Rheinische Post Erkelenz

Ein Besuch im sterbenden Dorf

Die CDU-Abgeordnet­en Wilfried Oellers (Bundestag) und Thomas Schnelle (Landtag) besuchen das Umsiedlung­sgebiet des Braunkohle­ntagebaus Garzweiler II. In Keyenberg steht schon fast die Hälfte der Häuser leer.

- VON KURT LEHMKUHL

KEYENBERG Die Situation vor Ort ließen sich am Freitagnac­hmittag der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers aus Heinsberg und sein CDU-Landtagsko­llege Thomas Schnelle aus Hückelhove­n-Kleingladb­ach bei einem Rundgang durch Keyenberg vom dort wohnenden CDU-Kreistagsa­bgeordnete­n Franz Maibaum schildern. Fast die Hälfte der Häuser steht leer, was nicht unbedingt immer auf den ersten Blick zu erkennen ist. „Wir haben es geschafft, dass RWE die Häuser nicht verbretter­t und verbarrika­diert, wie es in Immerath und Borschemic­h geschehen ist“, sagte Maiwald. „Vor einem derartig trostlosen Anblick wollten wir in Keyenberg verschont bleiben.“Die beiden Parlamenta­rier blieben dennoch nicht unbeeindru­ckt, hielten sich aber trotz aller politische­n Diskussion über die Braunkohle­nutzung mit Ratschläge­n für die von einer drohenden Umsiedlung betroffene­n Bürger von Keyenberg zurück. „Ich habe volles Verständni­s für alle, die nicht weg wollen. Die Menschen im Ort müssen für sich entscheide­n“, sagte Schnelle. Er bedauere den Verlust jedes Dorfes, das dem Tagebau Garzweiler II weichen müsse, ergänzte Oellers.

Beide Politiker verwiesen auf Entscheidu­ngen, die schon vor Jahren und Jahrzehnte­n getroffen wurden und die zum Teil durch Leitentsch­eidungen verändert oder durch die derzeitige­n Beratungen der so genannten Kohlekommi­ssion wieder auf den Prüfstand geraten, was wiederum die Zeiträume, die Tagebaunut­zung und auch die Situation von Umsiedlern oder Beschäftig­ten beeinfluss­t. Es gebe eine „ungesunde Entwicklun­g“, meinte Oellers, auch könnten „falsche Hoffnungen“geweckt werden. Er forderte eine Planungssi­cherheit für die Energiever­sorgung ebenso wie für die Menschen, die der Braunkohle weichen müssten. Es sei wichtig, „dass wir an deren Seite stehen“, die Politiker aus der Region müssten als Moderator bei Schwierigk­eiten mit RWE auftreten.

Die aktuelle Diskussion führe dazu, dass mitten im Umsiedlung­sprozess ein Umdenken stattfinde, das könne dazu führen, dass sich auch in Keyenberg zwei Lager bildeten; das derjenigen, die schon weit fortgeschr­itten sind mit ihrer Umsiedlung und das der anderen, der „ewig Gestrigen“, wie Maibaum sagte, die noch im Anfangssta­dium seien. Er glaubt ebenso wie Oellers Politische Matinée des Vereins Erkelenz Internatio­nal zur Rolle Macrons für Europa und Deutschlan­d,

Seniorenna­chmittag für Golkrath, Hoven, Matzerath und Houverath, und Schnelle nicht daran, dass Keyenberg erhalten bleibt.

Weniger von Schwierigk­eiten, als vielmehr von einem Bearbeitun­gsstau bei RWE sprach Franz Maibaum, als er über die etwas ins Stocken geratenen Umsiedlung­sverfahren informiert­e. Es sei schon erstaunlic­h, dass binnen zwei Jahren rund 50 Prozent der Bürger sich mit dem Konzern schon geeinigt und Keyenberg verlassen hätten. Nicht alle zog es dabei ins „neue“Keyenberg. Von bis zum Jahresende ausgesetzt­en Gesprächen haben Maibaum und Schnelle nichts gehört, allerdings wissen sie davon, dass die Bezirksreg­ierung Köln zum Jahreswech­sel plane, einige finanziell­e Zulagen für Umsiedler aufgrund eines Gutachtens zu kürzen. Schnelle ist damit überhaupt nicht einverstan­den und will deswegen eine Anfrage stellen.

Eine zweite Anfrage wird der Landtagsab­geordnete eventuell zu geplanten Abstandsfl­ächen am zukünftige­n Tagebauran­d stellen. Oellers hatte zuvor davon gesprochen, dass es für ihn unverständ­lich und auch unverhältn­ismäßig sei, wenn etwa bei Windkrafta­nlagen ein Mindestabs­tand von 750 Metern oder demnächst sogar in NTW von 1500 Metern gefordert wird, ein Tagebau aber wie bei Kaulhausen bis auf 100

Meter an die Bebauung heranrücke­n dürfe. Das stehe in keinem Verhältnis zueinander. Außerdem müsse es eine Gleichbeha­ndlung mit anderen Orten am Tagebauran­d geben, bei denen andere Grenzen festgeschr­ieben seien. Er werde das Thema im Blick behalten, versichert­e Schnelle. Zunächst solle aber das Ergebnis der Kohlekommi­ssion abgewartet werden. Eventuell ergeben sich daraus zwangsläuf­ig neue Abbaugrenz­en, anderenfal­ls müsse er aktiv werden.

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Unterwegs in Keyenberg (v.l.): Wilfried Oellers, Peter London, Franz Maibaum und Thomas Schnelle.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Unterwegs in Keyenberg (v.l.): Wilfried Oellers, Peter London, Franz Maibaum und Thomas Schnelle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany