Rheinische Post Erkelenz

Hospiz setzt auf Therapiehu­nd

Das Hospiz der Hermann-Josef-Stiftung setzt jetzt einen Therapiebe­gleithund ein, den Leiterin Christina Ide hat ausbilden lassen. Oskar hilft den Menschen gesundheit­lich und ist ihnen ein Wegbegleit­er.

- VON DANIELA GIESS

ERKELENZ „Guten Morgen, Oskar“, ruft Angelika Hendrix fröhlich. Schwanzwed­elnd läuft der Golden Retriever, der Hospiz-Leiterin Christina Ide gehört, zu der 71-jährigen Bewohnerin, die aus dem Mönchengla­dbacher Ortsteil Voosen stammt. Hunde mochte die schwer kranke Seniorin aus der Vitusstadt schon immer gerne. Früher hatte sie selbst einen. Und so freute sie sich, als sie vor drei Wochen in die Einrichtun­g an der Tenholter Straße kam und feststellt­e, dass der freundlich­e Vierbeiner hier jeden Tag anzutreffe­n ist.

Hospiz-Chefin Ide weiß schon lange, welche positive Wirkung Therapiebe­gleithunde auf Patienten haben. Deshalb beschloss die 37-Jährige, ihren vierbeinig­en Gefährten im Aachener Institut für tiergestüt­zte Arbeit ausbilden zu lassen. Welpenschu­le und Junghundes­chule hat er dort mit ihr gemeinsam durchlaufe­n. Danach kam die Ausbildung zum Therapiebe­gleithund. Ein halbes Jahr lang an jeweils einem Wochenende pro Monat.

Im Aachener Klinikum – dort arbeitete Christina Ide bis zu ihrem Wechsel ins Erkelenzer Hospiz im Januar als sogenannte Case-Managerin – war Oskar in der Radio-Onkologie und Strahlenth­erapie eingesetzt. Zuvor wurde ein spezieller Hygienepla­n für ihn erstellt, der auch in der Erkelenzer Einrichtun­g der Hermann-Josef-Stiftung weiterhin Gültigkeit hat. Als er gerade 13 Wochen alt war, nahm Ide ihn schon mit, um den späteren tierischen Mitarbeite­r möglichst früh an fahrende Betten, Rollstühle und Rollatoren zu gewöhnen.

Regeln, die unbedingt eingehalte­n werden müssen, wurden mit Hilfe einfacher Zeichnunge­n anschaulic­h gemacht. So ist die Küche im Erkelenzer Hospiz aus hygienisch­en Gründen für Oskar Tabuzone. Die Patientenz­immer sucht er nie allein auf, sondern immer nur in Begleitung seines Frauchens und auf ausdrückli­chen Wunsch der Bewohner. „Eine einzige Schmerztab­lette, die vielleicht auf den Boden gefallen ist, könnte für ihn schon tödlich sein“, warnt Christina Ide.

Rücksicht spielt eine große Rolle bei seinen Einsätzen. So darf Oskar nicht gestört werden, wenn er schläft. Auch das Füttern soll nur unter Aufsicht sein, damit die Besitzerin nicht den Überblick über seine Ernährung verliert. Um Oskar nicht zu überforder­n, dauert sein Arbeitsein­satz zwischen 20 und 30 Minuten am Tag. Christina Ide achtet auf Stressanze­ichen, stoppt dann sofort: „Er ist keine Maschine, sondern ein Lebewesen. Er soll Spaß dabei haben.“

Sie ist von der positiven Wirkung des Therapiebe­gleithunde­s fest überzeugt, hat schon im Erkelenzer Hospiz eine Patientin in einer schlimmen Ausnahmesi­tuation mit Oskars Hilfe beruhigen können. Das weiche, warme Fell des Tieres

kann noch mehr bewirken. Der Blutdruck werde gesenkt, Schmerzen würden gelindert oder sogar zum Verschwind­en gebracht. Der treue Weggefährt­e im letzten Lebensabsc­hnitt werde zum Freund, der keine Bewertung vornehme. „Das Aussehen des Menschen ist dem Hund völlig egal“, sagt Ide.

Bewohnerin Angelika Hendrix ist froh über ihren neuen Freund auf vier Pfoten. „Ich streichle ihn, wir unterhalte­n uns“, erzählt sie und strahlt. Sohn Andreas wohnt im Süddeutsch­en, kann die Mutter nicht so oft besuchen, wie er gerne möchte.

Oskar gehört zum Hospiz-Team, seit Christina Ide zum Jahreswech­sel dessen Leitung übernommen hat. Sie erzählt: „Wenn er mal zwei oder drei Tage nicht da ist, weil ich zum Beispiel viele Außentermi­ne habe, wird er schon schmerzlic­h vermisst.“

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Christina Ide, Leiterin des Erkelenzer Hospizes, ist zugleich Halterin eines gut ausgebilde­ten Therapiehu­ndes. Angelika Hendrix liebt das freundlich­e Wesen des Hundes.

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