt ist schul- und kulturüber­greifend“, sagt Peisen mit Blick auf die Teilnehmer, die aus dem Irak, Syrien, Russland, Deutschlan­d, der Türkei oder aus Portugal stammen und von allen Schulforme­n zusammenge­kommen sind. Um die kulturelle Vielfalt zu verdeutlic­hen, durften die Teilnehmer zu Beginn des Lehrgangs auf einer großen Weltkarte markieren, woher sie stammen. „Und das Schöne daran ist, es macht überhaupt keinen Unterschie­d, woher die Schüler kommen oder an welcher Schule sie sind. Nach ganz kurzer Zeit gibt es keine Sprachbari­erren mehr und alle sehen sich als große Einheit“, sagt Peisen.

Das wird auch schnell deutlich, als es darum geht, die Stunde von Donski und Ali zu besprechen. Während Hans-Jürgen Peisen sich auf einer kleinen blauen Karteikart­e ein paar Infos notiert hat, die er anspricht, sagen die Teilnehmer einfach alles, was ihnen in den Sinn kommt, üben Kritik und sprechen Lob aus. Auch Hans-Jürgen Peisen ist am Ende recht angetan von dem, was die beiden 15- und 16-Jährigen auf die Beine gestellt haben. „Eure Übungsfolg­e hatte einen idealen Steigerung­saufbau“, lobt der Sportlehre­r. Donski ist hingegen selbstkrit­ischer: „Wir hätten noch einiges besser machen können, auch wenn die Stunden im Großen und Ganzen so abgelaufen ist, wie wir sie und vorgestell­t haben. Allerdings habe ich eine potenziell­e Gefahrenqu­elle übersehen, da hätte ich im Vorfeld drauf achten müssen.“

Die nächste Chancen, es noch besser zu machen werden Donski und die anderen Teilnehmer am 21. November bekommen. Dann werden sie beim Aktionstag „Verein trifft Schule“in Oberbruch ihr erworbenes Wissen erneut anwenden können. „Es wird auf jeden Fall eine Fortsetzun­g diese Pilotproje­ktes geben“, versichert Bransch, „das Interesse bei den Schulen war gleich riesengroß“. Vor allem vonseiten der Berufskoll­egs sei die Nachfrage so groß gewesen, so dass es wohl einen gesonderte­n Lehrgang geben wird. „Die Idee ist es, weitere Lehrgänge im Kreisgebie­t anzubieten“, sagt Bransch, „denn der Lehrgang ist auch speziell für die Vereinswel­t ein Gewinn und besitzt hohen Stellenwer­t, um den integrativ­en Gedanken im Sport leben zu können.“

„Wir hoffen, dass diese Maßnahme Schule macht“

Dieter Bransch

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Für die Jugendlich­en des Sporthelfe­rlehrgangs des Kreissport­bundes Heinsberg geht es bei dieser Übung darum, gemeinsam zu agieren und Hilfestell­ung wie beim Handstand zu geben. Sportlehre­r Hans-Jürgen Peisen (blaues T-Shirt) und Dieter Bransch vom Kreissport­bund geben ihrerseits Hilfestell­ungen und Ratschläge.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Für die Jugendlich­en des Sporthelfe­rlehrgangs des Kreissport­bundes Heinsberg geht es bei dieser Übung darum, gemeinsam zu agieren und Hilfestell­ung wie beim Handstand zu geben. Sportlehre­r Hans-Jürgen Peisen (blaues T-Shirt) und Dieter Bransch vom Kreissport­bund geben ihrerseits Hilfestell­ungen und Ratschläge.

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