Geschmackvolle Reiseliteratur
Bereits als Jugendlicher lernte Autor Günter Arnolds die Liebenswürdigkeit italienischer Gastgeber kennen und bereist das Land bis heute. In seinem Buch geht er in lockerer Erzählart vor allem auf kulinarische Erlebnisse ein.
WEGBERG Das Land Italien stellt sich in seinen 23 Regionen sehr unterschiedlich dar. Diese Erfahrung hat Günter Arnolds im Laufe seiner mehr als 40 Jahre währenden Reisetätigkeit dorthin gemacht, wobei er 18 von ihnen aufsuchte. „Jede Region mit ihrer jeweiligen Natur hat sich ihre Eigenständigkeit bewahrt“, sagt er, „den Zugang dazu, den ich gewählt habe, ist das Essen, das ja Teil der Kultur ist.“So verschieden die Menschen auch kochten – so legten sie meist Wert darauf, die Nudeln „al dente“, also bissfest, zuzubereiten. Ebenso habe er die Italiener oftmals „al dente“kennengelernt – als handfest, liebenswürdig und überaus gastfreundlich.
In seinem neu erschienenen Buch „Und immer schön al Dente“unternimmt er rückblickend eine unterhaltsame kulinarische Italienreise und ermutigt seine Mitmenschen, sich auf Land und Leute einzulassen und so das „dolce vita“, das süße Leben, zu genießen. Um die Vielfältigkeit des Landes formal darstellen zu können, wechselt er zwischendrin das Genre: Neben einigen detailreichen und lebendig dargestellten Geschichten geben atmosphärische Beschreibungen das Flair von Städten wieder oder vermitteln protokollartige Aufzeichnungen eine Vorstellung von straffen Zeitplänen. Den Einstieg in die kulinarische italienische Welt und ihre Gepflogenheiten stellte dabei für Günter Arnolds sein Rombesuch im Alter von 20 Jahren dar. Bei einem Ausflug auf das Land lernte er die liebenswürdige Gastfreundschaft einer Großfamilie und das ausgiebige Mahl als ein zentrales Element des Tages kennen. Die damaligen Begebenheiten wurden bleibende Erinnerungen, die ihn prägten. Ebenfalls beeindruckte ihn die Bewirtung in einem Hotel an Silvester, die seinen Freunden und ihm als auswärtigen Gästen zuteil wurde.
Und eine Vorstellung davon, was einen im bekannten Restaurant „Latini“in Florenz erwarten könnte, ist in einem weiteren Kapitel von insgesamt 33 auf 230 Seiten nachzulesen: So folgt hier auf die Aufschnittplatte mit fast süßem Schinken und traditioneller Grützwurst die sämige Tomatensuppe und danach die Spezialität vom Rind, „Bistecca fiorentina“, vom Grill. Harte süße Kekse, die Cantuccini, in Süßwein oder Vin santo getunkt, runden das schmackhafte Menü ab. Der Autor stellt diese Erfahrung eindrücklich als Gesamterlebnis dar. An anderer Stelle vermittelt er mit der Beschreibung prägender städtischer Faktoren venezianisches Lebensgefühl, das sich etwa in einem Hotel wie dem „Ala“einstellt. So, laut Empfehlung des Schreibenden, am ehesten, wenn man untergebracht ist in einem der historischen Palazzos: „Die sich nach vorne auf eine kleine Piazza
öffnen und auf deren Hinterseite der unvermeidliche Kanal mit dem Anleger für die Boote liegt, die das Hotel versorgen und auch Gäste bringen.“Und wo beim Frühstück die ersten Gondeln an den Fenstern des Frühstücksraumes vorbeiziehen und der Blick von der kleinen Dachterrasse auf Venedig verzaubert.
Reisende sollten sich seiner Meinung nach auf Tempo und Mentalität des Landes einstellen und dessen Vielfalt wertschätzen. Er selbst hat zudem singende Metzgermeister, Kastanien röstende Bergwinzer, Käsehersteller mit väterlichen Gefühlen für ihre Produkte und ausgestiegene Spitzenköche in einer Berghütte getroffen. Dabei zog es ihn vor allem zu den Osterien, Trattorien und Restaurants abseits der Großstädte, die die traditionelle und regionale Küche hoch halten.