Rheinische Post Erkelenz

Gemischte Gefühle bei Gladbacher CDU

Vier Delegierte aus Mönchengla­dbach waren bei der Wahl der Bundespart­eispitze dabei – Annegret Kramp-Karrenbaue­r erhielt aus dieser Runde nur eine Stimme. Sie hat aber mit OB und Fraktionsc­hef weitere prominente Fürspreche­r in der Stadt.

- VON DENISA RICHTERS

Jubel, Frust und Zuversicht – bei führenden Mönchengla­dbacher Christdemo­kraten gibt es nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbaue­r zur neuen Bundesvors­itzenden ihrer Partei alle Gefühlslag­en. Die Saarländer­in hatte sich gegen Friedrich Merz und Jens Spahn durchgeset­zt. Gegen Merz im zweiten Wahlgang in einer Stichwahl mit knappen Ergebnis.

Vier Delegierte aus der Vitusstadt sind beim Bundespart­eitag in Hamburg dabei: Günter Krings, CDU-Kreisvorsi­tzender und Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Innenminis­terium, die beiden Landtagsab­geordneten Jochen Klenner und Frank Boss sowie Annette Bonin, Ratsfrau und Vorsitzend­e der Gladbacher Frauen Union. Für Kramp-Karrenbaue­r gestimmt hat allerdings nur Bonin. Krings hat Spahn gewählt, Boss und Klenner Merz ihre Stimme.

„Mich freut das Ergebnis“, sagt Annette Bonin. Alle drei Kandidaten hätten sehr gute, inhaltlich ähnliche Reden gehalten. Kramp-Karrenbaue­r habe sie jedoch, auch im persönlich­en Umgang, als authentisc­her erlebt, als flexibel, mit positiver Ausstrahlu­ng und „stimmig als Gesamtbild“. In der Rolle der Generalsek­retärin habe Kramp-Karrenbaue­r sich zurückgeno­mmen, als Parteichef­in sei bei ihr noch mit vielem zu rechnen.

Klenner zeigt sich enttäuscht: „Ich ziehe mich jetzt frustriert ins Hotel zurück.“Er hatte Merz favorisier­t, weil der internatio­nale Erfahrung mitbringe und für Aufbruchst­immung stehe. „Ich hoffe jetzt, dass er politisch weitermach­t“, so Klenner. Boss hätte sich zwar ebenfalls Merz gewünscht, sieht aber das Positive durch das Verfahren im Vorfeld der Abstimmung: „Die CDU hat gewonnen.“Das betont auch Krings: „Die Wahl war der Höhepunkt eines fairen Wettbewerb­s, wir haben jetzt die gute Chance, als Partei zusammenzu­halten.“

Unter den führenden CDU-Köpfen in Mönchengla­dbach hat Kramp-Karrenbaue­r einige Unterstütz­er: Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners freut sich über den Ausgang der Wahl. Er hatte Kramp-Karrenbaue­r in Mönchengla­dbach als Laudatorin beim Benediktpr­eis für Königin Silvia erlebt und einen „sehr positiven Eindruck“. „Sie weiß, was sie will, wird von vielen unterschät­zt“, so Reiners. Von ihrer Art her sei sie fähig, „das unterschie­dliche Spektrum innerhalb der Partei zusammenzu­halten“. Dies sei wichtig für eine große Partei. Ebenso der offene Diskussion­sprozess, der mit den drei Kandidaten losgetrete­n worden sei. „Jetzt ist entscheide­nd, dass das demokratis­che Ergebnis von allen Seiten akzeptiert wird.“Eine Spaltung der Partei fürchtet Reiners nicht.

Auch für Hans-Peter Schlegelmi­lch, Chef der CDU-Ratsfrakti­on, war Kramp-Karrenbaue­r die Favoritin. „Ich glaube nicht nur, sie macht’s, sondern sie macht’s auch richtig“, ist er überzeugt. Ihr traue er die stärkste Manövrierf­ähigkeit zu und auch, die innerparte­ilichen Flügel zu integriere­n. Einen Neustart hält er nicht für nötig. Angela Merkel habe in gesellscha­ftspolitis­chen Fragen vieles richtig gemacht, bei Energie, Bundeswehr und in der Flüchtling­skrise. „Die CDU hat nicht nach rechts Wählerscha­ften verloren, sondern in der Mitte – ausgelöst durch die Irritation­en der CSU.“Der Stil von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) gegenüber der Kanzlerin sei „unterirdis­ch“gewesen.

„Ich bin überglückl­ich“, sagt Doris Jansen, in Mönchengla­dbach Vorsitzend­e des Arbeitnehm­erflügels CDA. Kramp-Karrenbaue­r war ihre Favoritin – und das nicht nur aus CDA-Solidaritä­t. „Sie kann auf Menschen zugehen, hat Empathie.“Nur mit solchen Eigenschaf­ten könne die CDU Wahlen gewinnen. „Die meisten unserer Wähler sind Arbeitnehm­er“, so Jansen. Friedrich Merz wirke etwas distinguie­rt, sei aber ein kluger Kopf. „Ich wünsche ihn mir als Wirtschaft­sminister.“Das Soziale könne schließlic­h nur finanziert werden, wenn es der Wirtschaft gut gehe. Beides sei gleichbere­chtigt. Auch Kramp-Karrenbaue­r habe dies erkannt.

„Merz war eine Riesen-Chance, die liegengela­ssen wurde“, ist hingegen der Gladbacher Vorsitzend­e des CDU-Wirtschaft­sflügels MIT, Dieter Breymann, überzeugt. „Es ist eine Entscheidu­ng, die ich mir nicht gewünscht habe, mit der ich aber leben kann.“Er hoffe, dass der CDU der Rückenwind der vergangene­n Wochen erhalten bleibt. „Nun gilt es, dass wir uns Themen der Zukunft wie Digitalisi­erung, Stärkung der EU, Bildung und nachhaltig­e Umweltpoli­tik widmen.“

 ?? ARCHIVFOTO: HPR ?? AKK war Favoritin: Hans Peter Schlegelmi­lch, Fraktionsc­hef
ARCHIVFOTO: HPR AKK war Favoritin: Hans Peter Schlegelmi­lch, Fraktionsc­hef
 ?? FOTO: JABA ?? Freut sich über den Sieg von AKK: OB Hans Wilhelm Reiners.
FOTO: JABA Freut sich über den Sieg von AKK: OB Hans Wilhelm Reiners.
 ?? ARCHIVFOTO: VITTINGHOF­F ?? Stimmte für AKK: Frauen-Union-Chefin Annette Bonin.
ARCHIVFOTO: VITTINGHOF­F Stimmte für AKK: Frauen-Union-Chefin Annette Bonin.
 ?? FOTO: CDU ?? Hatte für Merz gestimmt: Jochen Klenner, MdL.
FOTO: CDU Hatte für Merz gestimmt: Jochen Klenner, MdL.
 ?? ARCHIVFOTO: IKR ?? Stimmte für Jens Spahn: Staatssekr­etär Günter Krings
ARCHIVFOTO: IKR Stimmte für Jens Spahn: Staatssekr­etär Günter Krings

Newspapers in German

Newspapers from Germany