Maria nimmt Kinder mit auf ihren Weg
„Der Weg der Maria“bis zu Geburt Jesu steht im Mittelpunkt einer Adventsgeschichte für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Irmgard Eberl (Text) und Paulina Reinmuth (Zeichnungen) haben das Büchlein verfasst.
WASSENBERG „Maria ist ein junges Mädchen. Sie wohnt in einem Ort, der Nazareth heißt. Nazareth liegt in den Hügeln von Galiläa. Maria lebt mit ihren Eltern in einem weißen Haus. Maria hilft ihrer Mutter beim Kochen. Sie brauchen nicht viele Möbel. Oft sitzen sie mit Freunden auf Teppichen oder auf Schaffellen auf dem Fußboden. Die Männer sitzen zusammen und die Frauen sitzen zusammen...“
So beginnt die Adventsgeschichte „Der Weg der Maria“, ein Büchlein, das Irmgard Eberl (Text) und Paulina Reinmuth (Zeichnungen) aus Wassenberg zum Vorlesen für Kinder von drei bis sechs Jahren kürzlich veröffentlicht haben. Einfache konkrete Sprache, kurze Sätze, die Kinder verstehen, kennzeichnen die Geschichte. Irmgard Eberl hat die Geschichte in ihrer Zeit als Leiterin der inklusiven Kindertagesstätte Rosengarten in Myhl kindgerecht aufgeschrieben und nun aus der Schublade hervorgeholt, damit Kindergärten und Familien mit dem Büchlein nach Belieben arbeiten können, so wie sie es im „Rosengarten“damals auch getan hat.
„Ich hatte mir vorgenommen, den Kindern zu erzählen, wie das früher gewesen ist und auch ein wenig vom Alltag und Leben einer jungen Frau im Morgenland einzubeziehen“, sagt Irmgard Eberl, Frau des langjährigen Pfarrers, Superintendenten und pensionierten Oberkirchenrats Klaus Eberl. Die Kinder hätten damals etwa die kleinen weißen Häuser der Geschichte gebastelt oder zum später beschriebenen Geburtstag Marias getanzt und gesungen. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt. „Man kann alles daraus machen.“Mit der biblischen Geschichte kindgerecht zu arbeiten, sie auch auszuschmücken, das ist ganz im Sinne der Autorin.
Dabei hat sich Irmgard Eberl durchaus Freiheiten genommen in ihrer Familiengeschichte. So schildert sie die erste Begegnung Marias mit Josef am Brunnen und beschreibt, wie sich beide verliebt haben. „Josef steht bei mir nicht im Stall in der Ecke, sondern übernimmt ein aktive Rolle, er ist fest eingebunden in die Geschichte und sehr präsent“, betont Eberl.
Und so ist es Josef, nicht Maria, der das Kind in die Krippe legt, damit sich Maria – sehr lebensnah – nach der anstrengenden Geburt ausruhen kann. Während die Begegnung mit den Hirten ein wichtige Rolle spielt, fehlen die in der Bibel nur bei Matthäus auftauchenden drei Waisen.
Das Besondere an dem Büchlein sind die geschickt mit den Texten verwobenen Zeichnungen der 16-jährigen Gymnasiastin Paulina Reinmuth. Ein in Wassenberg bekannter Name, Paulina ist Tochter des früheren Wassenberger Pfarrers und heutigen stellvertretenden Rundfunkbeauftragen beim WDR, Titus Reinmuth. Es schließt sich ein Kreis: Denn Paulina war Kindergartenkind bei Irmgard Eberl. „Schon damals war sie die Erste beim Malen und Basteln im Kreativraum“, erinnert sich Eberl an die früh sich zeigende kreative Ader der heute 16-Jährigen, die im Cuasanus Gymnasium natürlich Kunst als einen besonderen Schwerpunkt hat und gerne Kunst studieren würde. Die nach wie vor enge Verbindung der beiden befreundeten Familien Eberl und Reinmuth führte zur Idee zu dem gemeinsamen Buch-Projekt.
Paulinas Zeichnungen passen so schön zum Text, weil auch sie Kindern kreative Spielräume lassen, charakteristisch skizzieren und dennoch dezent abstrahieren. So sind etwa die Gesichter der Personen ausgespart, bei der Verkündigung an Maria erscheint keine Engelsfigur, stattdessen wird Maria von ins Zimmer einfallendem hellen Licht bestrahlt, und auch der Stern von Bethlehem ist nicht plakativ zu sehen, stattdessen leuchtet der Stall nach der Geburt geradezu von innen her und sendet Licht in die Umgebung aus. Wunderbar auch der doppelseitige Sternenhimmel, auf den die schlaflose Maria bei der Rast auf dem Weg nach Bethlehem blickt.
Dass das Büchlein, obwohl es übliche Krippenklischees mit Ochs und Esel ausspart, bei Kindern ankommt und viel Stoff zum Erzählen und eigenen Ausschmücken bietet, hat Irmgard Eberl mit Enkelsöhnchen Jakob (4) erfahren. Ein Leser-Kommentar im Internet hat beiden Autorinnen besonders gefallen: „...eine tolle Begleitung in die Adventszeit, die auch wunderbar von kleinen Kindern verstanden und erfasst werden kann.“