Prosa-Miniaturen einer Bildhauerin
Renate Fellner erzählt in ihrem Buch „Verwelkte Blumen pflückt man nicht im Frühling“zwölf Kurzgeschichten.
Renate Fellners Herz schlägt für die Bildhauerei, am liebsten arbeitet sie in Bronze. Doch die Odenkirchenerin hat sich künstlerisch nie mit Monokultur begnügt. Das belegen ihre Theaterstücke, die sie mit Kindern einstudierte, ihre Erfolge als Gesangslehrerin und ihre lyrischen Arbeiten, die der Komponist Norbert Laufer vertonte.
Mit ihrem bibliophil aufgemachten Büchlein „Verwelkte Rosen pflückt man nicht im Frühling“(Leinen, Fadenbindung, Prägedruck, 95 Seiten; 17,90 Euro) hat Fellner den Schritt zur Prosa getan. Entstanden sind in den letzten drei Jahren zwölf Kurzgeschichten, die nun in einer Auflage von 200 Exemplaren erscheinen. Die Buchhandlungen Degenhardt, Wackes und Prolibri haben das Buch mit der rotweißen Rose auf dem Titel vorrätig. „Die Rose ist aus unserem Garten“, sagt Renate Fellner. Die abgebildete Rose ist nicht verwelkt, wie die letzte Geschichte andeutet, die von einer Witwe erzählt, die nach einem gelebten Leben eine neue Beziehung eingeht. Oder träumt sie nur davon? Das Buch – das ist Prinzip – lässt Fragen offen. Dazu die Autorin: „Es sind Geschichten für alle, die kurz lesen und lange darüber nachdenken möchten.“
Renate Fellner liebt Zwischentöne zwischen Aussagen, Mehrdeutigkeit ist ihr wichtig, Freude am Rätsel. Auch leise Melancholie („Adam und Helen“) durchzieht einige der literarischen Miniaturen, deren Erzählstränge zum Spekulieren einladen, ob das Geschilderte auf autobiografischem Grund fußt. Dabei wird selbst das Thema Suizid nicht ausgespart. Daneben begegnen skurrile, höchst eigenwillige Motive wie in der launigen Geschichte von einer zur Leseratte herangebildeten „Papiertonne“, die lieber in männlicher Ausprägung als „Papiertonner“firmieren würde.
Samstag, 10. November, 17 Uhr, liest die Autorin in ihrem Atelier (Kamphausen 171, 41363 Jüchen) öffentlich aus ihrem Buch. Anmeldung erbeten: Telefon 02166 603775.