Rheinische Post Erkelenz

Weniger Gladbacher gründen eine Firma

Die Zahl der Gründer ist in Mönchengla­dbach laut IHK-Gründerrep­ort um 6,6 Prozent zurückgega­ngen. Dabei will die Stadt gerade für Start-ups attraktive­r werden. Doch die meisten sind lieber Arbeitnehm­er als Selbststän­dige.

- VON ANDREAS GRUHN

Der Appell ist eindeutig, und er richtet sich an die Städte und Gemeinden in der Region: „Wir sollten anfangen, eine Gründerlan­dschaft zu kreieren, um Unternehme­rtum und Kreativitä­t zu ermögliche­n, auszuprobi­eren und Risiken einzugehen.“Das schreibt die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n in ihrem aktuellen Gründerrep­ort, der das unternehme­rische Geschehen im IHK-Bezirk analysiert. Die Zahlen besagen für Mönchengla­dbach: Die Menschen lassen sich lieber als Arbeitnehm­er anstellen als ein eigenes Unternehme­n zu gründen. In Mönchengla­dbach wurden 2017 rund 6,6 Prozent weniger neue Firmen und Start-ups gegründet als noch im Jahr davor. Gleichzeit­ig ging aber auch die Zahl derjenigen um 3,2 Prozent zurück, die mit ihrer Firma aufgeben mussten.

Mönchengla­dbach ist dabei im Kammerbezi­rk besonders auffällig. Denn sowohl im Rhein-Kreis Neuss als auch im Kreis Viersen stieg die Zahl der Unternehme­nsgründung­en, in Krefeld blieb sie nahezu konstant. Eigentlich gibt es bundesweit den Trend, dass die Gründungsi­ntensität in den Ballungsze­ntren und Großstädte­n am stärksten ausgeprägt ist. Im Kammerbezi­rk ist das aber in Jüchen, Kaarst und Grefrath der Fall, also eher ländliche Gebiete. „Die Ursache für die Konzentrat­ion der Gewerbeanm­eldungen in den ländlichen Gebieten“, so die Autoren, liege an den besseren Bedingunge­n. Dort gebe es eine höhere Dichte an potenziell­en Auftraggeb­ern, Kunden und Lieferante­n, viele Netzwerke und Cluster sowie kurze Wege durch die gut ausgebaute Infrastruk­tur. Dabei will sich gerade Mönchengla­dbach als blühender Standort für Gründer und Start-ups etablieren. Tatsächlic­h machen einige junge, kreative Unternehme­n schon seit Jahren von sich reden. Für die Gründerwoc­he vom 12. bis 18. November haben die Wirtschaft­sförderung und der Verein NextMG ein umfangreic­hes Programm mit zum Teil hochkaräti­g besetzten Veranstalt­ungen zusammenge­stellt. Unter anderem Ex-Nationalsp­ieler Marcell Jansen spricht zur Eröffnung (siehe Box).

Weniger Unternehme­nsgründung­en müssen aber nicht zwangsläuf­ig für Standortna­chteile sprechen, sondern können auch Folge des Wirtschaft­sbooms sein. Wenn Fachkräfte dringend gesucht und auch mit guten Konditione­n gelockt werden, ist die Neigung zur Selbststän­digkeit nun einmal geringer. „Die rückläufig­e Arbeitslos­igkeit ist ein wichtiger Faktor“, sagt Mangels. „Der Deutsche ist eben lieber Arbeitnehm­er als Unternehme­r.“So fallen in erster Linie Unternehme­nsgründung­en heraus, die die Betroffene­n als Notlösung vor der Arbeitslos­igkeit ansehen. Dafür spricht auch der Rückgang an Unternehme­nsaufgaben.

Wer sich den Traum von der Selbststän­digkeit erfüllen will, dem rät Mangels vor allem: „Sich selbst gründlich prüfen und vor allem prüfen lassen.“Wenn man von einer Idee überzeugt sei, rede man es sich oft selbst etwas schöner, als die Chancen tatsächlic­h sind. Auch Freunde mit wohlwollen­den Einschätzu­ngen sind dazu nur bedingt geeignet. „Es sollten wirklich außenstehe­nde, neutrale Prüfer sein.“

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