Rheinische Post Erkelenz

Mit Werner Peschmann ist ein einzigarti­ger Mensch gestorben

- VON HANS GROOB

So wie er als „gesunder Wonnepropp­en“(das ist verbrieft) am 29. September 1937 auf die Welt gekommen ist, so umtriebig und stolz hat er sie, allerdings ohne Vorwarnung unerwartet, am 20. Oktober im Alter von 81 Jahren wieder verlassen. Am Dienstag, 30. Oktober, tritt er nach einer Trauerfeie­r, die um 13 Uhr in der Wassenberg­er Waldkapell­e beginnt, seine letzte Reise an: Die Rede ist von Werner Peschmann, einem Wassenberg­er mit großem Namen aus dem Bereich des Sports und als Unternehme­r.

Die Sportlichk­eit war Werner und auch seinem zwei Jahre älteren Bruder Günter quasi in die Wiege gelegt, waren die Eltern Gertrud und Alfred Peschmann doch schon in den 1930er Jahren vom „Virus Motorradfa­hren“infiziert, den sie auf ihre Söhne übertrugen. Zunächst aber begann Werner mit zehn Jahren als Sieger eines Rennens beim Radsportve­rein Wassenberg, fand aber auch Gefallen am Seifenkist­enrennen. Die ersten Sporen verdiente er sich dabei im Heimatort, wo die damalige Bergab-Straßenstr­ecke in der Wassenberg­er Oberstadt von sage und schreibe mehr als 10.000 Menschen gesäumt wurde. Noch mehr waren es in Hamburg bei der Deutschen Seifenkist­en-Meistersch­aft der Adam Opel AG. Das Ergebnis für den 13-Jährigen – ausgeschie­den wegen einer Reifenpann­e. Der Seifenkist­e entwachsen, folgte Mitte der 1950er der Umstieg aufs Motorrad: Moto-Cross, Such- und Hindernisf­ahrten, aber auch Motorradfu­ßball. Hier war Siegertyp Werner sogar Mitspieler in einem MoFu-Länderspie­l Deutschlan­d gegen Holland.

Und im Moto-Cross-Sport waren die Gebrüder Günter und Werner Peschmann über die deutsche Grenze hinaus in Holland, Belgien und Frankreich eine Qualitätsm­arke. Werner fuhr erfolgreic­h in drei Klassen, 250er, 500er und Seitenwage­n. Was einmal klein in einer Kiesgrube hinter „Alt Holland“angefangen hatte, brachte nun viel Erfolge, wovon noch heute Siegerkrän­ze und Pokale in Privat-, Geschäftso­der Lagerräume­n zeugen. Mit dem „Schmiermax­en“Robert Fietz wurde Werner Peschmann sogar Deutscher Meister im Seitenwage­nrennen. Die „Peschmänne­r“, die unter anderem im Rennsattel von bekannten Motorradma­rken wie Maico, Dürkopp, DKW, BSA, Norton, Hoffmann und Ariel saßen, lockten zig tausende Zuschauern an die Crosspiste­n der Nachbarlän­der, aber auch in Elmpt, Euskirchen, Hückelhove­n – und natürlich Wassenberg „Am Stern“(Oberstadt) oder in Rothenbach (Sandgrube). Damals übertrug auch der legendäre NWDR-Rundfunk oder das Fernsehen.

1964 hängte Werner Peschmann Sturzhelm, Handschuhe und Renndress an den Nagel und stieg in das vom Vater gegründete Abschleppu­nternehmen Peschmann ein, das seinen Sitz genau auf der „Grenze“zwischen Myhl und Wassenberg an der Erkelenzer Straße hat. Hier betrieb er auch lange die bekannte Gaststätte „Pilsstübch­en“, von der man sage, dass dort anstatt Bier „Renngerste“verzehrt wurde. Zur Ruhe setzen, das war für Werner Peschmann ein Fremdwort. Obwohl die Firma schon lange an Sohn Ralf übergeben worden war, sah man den Seniorchef quasi bis zuletzt am Steuer eines Bergungsbo­liden der Kategorie zwischen 40 oder sogar 100 Tonnen.

Mit Werner Peschmann wird am Dienstag ein einzigarti­ger Mensch zu Grabe getragen, der durch sein Wirken viel für das Ansehen Wassenberg­s getan hat.

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FOTO. PRIVAT Moto-Cross-Rennlegend­e Werner Peschmann saß auch mit über 80 Jahren in seiner Firma immer noch am Steuer eines Bergungskr­ans.

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