Vermögend und volksnah
Friedrich Merz ist seiner Heimat treu geblieben – und leistet sich Luxus.
DÜSSELDORF Der Schnadegang im sauerländischen Brilon ist ein Volksfest mit langer Tradition. Seit 1388 gehen die Bürger alle zwei Jahre ihre Stadtgrenze ab – um zu schauen, ob ihre Grenzsteine noch stehen. Was früher von großem Ernst war, ist heute ein Event zum Netzwerken. Einer, der dabei selten fehlt, ist Friedrich Merz. Auch dieses Jahr ließ der gebürtige Briloner in seinem Terminkalender dafür eine Seite frei.
Mit seiner Heimat sei Merz nach wie vor eng verbunden, nicht nur weil er sich auch regelmäßig auf Schützenfesten blicken lasse, in Arnsberg lebe und dort auch zusammen mit seiner Frau Charlotte, die das örtliche Amtsgericht leitet, die drei gemeinsamen Kinder großgezogen habe, berichten Parteifreunde. Auch mit ihrer Bildungs-Stiftung täten die Merz’ viel Gutes, etwa für Kinder.
Doch ganz so volksnah nehmen Merz in seiner sauerländischen Heimat nicht alle wahr. Häufig weile er in seinem Haus am Tegernsee; die „Bild am Sonntag“berichtete, er leiste sich das teure Hobby Fliegen und besitze zwei Flugzeuge im Millionenwert, von denen er eines über eine eigene Gesellschaft vermiete. Tatsächlich firmierte er offenbar zuletzt als Geschäftsführer einer Verwaltungsgesellschaft namens „Volatus“in Arnsberg, seinem Wohnort. Merz äußerte sich zu den Informationen nicht.
Dass Merz vermögend ist, kann nicht überraschen. Nach seinem Ausstieg aus der Politik vor knapp zehn Jahren übernahm er diverse Aufsichtsratsposten in Unternehmen und arbeitete zeitweise als Partner für die Anwaltssozietät Mayer Brown. In diesen Kreisen sind Stundenhonorare in mittlerer dreistelliger Höhe üblich. Heute arbeitet Merz für die Anwaltskanzlei Mayer Brown noch als Senior Counsel.
Der Auftrag, die einstige Landesbank von NRW, die WestLB, zu verkaufen, brachte ihm Tagessätze von 5000 Euro ein – was auch damals schon scharf kritisiert wurde. Vergleichsweise bescheiden nimmt sich dagegen die Vergütung für den Posten des Aufsichtsratschefs beim Köln/Bonner Flughafen aus, die im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht bei etwas mehr als 13.000 Euro lag. Das Salär als Chefaufseher beim Vermögensverwalter Blackrock Deutschland dürfte hingegen um einiges darüber liegen.
Für Unternehmen und Verbände – er arbeitete zeitweise auch für den Verband der Chemischen Industrie und sitzt im Aufsichtsrat der Düsseldorfer Bank HSBC Trinkaus – ist Merz insbesondere aufgrund seiner politischen Kontakte wertvoll. „Er soll dort als Türöffner fungieren, Aushängeschild sein“, sagte einer, der einst selbst bei Blackrock beschäftigt war. Trinkaus soll laut Medienberichten auch in die Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäfte involviert sein, mit denen der Fiskus betrogen wurde. die Bank dementierte dies allerdings, und auch Merz verurteilte diese Machenschaften scharf.
Er selbst kündigte an, auf all diese Positionen zu verzichten, wenn er zum CDU-Bundesvorsitzenden gewählt wird.
Merz will auf all seine lukrativen Posten verzichten, wenn er zum CDU-Chef gewählt wird