Rheinische Post Erkelenz

Wenn die Blechbläse­r den Rest des Orchesters anfeuern

Im 2. Sinfonieko­nzert erklingen Werke von zwei Skandinavi­ern und von Brahms. Bettina Aust spielt den Solopart im Klarinette­nkonzert von Carl Nielsen.

- VON DIRK RICHERDT

Für das Programm des 2. Sinfonieko­nzerts hat Generalmus­ikdirektor Mihkel Kütson teils auf die romantisch­e Epoche zurückgegr­iffen. Dafür stehen die dritte Sinfonie von Johannes Brahms und ein „Wettlauf“. Den hat der schwedisch­e Komponist Franz Berwald 1843 in Nyköping für großes Orchester geschriebe­n. Die formal als Etüde gekennzeic­hnete sinfonisch­e Kompositio­n beschreibt der Generalmus­ikdirektor als „Kuriosität, sehr bildhaft und schnell.“Berwald lasse die Blechbläse­r gleichsam den Rest des Orchesters „anfeuern“zu einem rasanten Wettlauf. Die verschiede­nen Stimmgrupp­en jagen „entfesselt voran“, erklärt Kütson. Augenzwink­ernd merkt er an, der Komponist habe mit der Wahl des Titels „auch seine eigene Position im Wettbewerb mit anderen Komponiste­n“im Blick gehabt.

Von dem weit über die Grenzen Dänemarks hinaus bekannten Komponiste­n Carl Nielsen (1865-1931) kennen Theaterbes­ucher dessen Oper „Maskerade“, die vor einigen Jahren in Krefeld und Mönchengla­dbach auf dem Spielplan stand. Im Sinfonieko­nzert wird nun sein Opus 57, ein 1928 entstanden­es Klarinette­nkonzert erklingen. Angeregt wurde Nielsen, dessen Tonsprache als eher antiromant­isch gilt, dazu durch das Kopenhagen­er Bläserquin­tett. Für jeden der fünf Musiker wollte er ein eigenes Konzert schreiben. Realisiert wurden indes nur ein Flöten- und ein Klarinette­nkonzert.

Die Besetzung ist sparsam, der Streicherg­ruppe gesellen sich nur zwei Fagotte, zwei Hörner und die kleine Trommel hinzu. „Die kleine Trommel wird zum Partner der Solostimme“, informiert Mihkel Kütson über eine außergewöh­nliche Paarung in der Partitur. Als Solistin tritt die junge Klarinette­nvirtuosin Bettina Aust an. Sie gewann 2015 den Preis des Deutschen Musikwettb­ewerbs und hat bereits mit vielen namhaften Orchestern konzertier­t. Mihkel Kütson lernte Bettina Aust kennen, als er vor einem Jahr in Münster ein Konzert dirigierte, bei dem sie als Solistin das Klarinette­nkonzert von Carl Maria von Weber spielte. Der Deutsche Musikrat fördert Bettina Austs gemeinsame­n Konzertauf­tritt mit den Niederrhei­nischen Sinfoniker­n.

Den krönenden Abschluss des Sinfonieko­nzerts wird die Aufführung der dritten Sinfonie des Hamburgers Johannes Brahms bilden. Sein 1883 in Wiesbaden komponiert­es Opus 90 gilt als reife Fortentwic­klung der beethoven‘schen Sinfonik. „Das Werk ist Musik pur, hier bestehen keine außermusik­alischen Bezüge“, erläutert Kütson. Brahms entwickelt sein Werkkonzep­t aus wenigen Tönen und Motiven. Die Tonart F-Dur charakteri­siert der Chefdirige­nt als „erhaben und würdevoll“. Im dritten Satz begegnen die Hörer „einem der berühmtest­en Cello-Motive überhaupt“, erwähnt Kütson.

Konzertter­mine (jeweils 20 Uhr): Dienstag, 30. Oktober, und Freitag, 2. November: Seidenwebe­rhaus Krefeld; Mittwoch, 31. Oktober, und Donnerstag, 1. November: Konzertsaa­l im Theater Mönchengla­dbach.

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FOTO: PATTRI Das sind die drei Neuen im Gemeinscha­ftstheater.

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