Neues Jazzformat kommt gut an
Beim Debüt der neuen Reihe „Jazz@Theaterbar“war das Theatercafé ausverkauft. Das Blue Motion Trio von Schlagzeuger André Spajic, der die Konzerte initiiert hat, begleitete die temperamentvolle Sängerin Soleil Niklasson.
André Spajic, Jazzdrummer und Initiator der neuen Konzertreihe im Theatercafé, ist aus dem Häuschen – vor Freude: „Ich bin happy wie sonst was“, gesteht er dem Publikum, das sich erwartungsvoll in der Theaterbar versammelt und mit Getränken für den zweistündigen Konzertabend eingedeckt hat. Der Grund: Das Debüt der vom Kulturbüro unterstützten Reihe „Jazz@Theaterbar“ist ausverkauft. Gutes Argument für eine Fortsetzung, meint nicht Spajic allein. „Das ist genau das richtige Format für die Stadt“,
„Ich bin happy wie sonst was“
André Spajic
Mein größter Wunsch ist Frieden“
Soleil Niklasson
befindet Ulrich Elsen, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Am St.-Nikolaus-Tag bietet Spajic mit seinem Blue Motion Trio ein Christmas Special. Er hat dafür seine Kontakte in der Jazzszene genutzt, um stolz einen Stargast ansagen zu können: Aus Bonn ist die in Chicago geborene und in Los Angeles aufgewachsene Emmy-Gewinnerin Soleil Niklasson angereist. Die farbige Sängerin im blumigen Kleid verbreitet vom ersten Auftritt an Herzenswärme, gute Laune – und Bekenntnisse. „Mein größter Wunsch ist Frieden“, sagt sie auf Englisch. Um sodann von ihrer aktuellen Begegnung mit einem syrischen Flüchtling in dem Hotel zu berichten, in dem sie heute eingecheckt hat. Voll Mitgefühl für das Geschick des Syrers widmet Soleil dem Entwurzelten ihr nächstes Lied: Und wünscht damitallen„Haveyourselvesamerry little Christmas“(mit dieser Textvariante).Das Stück klingt bei Soleil nicht sentimental. Die Sängerin mit der kehligen Bluesröhre und einer breiten Skala an Klangfarben variiert die Weihnachtssongs (darunter auch „Jingle Bells“und „Santa Claus is coming to Town“) in aufregend vitaler Art, die den Charakter der Songs gern gegen den Strich bürstet. Davon profitiert etwa das sonst an der Kitschgrenze angesiedelte Lied „Rudolph the red-nosed Reindeer“– bei diesem weiblichen Nikolaus, pardon: Niklasson, klingt es swinging, soulig und lässt Raum für Improvisation. Die dunkle Stimme auf Alt-Basis vibriert vor Energie, deren Output für den kleinen Saal fast zu gewaltig ausfällt.
Soleil Niklassons lebhafte Performance und aus christlichem Glauben gespeiste Publikumsansprache hätte keine stabile Grundlage ohne das grundsolide, filigrane und abwechslungsreiche Spiel des Blue Motion Trio, in dem André Spajic das Schlagzeug bedient: Der unspektakuläre Mainstream-Jazz der drei bedarf zu seiner mitreißenden Wirkung im Publikum keiner aufgesetzten Showeffekte. Ihre brillante spieltechnische Kunstfertigkeit präsentieren der Neusser Kontrabassist Walfried Böcker und vor allem der Kölner Klaviervirtuose Martin Sasse nonchalant und unprätentiös, aber stets treffsicher im Ausdruck. Man spürt, dass die Musiker in diesem routiniert aufspielenden Trio sich „blind“verstehen.