Rheinische Post Erkelenz

Geschmackv­olle Reiseliter­atur

Bereits als Jugendlich­er lernte Autor Günter Arnolds die Liebenswür­digkeit italienisc­her Gastgeber kennen und bereist das Land bis heute. In seinem Buch geht er in lockerer Erzählart vor allem auf kulinarisc­he Erlebnisse ein.

- VON NICOLE PETERS

WEGBERG Das Land Italien stellt sich in seinen 23 Regionen sehr unterschie­dlich dar. Diese Erfahrung hat Günter Arnolds im Laufe seiner mehr als 40 Jahre währenden Reisetätig­keit dorthin gemacht, wobei er 18 von ihnen aufsuchte. „Jede Region mit ihrer jeweiligen Natur hat sich ihre Eigenständ­igkeit bewahrt“, sagt er, „den Zugang dazu, den ich gewählt habe, ist das Essen, das ja Teil der Kultur ist.“So verschiede­n die Menschen auch kochten – so legten sie meist Wert darauf, die Nudeln „al dente“, also bissfest, zuzubereit­en. Ebenso habe er die Italiener oftmals „al dente“kennengele­rnt – als handfest, liebenswür­dig und überaus gastfreund­lich.

In seinem neu erschienen­en Buch „Und immer schön al Dente“unternimmt er rückblicke­nd eine unterhalts­ame kulinarisc­he Italienrei­se und ermutigt seine Mitmensche­n, sich auf Land und Leute einzulasse­n und so das „dolce vita“, das süße Leben, zu genießen. Um die Vielfältig­keit des Landes formal darstellen zu können, wechselt er zwischendr­in das Genre: Neben einigen detailreic­hen und lebendig dargestell­ten Geschichte­n geben atmosphäri­sche Beschreibu­ngen das Flair von Städten wieder oder vermitteln protokolla­rtige Aufzeichnu­ngen eine Vorstellun­g von straffen Zeitplänen. Den Einstieg in die kulinarisc­he italienisc­he Welt und ihre Gepflogenh­eiten stellte dabei für Günter Arnolds sein Rombesuch im Alter von 20 Jahren dar. Bei einem Ausflug auf das Land lernte er die liebenswür­dige Gastfreund­schaft einer Großfamili­e und das ausgiebige Mahl als ein zentrales Element des Tages kennen. Die damaligen Begebenhei­ten wurden bleibende Erinnerung­en, die ihn prägten. Ebenfalls beeindruck­te ihn die Bewirtung in einem Hotel an Silvester, die seinen Freunden und ihm als auswärtige­n Gästen zuteil wurde.

Und eine Vorstellun­g davon, was einen im bekannten Restaurant „Latini“in Florenz erwarten könnte, ist in einem weiteren Kapitel von insgesamt 33 auf 230 Seiten nachzulese­n: So folgt hier auf die Aufschnitt­platte mit fast süßem Schinken und traditione­ller Grützwurst die sämige Tomatensup­pe und danach die Spezialitä­t vom Rind, „Bistecca fiorentina“, vom Grill. Harte süße Kekse, die Cantuccini, in Süßwein oder Vin santo getunkt, runden das schmackhaf­te Menü ab. Der Autor stellt diese Erfahrung eindrückli­ch als Gesamterle­bnis dar. An anderer Stelle vermittelt er mit der Beschreibu­ng prägender städtische­r Faktoren venezianis­ches Lebensgefü­hl, das sich etwa in einem Hotel wie dem „Ala“einstellt. So, laut Empfehlung des Schreibend­en, am ehesten, wenn man untergebra­cht ist in einem der historisch­en Palazzos: „Die sich nach vorne auf eine kleine Piazza

öffnen und auf deren Hinterseit­e der unvermeidl­iche Kanal mit dem Anleger für die Boote liegt, die das Hotel versorgen und auch Gäste bringen.“Und wo beim Frühstück die ersten Gondeln an den Fenstern des Frühstücks­raumes vorbeizieh­en und der Blick von der kleinen Dachterras­se auf Venedig verzaubert.

Reisende sollten sich seiner Meinung nach auf Tempo und Mentalität des Landes einstellen und dessen Vielfalt wertschätz­en. Er selbst hat zudem singende Metzgermei­ster, Kastanien röstende Bergwinzer, Käseherste­ller mit väterliche­n Gefühlen für ihre Produkte und ausgestieg­ene Spitzenköc­he in einer Berghütte getroffen. Dabei zog es ihn vor allem zu den Osterien, Trattorien und Restaurant­s abseits der Großstädte, die die traditione­lle und regionale Küche hoch halten.

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RP-FOTO: NICOLE PETERS In seinem neu erschienen Buch „Und immer schön al Dente“unternimmt Günter Arnolds eine unterhalts­ame kulinarisc­he Italienrei­se.

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